Einhundertfünf Jahre - und kein bisschen leise. Nein, die Rede ist nicht von Erich Sixt. Der Vollblutunternehmer wird am 25. Juni erst "frische" 73. -Gemeint sind die Wurzeln des Autovermieters, die bereits so lange zurückreichen. Selfmademillionär Sixt, der 1969 in das Unternehmen seiner Eltern eintrat, führt dieses in der dritten Generation und formte daraus einen der erfolgreichsten Mobilitätsdienstleister der Welt.
An Ruhestand denkt Erich Sixt noch lange nicht, viele neue Projekte treiben den kreativen Vorstandschef an. So wurden im vergangenen Jahr zwei neue Angebote gestartet: "Mobility as a Service" (MaaS) als Alternative zum eigenen Fahrzeug sowie "fastlane", welche eine schnelle Fahrzeug-anmietung komplett per Smartphone via Sixt-App ermöglicht. Während sich letztgenannte Dienstleistung bis dato noch auf die Schweiz beschränkt, ist MaaS bereits in mehr als 60 Ländern buchbar. Bei dem Mobilitätsprodukt können die Nutzer auf eine Vielzahl von Sixt-Angeboten wie Sixt Rent a Car, DriveNow oder auch den Transferdienst myDriver zurückgreifen.
Im Gegensatz zu den noch sehr jungen Segmenten MaaS und fastlane ist Drive-Now bereits eine feste Größe im Konzern. Als "Juwel" bezeichnete Erich Sixt jüngst das Carsharing-Unternehmen, das zusammen mit BMW betrieben wird. Das verwundert nicht. Die Privatbank M. M. Warburg beziffert den Wert von DriveNow auf stolze 480 Millionen Euro. Aktuell wird das profitable Gemeinschaftsprojekt auf die finnische Hauptstadt Helsinki ausgeweitet und damit der zwölfte Standort in Europa erschlossen.
Internationalisierung hat sich das in Pullach bei München ansässige Unternehmen für das gesamte Geschäft auf die Fahnen geschrieben. Vor allem in den USA, dem größten Vermietmarkt der Welt, möchte Sixt weiter punkten. Aber auch in Europa sieht der Konzern noch Potenzial, etwa in Italien. Seit Anfang des Jahres betreibt Sixt dort zwölf Stationen, mittelfristig sollen es 25 werden. Mit 1,1 Milliarden Euro ist das südeuropäische Land einer der größten Mietwagenmärkte des alten Kontinents. "Der Start in Italien ist vielversprechend", sagte der Vorstandschef bei Vorlage der jüngsten Quartalszahlen.
Der Konkurrenz auf und davon
Apropos Quartal, der aktuelle Zwischenbericht fügt sich nahtlos in die langfristige Wachstumskurve des Konzerns ein. Zwischen 2010 und 2016 legten die Erlöse im Schnitt pro Jahr um acht Prozent zu, der operative Gewinn verbesserte sich sogar um mehr als neun Prozent pro Jahr. Folglich kletterte die Marge von 10,1 auf 10,6 Prozent empor. Von Januar bis März 2017 legte der Umsatz insbesondere aufgrund des florierenden Auslandsgeschäfts nun um weitere sechs Prozent auf 569 Millionen Euro zu, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen kam sogar um 12,8 Prozent auf 36,8 Millionen voran.
Damit hat Sixt nicht nur auf absolute Sicht eine Topleistung vollbracht, sondern auch relativ betrachtet. Denn die beiden ebenfalls börsennotierten Autovermieter Europcar und Hertz sind zum Jahresauftakt tiefer in die Verlustzone gefahren. Bei der französischen Europcar vergrößerte sich das operative Minus um nahezu ein Drittel auf 6,2 Millionen Euro. Beim US-Konkurrenten Hertz stand sogar ein Fehlbetrag von 223 Millionen Dollar zu Buche - mehr als viermal so viel wie in der Vorjahresperiode. Das sorgte an der Börse für einen Abverkauf: Die Hertz-Aktie rutschte unter die Zehn-Dollar-Marke und nimmt nun das Allzeittief aus dem Jahr 2008 ins Visier.
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Sixt-Aktie: Noch Kursfantasie
Demgegenüber steht eine Rekordfahrt der Sixt-Aktie. In den vergangenen fünf Jahren konnte sich der Titel nahezu vervierfachen. Gekrönt wurde der Aufwärtstrend vergangenen Oktober mit einem Allzeithoch bei 55,65 Euro. Seitdem konsolidiert der Kurs im Bereich der 50er-Marke. Dies ist zum einen einer technischen Verschnaufpause zuzuschreiben, zum anderen mag die Seitwärtsfahrt auch an der gewohnt konservativen Jahresprognose liegen. "Leicht steigende Erlöse" sowie ein "stabiles bis leicht steigendes Ergebnis vor Steuern" stehen auf dem Plan.
Nach dem starken Auftakt könnte der Ausblick bereits zum Halbjahr nach oben revidiert werden, zumal sich Sixt schon im April positiv zum Geschäftsverlauf äußerte. Spätestens dann sollte auch die Aktie neue Höhen erklimmen. Als zusätzlicher Kurstreiber könnte sich DriveNow erweisen. Immer wieder tauchen Spekulationen auf, dass BMW den Anteil von Sixt kaufen möchte. Dazu passen würde das neueste Gerücht, dass BMW und Daimler ihre Carsharing-Plattformen Car2Go und DriveNow zusammenlegen möchten. Für genügend Kursfantasie ist in dem SDAX--Titel also gesorgt.