Bei dem US-Konzern Snap dreht sich alles um die Kamera. "Wir glauben, dass die Neuerfindung der Kamera eine große Chance für uns ist, das Leben und die Kommunikationsart der Menschen zu verbessern", wirbt das Unternehmen für seine Dienste. Inzwischen liegt die Nutzerzahl bei über 330 Millionen.

Doch der Konzern sieht seine Quartalsziele in Gefahr. Es sei wahrscheinlich, dass die Ziele bei Umsatz und operativem Gewinn verfehlt werden, teilte Snap am Montagabend mit. Das Konjunktur-Umfeld habe sich weiterhin, schneller als erwartet, verschlechtert. Bereits im April hatte der Konzern vorsichtige Töne angeschlagen. Damals stellte der Social-Media-Konzern nur noch 20 bis 25 Prozent Wachstum in Aussicht. Das könnte nun verfehlt werden. Die Meldung schockte die Anleger, sie schickten die Aktie von Snap nachbörslich rund 30 Prozent in die Tiefe.

Der Konzern ist in erster Linie für ihre Plattform Snapchat bekannt geworden. Nutzer können hier selbst löschende Bilder versenden. Doch dabei ist der Konzern auf Werbepartner angewiesen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind die Werbekunden dabei zurückhaltender. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte den Konzern deutlich belastet. So hatte die Nachrichtenagentur dpa jüngst berichtet, dass die Kunden sich Sorgen um geopolitische Risiken machen würden und ihre Anzeigen teilweise gestoppt hätten. Auch die Inflation belaste das Werbegeschäft. Das Wachstumstempo beim Werbegeschäft habe sich daher im Jahresvergleich verlangsamt, so dpa weiter.

Die Anleger werden bei spekulativen Werten wie Snap schnell nervös. Im vergangenen Jahr hatten Apples geänderte Datenschutz-Richtlinien Snaps Geschäft zugesetzt. Der Kurs war daraufhin um ein Viertel gefallen. Neben dem Ukraine-Krieg und der Inflation ist der starke Wettbewerb mit Konkurrenten wie Tiktok ein zusätzlicher Belastungsfaktor. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz im Vorjahresvergleich um 38 Prozent auf 1,06 Milliarden US-Dollar. Unterm Strich stand mit 360 Millionen Dollar hingegen ein höherer Verlust als noch im Jahr zuvor (287 Millionen Dollar).

Einschätzung zur Snap-Aktie


Die Prognosesenkung bei Snap sei ein Indiz für die sich verschlechternde Konjunktur und das Werbegeschäft, schreibt Brent Thill, Analyst von der Investmentbank Jefferies. Er senke daher seine Prognosen für Snap und für andere, von Werbeeinnahmen abhängige Technologiewerte wie Twitter, die Google-Mutter Alphabet oder die Facebook-Mutter Meta. Diese würden demnächst sicher auch enttäuschende Zahlen vorlegen.

BÖRSE ONLINE ist vor dem Hintergrund der neuesten Ereignisse bei Snap zurückhaltend und empfiehlt lediglich, die Aktie zu beobachten.

Lb/rtr/dpa-AFX