"Der amerikanische Traum lässt sich am besten in den nordeuropäischen Staaten verwirklichen", sagt die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin - mit 34 Jahren weltweit die jüngste Regierungschefin. Das Bildungswesen, die Gesundheitsversorgung und der soziale Frieden ermöglichten es jedem Nordeuropäer, das zu werden, wonach er strebe.
"Auch die Unternehmen finden in den skandinavischen Ländern sehr gute Bedingungen vor", sagt Johan Stein. Der Manager des BNP Paribas Nordic Small Cap sieht insbesondere die Förderung von Innovation als entscheidenden Standortvorteil gegenüber anderen Staaten oder Regionen. Beispielsweise ist es Universitätsprofessoren erlaubt, Forschungsergebnisse selbst zu vermarkten. "Da private Geldgeber sehr motiviert sind, sich zu beteiligen, werden laufend Start-ups gegründet, die schon nach drei oder vier Jahren an die Börse gehen", sagt Stein. Nicht selten nutzt der Manager ein Initial Public Offering zum Einstieg.
"Wir investieren in Unternehmen, die im Schnitt eine Marktkapitalisierung von 500 Millionen Euro aufweisen", erklärt Stein. Das Portfolio umfasst etwa 130 Unternehmen. Die hohe Anzahl soll das Risiko der geringen Liquidität eines Einzeltitels reduzieren. Rund 66 Prozent der Mittel sind in schwedischen Unternehmen investiert, auf Aktien aus Norwegen entfallen 15 Prozent, der Rest verteilt sich auf finnische und dänische Werte. Die jeweilige Gewichtung ist jedoch nicht auf länderspezifische Vorteile, sondern ausschließlich auf sehr gründliche Unternehmensanalysen zurückzuführen.
Antenne für Rendite
"Ich bin nicht immer in der Lage, bei kleinen Techwerten das Marktpotenzial ihrer Produkte auf Anhieb zu erkennen", gibt Stein offen zu. Er fühlt sich sicherer, wenn es dem infrage kommenden Unternehmen gelingt, große Kunden zu gewinnen. Zu Steins Favoriten zählt beispielsweise Gapwaves. Das Unternehmen stellt Autoantennen für die 5G-Technologie her. "Die aktuell noch in Autos verbauten Antennen reichen für Empfang und Senden von Daten nicht mehr aus", weiß Stein.
Anhaltendes Kurspotenzial erkennt der Manager auch bei Grieg Seafood. Das Unternehmen zählt mit einer jährlichen Produktion von 100 0000 Tonnen zu den größten Lachs- und Forellenfarmen weltweit. "Die Lachsnachfrage wird global weiter steigen", ist sich Stein sicher. Das Angebot könne aber nicht im gleichen Tempo erhöht werden. Attraktiv sei das Unternehmen auch aufgrund einer Dividendenrendite von bis zu sechs Prozent.
Im Medizintechnikbereich findet Stein ebenfalls starke Skandinavier. Sedana Medical stellt das zur Sedierung beziehungsweise Narkotisierung von Patienten eingesetzte Beatmungsgerät AnaConDa her. Das Unternehmen verfügt in Nordeuropa, Deutschland und Frankreich über eine starke Marktpräsenz und wächst darüber hinaus in Großbritannien und in Spanien. Innerhalb eines Jahres stieg die Aktie um 74 Prozent. Auch wenn es dem Fondsmanager schwerfällt: Hält der Trend an, wird sich Stein von dem Titel trennen müssen. "Allzu lange sollte es nicht mehr dauern: Dann ist das Unternehmen kein Small Cap mehr."