ARM selbst empfahl seinen Aktionären die Annahme der Offerte. Die Zahl der Stellen im Königreich sollen trotz einer erwarteten Rezession in den kommenden fünf Jahren verdoppelt werden. Die Regierung wertete die Übernahme als Vertrauensbeweis. "Nur drei Wochen nach dem Referendum zeigt sich, dass Großbritannien bei internationalen Investoren nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat", sagte der neue Finanzminister Philip Hammond.

Nach dem Votum der britischen Wähler für einen Austritt aus der EU sind Befürchtungen aufgekommen, dass Großbritannien als Wirtschaftsstandort stark leiden könnte. Einige Volkswirte sagen dem Königreich für das kommende Jahr eine Rezession voraus. Banken haben damit gedroht, Stellen aus London zu verlagern, falls das Land seine Mitgliedschaft im Europäischen Wirtschaftsraum verliert.

Für SoftBank ist es der größte Zukauf in der Konzerngeschichte. Je Anteilsschein sollen die ARM-Aktionäre 17 Pfund in bar erhalten, was einem Aufschlag von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag entspricht. SoftBank verpflichtete sich, ARM als eigenständigen Konzernteil mit dem jetzigen Management zu erhalten. Der Firmensitz soll in der Universitätsstadt Cambridge bleiben.

Der international aufgestellte Konzern ARM hatte sich bereits in den vergangenen Wochen gegen das Brexit-Votum immun gezeigt. Die Aktie legte seit dem Referendum um fast 17 Prozent zu. Zugleich büßte das britische Pfund deutlich an Wert ein, womit Firmen auf der Insel für ausländische Investoren günstiger werden.

In der Chipbranche ist ARM einer der wichtigsten Akteure: Technologie des Unternehmens wird etwa in Geräten von Samsung Electronics, Apple oder Huawei Technologies eingesetzt. Allerdings ist das rasante Wachstum in der Smartphone-Branche vorüber, so dass sich das Unternehmen neue Gebiete erschließen will. In diesem Jahr kaufte ARM etwa den britischen Bildverarbeitungsspezialisten Apical. Die Firma entwickelt unter anderem Software, mit der Computer Fotos analysieren können.

SOFTBANK SITZT AUF SCHULDENBERG



Auch SoftBank orientiert sich um und will stärker auf Investments in High-Tech-Unternehmen setzen. Dafür hat Firmengründer Masayoshi Son seinen eigentlich geplanten Rückzug aus der Firmenspitze abgesagt. Ausschlaggebend für den Strategiewechsel sind nach seinen Worten Trends wie künstliche Intelligenz oder die zunehmende Vernetzung von Autos, Gebäuden oder Hausgeräten - dem "Internet der Dinge".

Sons Milliardenübernahme dürfte viele überraschen: Der Konzern verkaufte in den vergangenen Monaten Anteile etwa am chinesischen Amazon.com -Konkurrenten Alibaba und nahm damit umgerechnet mehr als 17 Milliarden Euro ein. Experten gingen davon aus, dass Son mit dem Geld Schulden tilgt oder den Aktienkurs von SoftBank mit Hilfe eines Rückkaufs von Anteilsscheinen auf die Sprünge hilft. Der Konzern hatte im Jahr 2013 die Mehrheit am US-Mobilfunker Sprint für 22 Milliarden Dollar übernommen. Der Schuldenberg lastet noch heute auf den Japanern.

In Tokio wurden SoftBank-Aktien am Montag wegen eines Feiertags nicht gehandelt, in Frankfurt fielen die Papiere um 3,5 Prozent. ARM-Anteilsscheine stiegen in London auf 17,13 Pfund. Auch andere Chipunternehmen wurden von der Fusion beflügelt: So stiegen Dialog Semiconductor um 4,2 Prozent und die frühere Siemens -Tochter Infineon Technologies um 2,2 Prozent.