Einmal pro Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission auf Basis der Daten vom Dienstag über die long bzw. short positionierten Silber-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - und damit über deren Stimmung. Der am Freitagabend veröffentlichte Stimmungsbericht wies für die Woche zum 4. August beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - zwar einen signifikanten Rückgang von 190.322 auf 185.848 Kontrakte (-2,4 Prozent) aus, große und kleine Spekulanten wurden jedoch optimistischer hinsichtlich der Perspektiven von Silber. Deren kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) erhöhte sich auf Wochensicht von 12.073 auf 13.756 Kontrakte (+13,9 Prozent).

Die wachsende Zuversicht war aber in erster Linie den Transaktionen der Großspekulanten (Non-Commercials) zu verdanken. Sie haben nämlich die Zahl ihrer short positionierten Silber-Futures markant zurückgefahren und dadurch die Netto-Long-Position von 6.296 auf 8.405 Kontrakte (+33,5 Prozent) kräftig erhöht. Bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) nahm im Berichtszeitraum hingegen die Skepsis zu. Sie fuhren ihr Short-Exposure nach oben, was zu einer leichten Reduktion der Netto-Long-Position von 5.777 auf 5.351 Futures (-7,4 Prozent) geführt hat.

Auf Seite 2: Silber - Analysten ebenfalls optimistisch



Die Mehrheit der Analysten hält das mit Abstand günstigste Edelmetall auf dem gegenwärtigen Niveau für zu günstig. Darauf deuten zumindest die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Kursziele hin. Bei insgesamt 26 Schätzungen reichen die Kursziele für 2016 von 14,00 Dollar (Société Générale) bis 24,00 Dollar (Capital Economics) und ergeben im Durchschnitt einen Wert von 17,66 Dollar. Für 2017 und 2018 prognostizieren die Analysten im Konsens sogar Silberpreise von 19,10 Dollar bzw. 19,48 Dollar. Mit aktuell 14,83 Dollar sind wir davon allerdings noch meilenweit entfernt.

Ohne eine markante Erholung der chinesischen Wirtschaft dürfte eine Erholung des Silberpreises allerdings ein relativ schwieriges Unterfangen werden. Wie in anderen Rohstoffmärkten spielen die Chinesen auch bei der Silbernachfrage ganz klar die erste Geige - gefolgt von Indien, USA und Japan. So kletterte zum Beispiel der Bedarf der chinesischen Wirtschaft von 2005 bis 2014 von 4.307 auf 7.808 Tonnen (+81,3 Prozent). Weltweit fiel die Nachfrage mit einem Zuwachs von 29.441 auf 33.179 Tonnen (+12,7 Prozent) deutlich weniger dynamisch aus. Am Mittwoch gibt es diesbezüglich wichtige Nachrichten aus dem Reich der Mitte - dann stehen nämlich die Julizahlen zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen auf der Agenda.

Aus charttechnischer Sicht scheint sich der Krisenschutz Silber derzeit selbst in der Krise zu befinden. Mit Blick auf den gedrückten Preis war die Stimmung zuletzt vor sechs Jahren ähnlich schlecht. Dass sich der Silberpreis mittlerweile seit vier Jahren in einem Abwärtstrend befindet ist offensichtlich. Die Kursausschläge nach oben und unten fallen mittlerweile allerdings etwas weniger heftig aus. Dass der Abwärtstrend intakt ist, zeigt die fallende Tendenz der 100-Tage- wie der 200-Tage-Linie an. Die Tatsache, dass die im Bereich von 15 Dollar verlaufende Unterstützung im Juli verletzt wurde, hat das charttechnische Sentiment erheblich eingetrübt.

Trotz der markanten Abwärtsbewegung zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) mit aktuell 44 Prozent noch keine überverkaufte Lage an. Dies wäre erst bei Werten unter 30 Prozent der Fall. Ein RSI-Kaufsignal entstünde aber erst dann, wenn die 30-Prozent-Hürde von unten nach oben durchbrochen wird. Im Herbst 2008 gab es im Bereich von zehn Dollar ein solches RSI-Kaufsignal und erwies sich als wahrer "Volltreffer", schließlich kletterte der Silberpreis bis Frühjahr 2011 in der Spitze bis auf rund 50 Dollar. In den nachfolgenden Jahren waren vom RSI ausgelöste Einstiegssignale jedoch weniger ergiebig und zogen lediglich temporäre technische Korrekturen nach sich.

Auf Seite 3: Zum Commitments of Traders-Report





Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.