von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

Der gestrige Rekordtag für den Index war anfangs alles andere als unterhaltsam. Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgte wie erwartet für heftige Schwankungen. Wer jedoch glaubte, in diesem Hin und Her einen schnellen Euro verdienen zu können, dürfte sich getäuscht haben. Oft zuckten die Kurse in wenigen Sekunden oder maximal Minuten auf und ab, vermutlich überwiegend getrieben von vollautomatischen Handelsprogrammen, gesteuert von Computeralgorithmen.

Wer schlau war, folgte unserem Rat und ließ die Finger vom Markt. Diese pervertierte Form des Aktienhandels kann kaum jemand mehr schönreden, Entwicklungen wie die gestrige dürften maßgeblich zum negativen Bild der Börse in den Augen vieler Menschen und dadurch auch zu politischen Vorstößen wie der Transaktionssteuer beitragen.

So lief der Tag im Detail ab (siehe Ein-Minuten-Chart unten): Schon vor Bekanntgabe des Zinsentscheids um 13:45 muss etwas durchgesickert sein, der Index schoss in kürzester Zeit steil nach oben. Davor war er den ganzen Vormittag über wie tot und schwanke um weniger als 20 Punkte. Doch anschließend kam es zum Absturz, dann pünktlich um Viertel vor Zwei (linke rote Markierung) wieder hektische Zuckungen. Und dann begann der schöne Teil: Um 14:30 (rechte rote Markierung) bei der Pressekonferenz der Währungshüter erfolgte schließlich der finale Sprung nach oben über die 10.000.

Damit entschädigte der DAX Anleger für die voran gegangenen übertriebenen Schwankungen und setzte einen neuen Meilenstein seiner Erfolgsgeschichte. Einen statistischen Überblick der historischen Entwicklung finden Sie im gestrigen Statistik- und Technische Analyse-Sonderbeitrag - dort haben wir unter anderem auch errechnet, dass im Mittel 5,3 Jahre bis zu einer weiteren Kursverdopplung vergehen werden.

Doch vor der 20.000 kommt erst einmal die 11.000, wenden wir uns also der kurzfristigen Analyse des Index zu: Sofort nach dem Anstieg in den fünfstelligen Bereich wurden - ebenfalls nicht überraschend - Gewinne mitgenommen. Doch der Markt hat noch Potenzial nach oben, erst wenn er sich mehr als 3,8 Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs entfernt, steigt das Risiko einer Zwischenkorrektur exorbitant an. Bislang beträgt der Abstand erst 1,6 Prozent (unterer Indikator im Chart auf Seite 2), so dass noch Luft bis jenseits der 10.150 ist.

Da keine Widerstände und Unterstützungen mehr existieren, muss auch im mittelfristigen Bereich auf Hilfsmittel wie Trendkanäle und zu erwartenden Schwankungsbreiten zurück gegriffen werden. Aus dieser Perspektive läuft der Markt erst heiß, wenn er sich um mehr als 13 Prozent von der 200-Tage-Linie entfernt. Dadurch könnte der DAX noch weit über 10.400 Zähler steigen, bevor es kritisch wird. Dort beginnt auch der obere Rand eines im Wochenchart erkennbaren Kurskorridors (Indikator und Chart siehe Seite 3).

Nach den gestrigen Gewinnmitnahmen jenseits der 10.000 ist aber auch die Unterseite nicht aus den Augen zu verlieren. Hier bietet sich die Zone 9700/9800 als erste Bodenbildungsgelegenheit an. Unser Geheimtipp für einen Schwächeanfall bleibt zudem die 9600, aber leider mit einer wenig hilfreichen Ungenauigkeit von ca. 30/40 Punkten in beide Richtungen, vor allem nach unten. Dort gab es in der Vergangenheit zahlreiche Umsätze und Wendepunkte, die den Bereich für nachkaufwillige Schnäppchenjäger sehr interessant machen. Vor dem Wochenende ist ohnehin verstärkt mit Gewinnmitnahmen zu rechnen, Anleger sollten entsprechend Vorsicht walten lassen und sich nicht völlig dem 10.00er-Rausch hingeben.

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

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Chart 3 - Tageschart

Im Tageschart ist nun vor allem der Aufwärtstrendkanal wichtig: Er lässt den Kursen Luft nach oben bis etwa 10.400 / 10.600 Zähler. Die Untergrenze dieses Kurskorridors bildet bei 9200/9300 Punkten zusammen mit der 200-Tage-Linie zugleich die erste Unterstützung im übergeordneten Zeitfenster - erst darunter wird die Prognose wieder schlechter, doch momentan droht dieser Ernstfall nicht.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ergeben sich zusätzlich zu den kurzfristigen Kursbildern des Deutschen Aktienindex vor allem zwei Zusatzinformationen: Er zeigt die starke Unterstützung bei 7500/8000 Punkten, die jedoch aus heutiger Sicht noch nicht gebraucht wird. Der Abstand zur 200-Tage-Linie und die geglättete Stochastik-Kurve warnen zudem rechtzeitig vor einer massiv überkauften Marktlage. Doch dazu müssen sie erst obere Extrembereiche (rote Zonen) erreichen - davon sind die Signalgeber noch weit entfernt.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände