Mit einem Kurssprung hat die Aktie des erst kürzlich in den MDAX aufgestiegenen Autovermieters Sixt auf die heute veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal reagiert. Der europäische Marktführer ist mit einem Konzernergebnis vor Steuern zwischen 80 und 95 Millionen Euro (Vorjahresminus: 14 Millionen Euro) in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Trotz immer gravierender Folgen des Ukraine-Kriegs mit eingetrübten Konjunkturperspektiven hält Sixt zudem an seiner Jahresprognose für 2022 fest: deutlich höherer Umsatz und ein Vorsteuerergebnis von 380 bis 480 Millionen Euro. Finanzvorstand Kai Andrejeweski erläutert im Interview die Hintergründe - und wie Sixt auf die zunehmend angespannte Situation auf den Märkten reagieren will.
Börse Online: Materialengpässe nehmen zu, gerade die Autohersteller bekommen die Kriegsfolgen immer deutlicher zu spüren. Die Verfügbarkeit von Fahrzeugen wird schwieriger, die Kosten steigen drastisch. Müsste da nicht auch ihre Jahresprognose wackeln?
Kai Andrejewski: Unsere kürzlich abgegebene Prognose hat weiterhin Bestand: Bei deutlich höheren Investitionen, einer anhaltend erhöhten Inflationsrate und einem voraussichtlich bis mindestens in die zweite Geschäftsjahreshälfte hohen Preisniveau erwartet Sixt ein Ergebnis vor Steuern in einer Spanne von 380 bis 480 Millionen Euro.
Wie besorgt sind Sie wegen der Lage auf dem Beschaffungsmarkt?
Die Lage auf dem Beschaffungsmarkt beobachten wir natürlich genau. Die Situation ist angespannt, aber trotz der eingeschränkten Verfügbarkeit ist es Sixt auch im vergangenen Jahr gelungen, einen klaren Zuwachs an Fahrzeugen zu verzeichnen. Wir vertrauen in Sachen Flotte weiterhin auf unsere äußerst solide Kapital- und Finanzierungspraxis, die langjährig etablierte Zusammenarbeit mit allen relevanten Herstellern, unsere intelligente Flottensteuerung und die im vergangenen Jahr verbreiterte Zulieferstruktur.
Die Inflationsrate von 7,3 Prozent im März könnte weiter steigen. Wie reagieren Sie?
Wir nutzen alle Maßnahmen zur Kostenreduzierung, etwa durch Prozessverbesserung oder Optimierung des Einkaufs. Sollte die Inflation wie in den vergangenen Monaten voranschreiten, ist es aber nicht ausgeschlossen, dass wir diese Teuerungen weitergeben müssen. Unseren Kunden empfehlen wir, im Voraus zu buchen und direkt bei Sixt zu buchen. So können sie sich günstigere Preise und auch Verfügbarkeiten sichern.
Wie flexibel sind Sie bei der Kostensenkung?
Das Kostenvolumen hängt auch mit der Nachfrageentwicklung zusammen. Rund drei Viertel unserer operativen Kosten sind variabel, mehr als die Hälfte dieser Kosten entfallen auf die Flotte. Das hat uns 2020 extrem geholfen, schnell zu reagieren und durch das Herunterfahren der Flotte Kosten zu senken. Mit steigender Nachfrage setzt der gegenteilige Effekt ein: Eine größere Flotte führt auch zu höheren Kosten. Trotz anziehender Nachfrage ist es uns auch im vergangenen Jahr gelungen, Kosten zu optimieren. Sie sanken 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 16 Prozent, das sind etwas über 350 Millionen Euro. Der Jahresumsatz sank dagegen lediglich um 219 Millionen Euro, ein Minus von nur neun Prozent.