Die bereits 1969 gegründete Software AG zählt zu den Urgesteinen der Branche. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro ist das Unternehmen, wenn auch mit großem Abstand zu SAP, das zweitgrößte Softwarehaus in Deutschland. Nach Jahren vergleichsweise mäßiger Performance am Aktienmarkt versucht das Management Gerüchten zufolge nun den Befreiungsschlag. Der Konzern hat sich für potenzielle Investoren ins Schaufenster gestellt. Unterstützt von der Investmentbank JP Morgan werden strategische Optionen geprüft, zu denen wohl auch ein Verkauf zählt.
Nach Bekanntwerden erster Gerüchte Ende vergangener Woche stieg der Kurs des MDAX-Konzerns in einem schwachen Gesamtmarkt um fast zehn Prozent auf rund 38 Euro. Weder das Unternehmen noch die Software-AG-Stiftung des Firmenmitgründers Peter Schnell, mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent größter Aktionär, wollten sich zu den Spekulationen äußern.
Konzernchef Sanjay Brahmawar, 2018 von IBM zu den Darmstädtern gekommen, um das Unternehmen auf Wachstumskurs zu bringen, leitete mit dem Transformationsprogramm "Helix" die Umstellung von Lizenzverkäufen auf ein Abo-Modell ein. Der Umbau belastet zumindest vorübergehend das Umsatzwachstum deutlich, ist aber ein grundsätzlicher Trend in der Branche.
Das Management verspricht bis 2023 ein Umsatzvolumen von einer Milliarde Euro allein aufgrund von organischem Wachstum. Nach neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte die Software AG einen Konzernumsatz von knapp 600 Millionen Euro.
Im Interview mit €uro am Sonntag zählte Finanzchef Matthias Heiden noch im Juni Übernahmen zur Unternehmensstrategie und gab sich überzeugt, den adressierbaren Markt bis 2024 von rund 28 Milliarden US-Dollar durch Übernahmen auf 64 Milliarden Dollar ausdehnen zu können. Seitdem gab es noch keine nennenswerten Zukäufe, unklar ist, ob die Strategie noch Bestand hat.
Bevor ein Investor jedoch in größerem Stil bei der Software AG einsteigen kann, muss die Stiftung zustimmen. Die aber hat naturgemäß eher ein Interesse an regelmäßigen Einkünften aus ihrer Beteiligung als an einer durch hohe Investitionen steil steigenden Aktie. Allzu investitionsintensive Strategien zulasten der Dividende dürften eher eine Abwehrreaktion der Stiftung auslösen - es sei denn, es gäbe eine entsprechend hohe Kaufprämie. Damit kommt Fantasie in die Aktie.
Mehrere Optionen
Private-Equity-Investoren mit ausreichend Anlagekapital, die einen entsprechenden Aufschlag beim Kaufpreis zahlen könnten, gibt es einige. Denkbar wäre dann etwa die Abspaltung des profitablen, aber wachstumsarmen Datenbankgeschäfts Adabas & Natural verbunden mit dem Versuch, das Potenzial des zukunftsträchtigeren Digital Business gesondert zu heben. Auch über einen kompletten Rückzug der Hessen von der Börse wird spekuliert, um den Unternehmensumbau und anstehende Investitionen ohne Rücksicht auf den Kapitalmarkt durchführen zu können.
Potenzial: Ein Einstieg eines Investors dürfte die Aktie weiter treiben.
Spekulative Anleger sichern sich mit
engem Stopp gegen Rückschläge ab.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 46,00 Euro
Stoppkurs: 29,00 Euro