Was den Kindern der Schulhof, ist den Erwachsenen das Wettbüro. Hier leben sie ihre Spielleidenschaft aus. Sie können bei der WM auf ihre Favoriten setzen und dabei viel Geld gewinnen - oder verlieren.
Möglich ist das auch mit Fußballzertifikaten, die an der Börse Berlin oder der Tradegate Exchange gehandelt werden. Sie können wie Aktien jederzeit ge- und verkauft werden. Auf jede der 32 WM-Mannschaften hat die Extra Sportwetten AG ein Zertifikat emittiert.
Die Konstruktion ist einfach. Das Papier auf den Top-Favoriten Brasilien kostet etwa 30 Euro. Holen die Südamerikaner den Titel, erhalten Inhaber des Zertifikats Mitte Juli nach dem Finale 100 Euro zurück. Das entspricht einem Gewinn von 233 Prozent in wenigen Wochen.
Schon deutlich mehr gibt es bei den anderen Favoriten Deutschland und Argentinien, die 20 Euro kosten. Gewinnen sie das Endspiel in Rio, können Zertifikatekäufer sich über 400 Prozent Ertrag freuen.
Wer sich nicht vom Fangedanken, sondern von strategischen Überlegungen leiten lässt, sollte gezielt vorgehen: So kostet Spanien, das bei den vergangenen drei Welt- und Europameisterschaften vorn lag, nur 16 Euro. Dabei haben die spanischen Klubs 2014 alle europäischen Wettbewerbe gewonnen. Die laufende Saison spricht also für die Südeuropäer. Für Brasilien spricht neben dem Heimvorteil, dass das Land Rekordweltmeister ist und in Amerika bisher immer ein südamerikanisches Team triumphierte.
Der viermalige Weltmeister Italien ist dagegen zum Preis von 4,62 Euro je Papier ein Schnäppchen. Das entspricht einer Gewinnchance für Anleger von 2064 Prozent. Davon dürfen sich Käufer aber nicht blenden lassen. Denn scheidet eine Elf vorzeitig aus, entsteht Totalverlust. Daher sollten nur kleine Beträge angelegt werden. Ab der Runde der letzten 16 gilt das K.-o.-System. Eine Niederlage bedeutet dann sofort den Verlust des gesamten Kapitals. Daher ist es sinnvoll, auf Baskets verschiedener Teams zu setzen, um mehrere Eisen im Feuer zu haben.
Eine Möglichkeit wäre, alle lateinamerikanischen Länder ohne die teuren Favoriten Brasilien und Argentinien zu erwerben - da, wie schon erwähnt, in Amerika bisher immer lateinamerikanische Teams den Pokal holten. Kolumbien (Kurs: 5,22 Euro), Uruguay (4,62), Chile (2,68), Ecuador (1,25) und Mexiko (1,25) kosten zusammen 15 Euro. Erreicht nur eines der Länder das Semifinale, was durchaus möglich ist, sind hohe Kursgewinne drin.
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Richtige Strategie wählen
Eine andere Strategie ist, auf einen Korb von Abwehrkünstlern zu vertrauen. Die gelten bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit als chancenreich. Dazu zählen Italien, Uruguay, Mexiko und Griechenland (1,25 Euro). Für 11,74 Euro sind die vier Bollwerke zu haben. Das kann sich schon lohnen, falls nur ein Team davon das Viertelfinale erreicht.
Weit kommen bei WM-Turnieren oft die gleichen Länder. Bisher gab es bei 19 Weltmeisterschaften nur acht Sieger. Daher liegt es nahe, sich auf einen Basket der Ex-Gewinner zu konzentrieren - ohne die teuren vier Top-Favoriten. Der dreimalige Vizeweltmeister Niederlande (3,85 Euro) passt auch noch in diesen Korb, der sonst aus Uruguay, Italien, Frankreich (6,32) und England (2,94) besteht. In Summe sind dafür 22,35 Euro zu zahlen. Erreicht ein Team das Halbfinale, ist mindestens der Einsatz wieder drin, beim Finaleinzug ein deutlicher Ertrag.
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Spielplan und Gruppen studieren
Wichtig ist es auch, sich den Spielplan und die Zusammensetzung der acht Gruppen anzusehen. Meist ist erst nach drei Spielen klar, wer weiterkommt oder ausscheidet. Bis dahin ist aktives Trading angesagt. Wer das erste Match gewinnt, steht mit einem Bein im Achtelfinale. Entsprechend schießt der Kurs des jeweiligen Zertifikats nach oben - oder stürzt umgekehrt beim Verlierer ab.
Portugal etwa hat gute Chancen, bis ins Viertelfinale vorzustoßen. Werden die Südeuropäer vor Deutschland, Ghana und den USA Gruppensieger oder -zweiter, haben sie in der Runde der letzten 16 eine lösbare Aufgabe. Gegner ist dann wahrscheinlich Belgien, Russland oder Korea. Die Belgier sind mit 7,06 Euro pro Papier erstaunlich teuer, da sie eine gute Qualifikation gespielt haben. Ihr letzter großer Turniererfolg liegt aber lange zurück.
Auch Bosnien, dessen Zertifikat nur 1,25 Euro kostet, hat mit Edin Džeko und sechs Bundesligaspielern wie Vedad Ibišević gute Chancen, die Gruppe mit Argentinien, Iran und Nigeria zu überstehen. Mit Frankreich, Schweiz oder Ecuador warten dann keine unüberwindbaren Hindernisse. Attraktiv für Zocker ist zudem das Papier auf Kroatien für 1,25 Euro. Die spielstarke Elf besitzt mit Mario Mandžukić, Ivica Olić und Luka Modrić einige Topspieler. Neben Favorit Brasilien haben sie es mit Mexiko und Kamerun zu tun. Sie könnten das Achtelfinale erreichen, was deutliche Kursgewinne brächte.
Die sollten dann auch vorzeitig realisiert werden, denn bei einer Niederlage im K.-o.-System droht Totalverlust. Die ständige Liquidität ist der große Vorteil der Fußballzertifikate gegenüber Sportwettenanbietern wie Oddset oder Bwin, wo das nicht möglich ist. Das bezahlen die Anleger aber mit etwas schlechteren Quoten. Zudem sind die Erträge steuerpflichtig, Verluste können dagegen geltend gemacht werden beim Fiskus. Ordergebühren und ein satter Spread von 15 Prozent verteuern den Handel zusätzlich erheblich.
Einen Aufschlag gibt es auch auf Schulhöfen - für die deutschen Kicker. Das ist beim Sportzertifikat auf Deutschland genauso. Zocker müssen bei dem hohen Preis von 20 Euro darauf vertrauen, dass Lahm & Co. ins Endspiel kommen, damit sich Engagements lohnen. Das gelang bei sieben WM-Turnieren auf dem amerikanischen Kontinent bisher nur einmal - 1986 in Mexiko.
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Die Zertifikate
Die Papiere, die kurz nach der WM fällig sind, sind an der Börse Berlin und der Tradegate Exchange ständig handelbar. Kurse und Quoten aller 32 Teilnehmerteams sind abrufbar unter: www.sportzertifikate.de