Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) liefert einmal pro Woche ein Stimmungsbild der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. Darin informiert die Behörde über die in Silber-Futures eingegangenen Long- bzw. Short-Positionen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). So herrscht zum Beispiel Optimismus vor, wenn die jeweiligen Marktakteure stärker long als short (also netto long) positioniert sind, während überwiegender Pessimismus durch eine Netto-Short-Position angezeigt wird. Wie an den Goldmärkten wird auch der Silberpreis maßgeblich an den Terminbörsen beeinflusst, einige behaupten sogar manipuliert wird.
Der jüngste Stimmungsbericht wies für die Woche zum 29. September bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) einen markanten Anstieg von 152.140 auf 156.905 Kontrakte (+3,1 Prozent) aus. Damit fällt das allgemeine Interesse an Silber etwas höher als zum Jahreswechsel aus, unterschreitet das Niveau vor 12 Monaten jedoch um fast zehn Prozent. Die gestiegene Unsicherheit an den Aktienmärkten, ablesbar an diversen Volatilitätsindizes, hat sich bei Silber-Futures bislang offensichtlich noch nicht sonderlich positiv bemerkbar gemacht. Zur Erinnerung: Volatilitätsindizes auf deutsche Blue Chips (VDAX) und europäische Blue Chips (VSTOXX) haben sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt.
Per Saldo bekam der Optimismus großer und kleiner Spekulanten auf Wochensicht zwar einen Dämpfer, in der Tendenz zeigte dieser in den vergangenen zehn Wochen aber weiterhin nach oben. Dies war vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position von 4.245 Futures (21. Juli) auf aktuell 23.103 Kontrakte vervielfacht. Bei Kleinspekulanten (Non-Reportables) war während dieses Zeitraums lediglich ein leichter Zuwachs an Optimismus registriert worden. Von einem übertriebenen Optimismus kann gegenwärtig aber noch nicht gesprochen werden, schließlich waren in diesem Jahr bei Großspekulanten zeitweise Netto-Long-Positionen von über 50.000 Kontrakten gemeldet worden.
Auf Seite 2: Silber - nichts für schwache Nerven
Der Handel in Silber-Futures gilt als deutlich illiquider als vergleichbare Terminkontrakte auf Gold oder Rohöl. Die Kursschwankungsintensität fällt bei Silber daher in der Regel deutlich höher als beim gelben Edelmetall aus. Ende September übertraf zum Beispiel die historische 250-Tage-Volatilität des mit großem Abstand günstigsten Edelmetalls mit 25,4 Prozent die vergleichbare Risikokennzahl von Gold (17,4 Prozent) recht deutlich. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch ein Vergleich der aussagekräftigeren erwarteten Volatilitäten. So bewegt sich ein von der Terminbörse CBOE ermittelter Volatilitätsindex auf Silber mit 29,7 Prozent ebenfalls deutlich über seinem Pendant auf Gold, welches lediglich einen Wert von 16,7 Prozent anzeigt.
Dies führt dazu, dass Silber anfällig für Manipulationen ist. Wer über Silberinvestments langfristigen Vermögensschutz betreiben möchte, sollte deshalb stets im Hinterkopf behalten, dass Silber-Futures in erster Linie auf Zahlungs- und Lieferversprechen basieren. Ob diese im Falle von extremen Verwerfungen an den Finanzmärkten einzuhalten sind, darf bezweifelt werden. Nur ein Beispiel: Der aktuelle Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC wies für die Woche zum 29. September einen Open Interest (Anzahl offener Kontrakte) in Höhe von fast 157.000 Futures auf, von denen sich jeder einzelne auf 5.000 Feinunzen bezieht. Demzufolge wetten die Marktakteure auf einen Silberberg von über 760 Millionen Feinunzen, während sich die Silberbestände an der Terminbörse auf lediglich 164 Millionen Unzen belaufen.
Einen faden Beigeschmack hinterlässt auch der Umstand, dass allein 69,9 Millionen Feinunzen und somit über 42 Prozent sämtlicher Silberbestände auf das Konto der US-Investmentbank JP Morgan Chase gehen. Einige Verschwörungstheoretiker glauben, dass die US-Amerikaner in der Vergangenheit - aus welchen Gründen auch immer - den Markt manipuliert haben. Beim weltgrößten Silber-ETF iShares Silver mischen sie ebenfalls kräftig mit. So haben sie ihr dortiges Silberinvestment im zweiten Quartal um über 80 Prozent von 4,84 Millionen auf 1,17 Millionen Anteile reduziert gelten nunmehr nur noch als elftgrößter Einzelinvestor.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.