Der Stahlzulieferer SKW leidet immer mehr unter der Bürde seiner Vergangenheit. Das Unternehmen aus dem schwäbischen Unterneukirchen ruft seine Aktionäre zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen, nachdem der Verlust im Einzelabschluss die Hälfte seines Grundkapitals aufgezehrt hat, wie SKW am Donnerstagabend mitteilte. Vor allem die gewachsenen Rückstellungen für ein altes Kartellverfahren setzen der Firma zu, die zuletzt ohnehin unter der weltweiten Krise der Stahlindustrie litt.
Vorstandschef Kay Michel rechnet 2016 für sein Haus erneut mit schweren Zeiten. "Im laufenden Jahr dürfte sich das Marktumfeld zunächst weiter verschlechtern, bevor wir 2017 eine leichte Verbesserung sehen werden", erklärte er. SKW erarbeite einen Plan, um das Ergebnis in den kommenden drei Jahren um 20 Millionen Euro aufzubessern. Es herrsche allerdings ein starker Margendruck. Das Sanierungsprogramm sei auch die Basis für die laufenden Verhandlungen mit den Kreditgebern über die Darlehensbedingungen und die künftige Finanzierungsstruktur, hieß es.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die SKW-Titel brachen zu Handelsbeginn massiv ein und notierten später dann noch fünf Prozent im Minus.
SKW blickt auf eine turbulente Geschichte zurück. Nach der Trennung von Degussa gelangten die Bayern zum skandalträchtigen Finanzinvestor Arques, der sich nach vielen Problemen auf seine letzte große Tochter Gigaset verschmolz. Die Strafe aus den Kartellverfahren über gut 13 Millionen Euro wurden später gesamtschuldnerisch dem Telefonhersteller und der SKW aufgebrummt, wogegen sie sich juristisch wehrten. Die Bewältigung des langjährigen Prozesses und seiner Folgen schlägt der SKW nun erneut heftig ins Kontor, nachdem Ende letzten Jahrens die Konzerntochter in Bhutan pleite gegangen war.
Reuters