Die vor einem Jahr eingefädelte Übernahme des Münchner Waferherstellers Siltronic durch den taiwanesischen Konkurrenten Global Wafers könnte in letzter Minute noch scheitern. So steht noch immer die Freigabe der Kartellbehörden in China aus, aber auch die Fusionsfreigabe durch das Bundeswirtschaftsministerium. Letztere muss laut Angebotsunterlagen bis 31. Januar erfolgen, sonst erlischt die Offerte. Ein Global-Wafers-Sprecher sagte gegenüber €uro am Sonntag, sollte die Genehmigung nicht erteilt werden und die -Offerte scheitern, "wird es kein neues Angebot des taiwanesischen Konzerns geben".
Während laut Nachrichtenagentur Bloomberg die chinesischen Wettbewerbshüter den Deal bald durchwinken könnten, mehren sich Insidern zufolge die Zeichen, dass es dem neuen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck immer schwerer fällt, mit Siltronic einen der Marktführer in der strategisch wichtigen Halbleiterbranche in ausländische Hände zu geben - gerade vor dem Hintergrund der allgemeinen Engpässe und der Versorgungs-sicherheit der Chipindustrie.
Das Bundeswirtschaftsministerium wollte den aktuellen Stand des Siltronic-Verfahrens nicht näher kommentieren: -"Investitionsprüfverfahren beinhalten häufig sehr komplexe Fragestellungen und Materien, die einer genauen Prüfung bedürfen", begründete eine Sprecherin gegenüber €uro am Sonntag die noch ausstehende Freigabe.
4,35-Milliarden-Euro-Deal
Global Wafers und Siltronic hatten die Übernahme Ende 2020 vereinbart. Dabei hatte der taiwanesische Konzern sein Gebot zuletzt auf 145 Euro je -Aktie nachgebessert. Siltronic kommt damit auf eine Bewertung von 4,35 Milliarden Euro.
Hauptaktionär von Siltronic ist der Münchner Chemie-konzern Wacker Chemie, der sein 30,8-Prozent-Paket an Siltronic dem Käufer bereits angedient hat. Wacker-Vorstandschef Christ-ian Hartel hatte sich im Dezember in einem Interview mit der "F.A.Z." noch zuversicht-lich gezeigt, dass die Übernahme klappt. "Es ist ein guter Deal für alle Beteiligten." Aus dem Verkauf stünden Wacker 1,2 Milliarden Euro zu, die in organisches Wachstum und Zukäufe investiert werden sollten.
Sollte der Verkauf scheitern, ändere sich nichts an der Strategie. "Mittelfristig würden wir unsere Anteile weder behalten noch weiter aufstocken, sondern nach alternativen Modellen für eine Veräußerung suchen", sagte Hartel. Ein Wacker--Sprecher ergänzte gegenüber €uro am Sonntag, dass sich daran nichts geändert habe.
Branchenkreise gehen davon aus, dass Siltronic als einer der Weltmarktführer auch ohne Global Wafers vom boomenden Wafermarkt hervorragend profitieren kann. Umsatz und -Ertrag hätten zuletzt deutlich zugelegt.