Die Idee des Social Trading ist wahrscheinlich die logische Fortsetzung der ohnehin ständigen Onlinekommunikation vieler Zeitgenossen. Statt Bilder vom gerade servierten Essen zu posten, Katzenfotos zu teilen oder in der Chat-Gruppe zu diskutieren, welche Klamotten es denn für die nächste Videoschalte sein sollen, geht es beim Social Trading im Idealfall um die Vermehrung des Geldes per Anlage über entsprechende Plattformen.

Ganz gleich, ob man unter dieser Art des Investierens eher gemeinschaftlichen Wertpapierhandel versteht, was technisch an Schwarmfinanzierungen (Crowdinvesting) erinnert, oder aber primär den Austausch mit anderen Privatanlegern über konkrete Geldanlagen in Aktien, Aktienfonds, ETFs oder Zertifikate - auf den Plattformen herrscht reger Betrieb. Sie locken mit Gebühren, die in der Regel unter denen klassischer Vermögensverwaltungen liegen, und häufig sind Anleger schon ab sehr niedrigen Summen dabei.

Bafin warnt vor Leichtsinn

Beim Social Trading können Interessenten auf Plattformen wie Naga, Etoro oder Follow My Trader Anlagestrategien oder gleich die konkreten Portfolios anderer Anleger einsehen und nachbilden. Bei Wikifolio werden solche Strategien in eigenen Wertpapieren (Zertifikaten) verbrieft, die an der Börse Stuttgart handelbar sind.

Bei diesen Formen der Geldanlage ohne professionellen Vermögensverwalter rät die Finanzaufsicht Bafin generell, die potenziellen Risiken im Auge zu haben. So werden nach Erkenntnissen der Behörde im Social Trading oft besonders volatile Produkte gehandelt, die schnell hohe Verluste bescheren und schlimmstenfalls sogar Nachschusspflichten zur Folge haben können. Die Bafin empfiehlt, jenen Trader, dem man nacheifern möchte, besonders sorgfältig auszuwählen, sich also über dessen Qualifikation und Ziele zu informieren, statt nur auf die Performance seines Portfolios zu gucken. Und so bequem es auch sein mag, einfach einem anderen Anleger in seiner Funktion als Trader zu folgen: "Sie sollten unbedingt die Funktionsweisen und Risiken der Produkte verstehen, in die Sie investieren", mahnt die Finanzaufsicht.





Um zu verstehen, was die Vor- und Nachteile von Plattformen für Social Trading sind, hat BÖRSE ONLINE das Deutsche Kundeninstitut (DKI) erstmals mit einem Test stark frequentierter Anbieter beauftragt. Die Düsseldorfer machten allerdings die Erfahrung, dass viele Plattformen trotz hartnäckiger Versuche nicht erreichbar sind und selbst bekanntere Adressen wie Naga, Ava Trade oder Zulutrade auf keine Frage reagieren. Bemerkenswert bei Anbietern, deren Geschäftsmodell auf viel Kommunikation beruht.

So geriet bei den drei Teilnehmern des Tests (Etoro, Follow My Trader, Wikifolio) am Ende schon ihre Bereitschaft, offen Auskunft über ihr Geschäft zu geben, zu einem ersten Qualitätszeichen. Dessen ungeachtet schnitten die drei tatsächlich eindeutig positiv ab, so unterschiedlich ihre Geschäftsmodelle auch funktionieren. Testsieger Etoro erzielte die Gesamtnote "sehr gut +", Follow My Trader schaffte ein "sehr gut" und Wikifolio ein "gut" (siehe Tabelle). Geprüft wurde in den vier Kategorien "Handel", "Plattform", "Konditionen" und "Kundenservice" (siehe "So wurde getestet"). Detaillierte Informationen zu den Anbietern finden Sie in der großen Tabelle weiter unten.

Testsieger: Etoro

Testsieger Etoro fiel beim umfangreichen Check des DKI vor allem in den Kategorien "Handel" und "Plattform" positiv auf. Die Plattform bietet Interessenten sehr viele Möglichkeiten, darunter einen Demo- oder Probe-Account und das Simulieren von Anlagestrategien ausgewählter Trader, denen Interessenten folgen können. Die Informationen zu den Tradern sind völlig okay. Den Social-Gedanken verwirklicht Etoro im Test am besten. So können Trader und Follower privat chatten, Beiträge posten, teilen oder kommentieren.

Die Einstiegshürde ist mit 25 Euro Mindestanlagebetrag sehr niedrig und macht es Einsteigern besonders leicht, diesen Weg der Geldanlage auszuprobieren. So einfach der Einstieg ist, so easy können Kunden bei Bedarf auch jederzeit wieder aussteigen und über ihre Investmentsumme verfügen. Im Kundenservice stieß das DKI auf einige Schwächen des Anbieters. So steht der E-Mail-Service nur registrierten Kunden zur Verfügung. Und bei den Konditionen könnte die Vielzahl möglicher Gebühren in Geldsachen weniger Bewanderte leicht überfordern.

Tabellenzweiter Follow My Trader hat nicht ganz so viele Social-Media-Möglichkeiten im Angebot und liefert weniger Informationen zu den Tradern. Das macht Anlegern den Vergleich etwas schwerer, auch wenn es bei dem Anbieter maximal zehn Trader gibt. Die Einstiegsschwelle liegt mit 100 Euro höher als bei Etoro. Kunden haben die Möglichkeit, die Aktionen ihres ausgewählten Traders in jedem Fall nachzumachen oder jedes Mal selbst zu entscheiden, ob sie das wollen oder nicht. Die Kostenstruktur ist bei Follow My Trader einfacher gestaltet. Je Transaktion fällt nur eine Ordergebühr an.

Der Anbieter Wikifolio fällt unter anderem mit einer Vielzahl von Filtermöglichkeiten bei der Tradersuche positiv auf. Gleiches gilt für die Informationen zu den Tradern. Dagegen sind die Kommunikationsmöglichkeiten auf der Plattform deutlich reduzierter als beim Testsieger Etoro. Wikifolio-Zertifikate können nur in ganzen Stücken und ab mindestens 100 Euro gekauft werden. Im Kundenservice punktet der Anbieter mit viel Tempo und Qualität bei der Beantwortung von Fragen per E-Mail. Zudem kommen auch Neueinsteiger mit den Infos auf der Website sehr gut zurecht.

Diverse Interessenlagen bei den Tradern

Der Test ergab innerhalb der Plattformen größere Unterschiede bei der Interessenlage der Trader, denen Anleger nacheifern. Das Vergütungsmodell bei Testsieger Etoro (mehr Vermögen - mehr Gebühren) spornt Trader an, möglichst viele Follower zu haben. Follow My Trader macht es für die Trader besonders lohnend, viele Transaktionen zu generieren. Der Grund: Sie sind an der Ordergebühr beteiligt. Anders wiederum bei Wikifolio. Dort ist das vorrangige Ziel, immer wieder neue Kurshöchststände zu erreichen (High-Watermark-Prinzip). Von der dann fälligen Performancegebühr bekommt der Trader etwas ab.

Drei Social-Trading-Plattformen im Test: Das pdf dazu finden Sie hier.

So wurde getestet:
Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) prüfte die Plattformen für Social Trading mittels Befragung der Anbieter, Testmails und Analyse der Internetseiten sowie der Social- Media-Aktivitäten. Die Prüfer klopften die Anbieter auf 180 Einzelkriterien ab und bewerteten sie in vier Kategorien.

Handel (Gewichtung 30 Prozent): Hier wurde unter anderem geprüft, welche Handelsplätze verfügbar sind, welche Zahlungs- und Auszahlungsmöglichkeiten es gibt und welche Finanzinstrumente verfügbar sind.

Plattform (30 Prozent): Das DKI checkte die Filtermöglichkeiten bei der Suche nach Tradern, die Kommunikationsmöglichkeiten auf der Website und zum Beispiel, ob zum Angebot eine App gehört - und, falls ja, was mit der alles geht.

Konditionen (25 Prozent): In dieser Kategorie interessierten sich die Tester zum Beispiel für die Kontoeröffnungsgebühr, Depotführungsgebühren, mögliche weitere Kosten (Performancegebühr, Spread-Kosten und so weiter) und für den Umfang der Kosteninformationen auf der Homepage.

Kundenservice (15 Prozent): Mit Testmails an die Anbieter prüfte das DKI den Informationsgehalt, die Freundlichkeit und das Tempo der Antworten. Zudem wurden die Internetseiten auf ihre Nutzwertigkeit untersucht.