von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis



Stellen Sie sich vor, die Börsen markieren täglich neue Rekorde, und Sie sind nicht dabei! Wem dieser Gedanke unerträglich ist, der wird es in den kommenden Handelstagen schwer haben. Denn der Weg nach oben ist frei für den Deutschen Aktienindex, aus der Vergangenheit lassen sich keine Verkaufszonen (Widerstände) mehr ableiten, an denen die Kurse häufiger schon gedreht haben.

Nur runde Marken können aktuell von Investoren noch als Orientierungspunkt für Gewinnmitnahmen heran gezogen werden. In diesem Zusammenhang wird es spannend sein zu beobachten, wie lange sich die Notierungen an der 10.100 aufhalten. Je mehr Anstrengung es kostet, bis der DAX auch darüber dauerhaft (mindestens mehrere Stunden) gekauft wird, desto mehr ließe sich an der Nachhaltigkeit der nächsten Aufwärtswelle zweifeln. Geht es dagegen schnell über diesen Schwellenwert, so ist die 10.200 sicher nicht weit.

Spätestens hier hört das statistisch "normale" Aufwärtspotenzial heute - und vermutlich auch morgen - endgültig auf, denn der Markt ist jetzt wieder rund 4,6 Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs entfernt (siehe blauer Indikator unter dem Tageschart auf Seite 2). Werte über fünf Prozent waren über einen längeren Zeitraum in den vergangenen Jahren nur in ganz seltenen Fällen zu sehen, und nur während Erholungen nach sehr starken Marktkorrekturen - dann konnte der Index auch um bis zu neun Prozent über seinen Monatsmittelpreis klettern. Jetzt ist aber schon der Ende November erreichte Wert von 5,65 Prozent auffällig hoch. Mehr ist zwar möglich, aber eben nicht wahrscheinlich - darauf sollten Anleger ihr Geld nicht setzen.

Mittelfristig dagegen ist eher der Abstand zur 200-Tage-Linie (40-Wochen-Linie) interessant, er ist mit rund sechs Prozent noch lange nicht in einem Extrembereich. Auf längere Sicht haben die Notierungen also noch Luft nach oben, 13-14 Prozent sind hier regelmäßig gemessen worden (siehe violetter Indikator im Wochenchart auf Seite 3). Wenn auf Grund der kurzfristigen Überhitzung zuvor noch einmal Gewinnmitnahmen einsetzen, so sind zunächst die in den vergangenen Tagen ausgebildeten Unterstützungszonen bei rund 10.030/10.050 (ehemaliger Widerstand) und bei 9960/9990 Punkten als potenzielle Kaufbereiche interessant.

Darunter ist dann viel Luft. Abgesehen vom Vorwochentief bei 9835 Punkten, das aber nur einen groben Orientierungspunkt darstellt, bietet dann erst wieder bei rund 9525 Punkten die 200-Tage-Linie einen Anhaltspunkt für Schnäppchenjäger. Soweit wird der DAX kurzfristig aber nur fallen, wenn auch die US-Börsen wieder korrigieren. Bleibt der Rückenwind von der Wall Street bestehen, ist eher eine Seitwärtskonsolidierung auf hohem Niveau zum Abbau der kurzfristigen Marktüberhitzung wahrscheinlich.

Chart 2 - DAX - Ein-Minuten-Chart: Ausschnittsvergrößerung Donnerstag 4.12.2014



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Das Allzeithoch bei 10.030/10.050 ist in Reichweite, dürfte sich allerdings als - vielleicht nicht ganz punktgenau wirksamer - Widerstand erweisen. Nach dem steilen Anstieg der Vorwochen sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich, und das ist der letzte Orientierungspunkt dafür, den Anleger noch haben. Danach ist der Weg in Richtung 11.000 frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Mangels Alternativen sind es oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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