Auf der Bilanzpressekonferenz strahlte Vorstandschef Pierre-Pascal Urbon vor Glück. "Die Aktie ist gut gelaufen", freute er sich. Denn "wir haben geliefert, was wir versprochen haben". 2017 habe SMA sogar ein besseres Ergebnis erzielt als ursprünglich erwartet. Tatsächlich verdient SMA aber kaum noch Geld mit seinen klassischen Wechselrichtern. Der Preisverfall in der Branche führte zu einem Umsatzrückgang von fast sechs Prozent.
2018 soll die Sonne aber wieder auf-gehen. Der Wechselrichterproduzent peilt Zuwächse bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebitda) an. "Wir sind auf gutem Weg, die gesteckten Jahresziele zu erreichen", sagte Urbon. Im ersten Quartal 2018 stiegen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um mehr als fünf Prozent auf 182,5 Millionen Euro. Das Ebitda legte um stolze zehn Prozent auf 17,5 Millionen Euro zu. Um sich künftig gegen die Preisturbulenzen zu wappnen, erfindet sich SMA neu.
Die Solarfirma mit Sitz im Kasseler Vorort Niestetal will sich zunehmend zum Energiedienstleister wandeln und mit Sektorenkopplung Supermärkten, Stadtwerken und anderen Firmen helfen, ihre Stromkosten zu senken. Mit dem Mannheimer Versorger MVV arbeiten die Nordhessen bereits zusammen.
Auf Seite 2: Mehr Dividende für Aktionäre
Mehr Dividende für Aktionäre
SMA will von der Digitalisierung der Energiebranche profitieren. Das Wachstum der regenerativen Energien mit der damit verbundenen Dezentralisierung der Stromversorgung sowie der Energiespeicherung sorgt für einen höheren Steuerungs- und Erfassungsbedarf. Bis sich die neue Strategie auszahlt, wird es aber noch einige Zeit dauern. Erst 2020 soll das Dienstleistungsgeschäft schwarze Zahlen schreiben.
Mit einem zusätzlichen Bonbon versucht Urbon, die Aktionäre bei der Stange zu halten. SMA wird künftig 30 bis 60 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre ausschütten. Bisher waren es 20 bis 40 Prozent.
Auf Seite 3: Interview mit Pierre-Pascal Urbon
Pierre-Pascal Urbon: "Großes Potenzial im Energiegeschäft"
Pierre-Pascal Urbon ist seit 2006 im Management von SMA Solar. Der Betriebswirt konzipierte den Börsengang und die Kooperation mit Danfoss. Seit 2011 ist er Vorstandschef des TecDAX-Konzerns.Börse Online: Sie sind überzeugt, dass Photovoltaik künftig die wichtigste Energiequelle der Welt wird. Warum?
Pierre-Pascal Urbon: Sonnenenergie ist inzwischen sehr günstig und wettbewerbsfähig geworden. Sie wird da produziert, wo sie ist. Im Mittleren Osten liegt der Preis für Photovoltaik schon bei unter zwei US-Dollar-Cent pro Kilowattstunde und damit unter dem Niveau fossiler Energien. Auch in anderen Ländern fallen die Preise.
Trotz des weltweiten Solarbooms ist der Umsatz von SMA Solar im Jahr 2017 um sechs Prozent geschrumpft und das operative Ergebnis (Ebitda) um 30 Prozent eingebrochen. Können Sie das erklären?
Wir sind mit der finanziellen Entwicklung 2017 zufrieden. Mit einer installierten Leistung von 8,5 Gigawatt an Wechselrichtern haben wir erneut einen Absatzrekord eingefahren. Aufgrund des anhaltend starken Preisverfalls mussten wir aber einen Umsatzrückgang hinnehmen. Hinzu kam der Nachfrageeinbruch in den USA.
Für 2018 peilen Sie aber wieder ein Wachstum an.
Der Gesamtumsatz von SMA soll 2018 auf 900 Millionen bis eine Milliarde Euro steigen, das Ebitda bei 90 bis 110 Millionen Euro liegen. Der US-Markt wird sich hoffentlich wieder stabilisieren. Deutschland, Frankreich, Italien, Benelux und die Türkei dürften sich ebenfalls gut entwickeln. Weiteren Schub erwarten wir aus Asien, insbesondere aus Japan, und Australien.
Sie hatten im vergangenen Jahr Zulieferprobleme wegen knapper elektronischer Bauteile. Sind die Probleme nun gelöst?
Nein, die Probleme bestehen noch. Die schleppende Versorgung mit Bauteilen wird das zweite Quartal noch negativ beeinflussen. Das ist kein unternehmensspezifisches Thema, sondern betrifft auch andere Branchen.
Wie läuft es in China?
Wir sind mit der Entwicklung von Zeven Solar zufrieden. Das Unternehmen ist zwischenzeitlich voll in die SMA integriert und trägt zum Gewinn bei.
Wie groß ist die Konkurrenz im Wechselrichtergeschäft?
Das Wettbewerbsumfeld ist in jedem Segment und Markt unterschiedlich. Die volumengrößten Wettbewerber kommen aus Asien. Diese konzentrieren sich aber hauptsächlich auf China. SMA ist gemessen in Euro weiterhin der führende Anbieter.
Um dem Preisverfall bei Wechselrichtern entgegenzuwirken, will sich SMA zunehmend zum Energiedienstleister wandeln. Wie konkret ist die strategische Neuorientierung?
Wir sehen großes Potenzial im Energiegeschäft, etwa bei Batteriespeichern und Energiedienstleistungen. Wir wollen in solche neuen Geschäftsfelder expandieren, um von der fundamentalen Veränderung des Energiesektors zu profitieren. Mit der Tochtergesellschaft Coneva bieten wir künftig Energiedienstleistungen für private und gewerbliche Endkunden an. So können wir die verschiedenen Technologien durch unsere Energiemanagementplattform EnnexOS optimieren und die Stromkosten von Unternehmen senken. Den überschüssigen Strom können wir als Dienstleistung zusammen mit dem Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie vermarkten.
Werden diese neuen Geschäftsfelder 2018 zusätzlichen Schub bringen?
Nein, das Dienstleistungsgeschäft wird erst ab 2020 den Break-even erreichen.
Zuletzt trieb die Übernahmefantasie die Aktie an. Könnte Ihr Großaktionär Danfoss SMA ganz schlucken?
Die Mehrheit der SMA-Anteile halten seit vielen Jahren die SMA-Gründer, ihre Familien und Stiftungen. Sie haben ein langfristiges Interesse am Erfolg der SMA und der Photovoltaik. Sowohl die Gründer als auch Danfoss unterstützen unsere Strategie und sind meines Wissens mit der Entwicklung der SMA zufrieden. Die operative Kooperation mit Danfoss läuft gut.