Verliereraktien laufen in den ersten Wochen des neuen Jahres oft richtig gut. Acht Rohrkrepierer mit Potenzial. Von Lars Winter
Die Silvesterwetten haben bei BÖRSE ONLINE Tradition. Im letzten Heft des Jahres stellen wir unseren Leserinnen und Lesern immer ausgewählte deutsche Aktien vor, die sich im bisherigen Jahresverlauf sehr schwach entwickelt haben, aber in den ersten Januar-Wochen des neuen Jahres durchstarten könnten. Denn pünktlich zum Jahreswechsel gibt es an den Aktienmärkten ein bekanntes Phänomen, das clevere Trader für gewinnträchtige Spekulationen ausnutzen können. Zum Jahresende misten nämlich viele Fondsmanager und professionelle Investoren gerne noch ihre Depots aus.
Die größten Rohrkrepierer der vergangenen Monate werden dann oftmals noch aus den Portfolios verkauft. Dieser Window-Dressing-Effekt kann bei den Loser-Aktien des Jahres nochmals zu Kursabschlägen führen, die auf kurzfristige Sicht spekulative Kaufchancen ermöglichen. Denn einen Teil der Kursverluste holen die ausverkauften Titel in den ersten Januar-Wochen des Folgejahres nicht selten wieder auf. In den vergangenen Jahren sind unsere Silvesterwetten häufig aufgegangen, so zum Beispiel auch im Vorjahr:
Aktienstrategie für 2023
Die acht Aktien aus DAX, MDAX und SDAX, bei denen wir in Ausgabe 51–52/ 2021 in den Silvesterwetten zum Kauf geraten hatten, haben allesamt innerhalb der ersten vier Wochen nach der Empfehlung zugelegt. Die höchsten Gewinne hätten Anleger mit den Aktien von LPKF Laser, Lufthansa und Teamviewer erzielt, die allesamt fast um 30 Prozent zulegen konnten. Im Durchschnitt verteuerten sich die acht Titel um 18,2 Prozent.
Für spekulative Anleger kann es sich also lohnen, am Jahresende die größten Verlierer zu kaufen und die Papiere innerhalb der ersten Handelswochen im neuen Jahr wieder abzustoßen. Alle Aktien über den Januar hinaus zu halten, ist in der Regel nicht ratsam, da es oft fundamentale Gründe gibt, warum die Loser-Aktien im Vorjahr nicht gelaufen sind. Wer alle acht Aktien des Vorjahres bis heute gehalten hätte, konnte zwar mit SMA Solar einen Gewinn von über 70 Prozent erzielen, hätte aber mit Morphosys und Delivery Hero Verluste von über 50 Prozent erlitten.
Um Anlegern die Suche nach Aktien für die Silvesterwetten zu erleichtern, hat BÖRSE ONLINE wieder acht verlustträchtige Titel ausgewählt. Darunter sind DAX-Aktien wie Adidas und Zalando oder MDAX-Titel wie Evotec und Nemetschek.
Vorsicht vor Verlierer-Aktien
Nicht alle der ausgesuchten Loser-Aktien des 2022er-Jahrgangs sind aus unserer Sicht auch fundamental interessant und als längerfristiges Investment geeignet.
So hat etwa die Aktie von Hypoport im laufenden Jahr 2022 über 80 Prozent verloren. Nachdem der Finanzdienstleister seine Gewinnprognose ausgesetzt hatte, nahmen viele Anleger Reißaus. Steigende Zinsen haben die Lage am Immobilienmarkt verschärft. Viele potenzielle Immobilienkäufer können sich Objekte nicht mehr leisten. Ein Ende der Krise ist vorerst nicht in Sicht. Die Aktie hat allerdings viele negative Nachrichten eingepreist und lotet einen festeren Boden aus. Der Titel ist immer mal wieder für eine kurze Erholungsrally gut. Käufe sollten aber immer mit Stoppkurs abgesichert werden.
Ähnlich wie Hypoport stufen wir derzeit die Aktie von Varta ein. Das Unternehmen ist operativ und finanziell angeschlagen, die Aktie hat auf Jahressicht ebenfalls fast vier Fünftel an Wert verloren. In den ersten Januar-Wochen 2023 kann es aber kurzfristig nach oben gehen, ein nachhaltiges Investment ist Varta aktuell nicht.
Die 8 empfohlenen Aktien für die Silvesterwette
Bei Shop Apotheke sieht die Lage anders aus. Die Aktie ist 2022 stark eingebrochen, nachdem sich die erhoffte Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland immer wieder verzögerte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte jüngst an, dass das E-Rezept spätestens Mitte nächsten Jahres an den Start gehen soll. Das gibt der Aktie neue Hoffnung. Das E-Rezept ist für die zukünftigen Wachstumsaussichten von Shop Apotheke ein wichtiger Weichensteller und das Unternehmen in einer führenden Marktposition, um daraus Kapital zu schlagen. Der Titel könnte nun womöglich auf eine längere Erholungstour gehen, zumal die Aktie immer wieder auch als Übernahmekandidat gehandelt wird.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 51/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
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