Der erste Teil mit fünf Erkenntnissen zum Anleger-Verhalten der Deutschen finden Sie hier.

Gern heißt es, ältere Menschen seien stärker mit der Heimat verbunden als jüngere. Ob das soziologisch tatsächlich der Fall ist, sei dahingestellt. Fest steht: Bei Aktien stimmt das. Der Anteil von deutschen Unternehmen im Aktiendepot älterer Menschen ist deutlich höher als bei jüngeren. Bei den über 66-Jährigen stammen alle der zehn beliebtesten Aktien aus dem Heimatland, in ihren Top 25 sind 18 beziehungsweise 20 Unternehmen deutsch - je nachdem, ob man die an der New Yorker Nasdaq gehandelten deutschen Impfstoffhersteller Biontech und Curevac hinzuzählt. "Home Bias" nennen Finanzexperten diese Konzentration auf den Heimatmarkt. Ein Effekt, der laut zahlreicher Studien die Rendite eines Portfolios eher ausbremst.

Bei den Jüngeren finden sich hingegen Aktien aus aller Welt in der Beliebtheitsskala: Neben Unilever und Royal Dutch Shell aus Großbritannien sind das Nel Asa aus Norwegen, Xiaomi, Alibaba und Tencent aus China sowie Apple, Microsoft, Amazon, Coca-Cola, Tesla, Johnson & Johnson, Disney und Visa aus den USA.

Depots als Spiegel der Zeit. Was beim Lesen dieser Namen auffällt: Die Jugend ist nicht nur internationaler, sie kauft vor allem solche Unternehmen, deren Produkte sie kennt. Die Smartphones von Apple oder Xiaomi gehören ebenso zu ihrem Alltag wie Shopping und Videostreaming bei Amazon, das Betriebssystem von Microsoft auf dem Notebook oder der Traum vom schicken Tesla.

Viel Technik also, was aber auch kein Wunder ist. "Die Depots sind ein Spiegel der Zeit, in der sie entstanden sind", erklärt Andreas Beck von Index Capital. Das zeigt sich übrigens auch mit Blick auf die Lieblingsaktien der Älteren: Hier herrscht die "Deutschland-AG" aus den 1990ern mit Finanzwerten wie der Deutschen Bank und der Allianz sowie vielen klassischen Industriekonzernen wie Daimler, Volkswagen, Bayer, BASF, Siemens sowie den Versorgern RWE und Eon vor. Auch die "Volksaktie" von der Deutschen Telekom ist natürlich mit an Bord, für die einst der längst verstorbene TV-Star Manfred Krug geworben hat. Und selbst Nokia findet sich noch auf den hinteren Plätzen - einst der bedeutendste Mobilfunkkonzern der Welt, heute aber nur noch ein Schatten seiner selbst.

Was man den älteren Anlegern angesichts dieser Liste nicht absprechen kann, ist Durchhaltevermögen. Das glaubt jedenfalls der Portfolioexperte Andreas Beck. " Da sind einige Depotleichen dabei, die seit Jahren auf dem absteigenden Ast sind." Die Nokia-Aktie hat seit ihrem Hoch während der Internetblase vor 20 Jahren über 80 Prozent verloren, Deutsche Bank und Commerzbank seit der Finanzkrise über 80 beziehungsweise 90 Prozent und bei RWE und Eon, die auch Kohlekraftwerke betreiben, waren es in den vergangenen Jahren über 40 und über 70 Prozent Minus. "Hier wäre es wohl besser gewesen, die Verluste irgendwann zu realisieren und das Geld in aussichtsreichere Firmen anzulegen", so Beck.

Hinterher ist man aber immer klüger. Das mag sich vielleicht auch der eine oder andere heute jüngere Anleger denken, wenn er in vielen Jahren in sein Depot blickt. Schließlich kann es durchaus passieren, dass einer der momentan dominierenden Technologiekonzerne bis dahin zum alten Eisen gehört.