Im wöchentlichen Rhythmus informiert dieser Stimmungsbericht die Finanzwelt, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche getätigt haben. Bei Silber-Futures sind große und kleine Terminspekulanten seit dem Jahreswechsel deutlich optimistischer geworden. Sie dürften einen großen Anteil an der freundlichen Tendenz des Silberpreises in diesem Jahr gehabt haben. Während Gold seither ein Plus von 15,7 Prozent erzielte, fiel der Wertzuwachs bei Silber mit 10,6 Prozent etwas bescheidener aus.
Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures - das sich in der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) manifestiert - war angesichts von 166.645 offenen Kontrakte bislang noch keine ausgeprägte Flucht in Silber erkennbar. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Terminspekulanten hat es insbesondere unter den spekulativen Marktakteuren erhebliche Verschiebungen gegeben. Sie hat sich nämlich seit Ende Dezember von 29.878 auf 70.062 Kontrakte (+134,5 Prozent) mehr als verdoppelt, wobei der stärkere Optimismus aber vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen war.
In den vergangenen sieben Wochen haben große Terminspekulanten ihre Short-Seite um 55 Prozent zurückgefahren und zugleich ihr Long-Exposure um über 17 Prozent erhöht. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position der Großspekulanten seit Ende des Jahres von 20.704 auf 58.717 Futures (+183 Prozent) kräftig erhöht und ist damit nicht mehr weit vom Ende Oktober erzielten Mehrjahreshoch in Höhe von 62.445 Futures entfernt. Bei Kleinspekulanten war seit dem Jahresultimo ebenfalls ein Anstieg der Netto-Long-Position zu beobachten. Dieser war aber in erster Linie der massiven Reduktion der Short-Futures zu verdanken. Der Netto-Long-Position kleiner Spekulanten verhalf diese Entwicklung zu einem moderaten Anstieg von 9.174 auf 11.345 Kontrakte (+23,7 Prozent).
Auf Seite 2: Silber - Volatilität hält sich in Grenzen
Silber wird häufig als "kleiner Bruder" von Gold bezeichnet, wenngleich mit wilderen Preisausschlägen. Dieses Phänomen machte sich 2016 allerdings weniger stark bemerkbar als gewohnt. Die mathematische Risikokennzahl Volatilität liefert hierfür den besten Beleg und lässt sich besonders gut an den von der US-Terminbörse CBOE entwickelten Volatilitätsindizes auf Gold- und Silber-ETFs ablesen. Diese bestehen nämlich aus Optionen auf die jeweiligen Edelmetall-ETFs und zeigen somit die von den Terminmärkten erwartete Volatilität und nicht die für Investoren eher uninteressante historische Volatilität des jeweiligen Edelmetalls an. Mit 30 Prozent bei Silber übertrifft dieses Risikomaß den Vergleichswert von Gold in Höhe von 25 Prozent weniger deutlich als üblich.
Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Silberpreis aus zwei Gründen in einer extrem spannenden Lage. Erstens: Im Februar überwand das Edelmetall seine 200-Tage-Linie, was in der Charttechnik normalerweise als starkes Kaufsignal gilt. Bei Silber hat es in den vergangenen drei Jahren jedoch viermal nicht funktioniert. Deshalb fragen sich nun die Akteure an den Silbermärkten, ob es sich wieder um eine "Bullenfalle" handelt?
Ein hohes Maß an Spannung wird aber auch durch die Tatsache generiert, dass sich der Silberpreis derzeit auf Tuchfühlung mit der oberen Begrenzung des Abwärtstrendkanals befindet. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber wäre als Kaufsignal zu interpretieren und würde Hoffnung auf einen Trendwechsel nach oben machen. Ungemach droht hingegen, falls Silber schwächer tendieren und unter die Marke von 14 Dollar fallen sollte. Dann droht nämlich ein neues Sechsjahrestief und möglicherweise eine heftige chartinduzierte Verkaufswelle.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.