Dies stellt aber wahrlich keinen Beinbruch dar, schließlich war vor genau einer Woche diesbezüglich eine regelrechte Euphorie zu beobachten. Damals schoss nämlich die kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten innerhalb einer Woche um 64 Prozent auf 62.485 Kontrakte nach oben - den höchsten Wert seit September 2010. Auf Basis der aktuellen Daten vom Dienstag wurde nun ein leichter Rücksetzer auf 61.502 Futures (-1,6 Prozent) registriert, der sich als ganz normale Korrekturbewegung interpretieren lässt. In der Woche zum 26. Mai war auf dem erhöhten Niveau sowohl unter den Großspekulanten (Non-Commercials) als auch unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) ein leicht nachlassender Optimismus registriert worden.
Bei den Großspekulanten nahm die Netto-Long-Position auf Wochensicht von 51.280 auf 50.981 Futures (-0,6 Prozent) ab. Bei den Kleinspekulanten reduzierte sich die Netto-Long-Position von 11.205 auf 10.521 Kontrakte (-0,6 Prozent) in einer ähnlichen Größenordnung. Zur Erinnerung: Zum Jahreswechsel war der Optimismus großer und kleiner Spekulanten mit 30.022 bzw. 8.614 Futures deutlich geringer ausgeprägt. Damals bewegte sich der Silberpreis mit 15,73 Dollar signifikant niedriger als derzeit (16,74 Dollar), wenngleich mit Blick auf die deutlich verschobenen Futures-Positionen die Performance fast schon als "enttäuschend" bezeichnet werden kann.
Auf Seite 2: Credit Suisse im Silberrausch
Mitte Mai veröffentlichte die US-Wertpapieraufsicht Securities Exchange Commission (SEC) ihren Quartalsbericht über die Besitzverhältnisse Institutioneller Investoren beim weltgrößten Silber-ETF iShares Silver Trust. Aktuell hält das physisch besicherte Finanzprodukt auf fast 10.000 Tonnen Silber im Marktwert von über fünf Milliarden Dollar. Einmal pro Quartal wird von der SEC offengelegt, wie stark sich institutionelle Investoren in dem Silber-ETF engagiert haben. Ende März lag der Anteil dieser Investorengruppe bei 16,7 Prozent. Im ersten Quartal war bei der gehaltenen Silbermenge zwar ein Rückgang von 344 Millionen auf 336,5 Millionen Anteile (-2,2 Prozent) zu verzeichnen, einige große Investoren verspürten jedoch eine starke Kauflaune.
So baute zum Beispiel die Credit Suisse ihr Silber-Exposure innerhalb von drei Monaten kräftig aus und kaufte über sieben Millionen Anteile zu. Damit wurde die ursprüngliche Position um fast 300 Prozent erhöht und die Credit Suisse avancierte mit dem Silberinvestment in Höhe von über 151 Millionen Dollar damit zum größten Einzelinvestor beim iShares Silver Trust. Nicht ganz so ausgeprägt war die Kauflaune der US-Investmentbank JPMorgan Chase. Sie erhöhte ihre Position um 1,22 Millionen auf 6,02 Millionen Anteile und gilt damit als zweitgrößter Anteilseigner. Es gab unter großen Banken aber auch einige Pessimisten. Besonders stark reduzierten ihr Silberengagement unter den 15 größten Einzelinvestoren zum Beispiel Morgan Stanley (-40,6 Prozent auf 4,06 Millionen), Goldman Sachs (-39,6 Prozent auf 552.042) und Citigroup (-52,0 Prozent auf 1,21 Millionen). Nun darf man gespannt sein, wer mit seinen Transaktionen richtig lag.
Aus charttechnischer Sicht hat sich in der vergangenen Handelswoche ebenfalls Ernüchterung breitgemacht. Da die langfristige 200-Tage-Linie mittlerweile wieder unterschritten wurde und der Ausbruch aus dem Abwärtstrend keine chartinduzierten Anschlusskäufe auslöste, hat sich beim Silberpreis das Marktsentiment spürbar eingetrübt. Nun dürfte sich der seit Herbst vergangenen Jahres zu beobachtende Seitwärtstrend wieder fortsetzen. Ungemach droht jedoch, falls dessen untere Begrenzung nachhaltig unterschritten wird. Diese verläuft im Bereich von 15,50 Dollar.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.