Auf der Hauptversammlung entlädt sich Kritik am geplanten Verkauf an den US-Finanzinvestor Silver Lake. Die Positionen verhärten sich.
Mitten im Übernahmekampf um den zweitgrößten deutschen Softwarekonzern Software AG hat sich auf dem Aktionärstreffen die Kritik der Anteilseigner an der Verkaufsprozedur nach Gutsherrenart entladen. „Wir möchten wissen, warum eine so intransparente Kommunikation gegenüber den Aktionären gewählt wurde“, sagte Wolfgang Schärfe von der Aktionärsvereinigung DSW. „Den Aktionären gehört die Software AG und nicht den Organen.“
Zuvor schon hatte der britische Großaktionär Schroders die Übernahmeofferte des US-Finanzinvestors Silver Lake als „deutlich zu niedrig“ kritisiert. Fragen werfe insbesondere die Weigerung der Software AG auf, sich mit möglicherweise höheren Alternativgeboten zu beschäftigen. Die Frage sei, ob es Interessenkonflikte gebe und die Rechte der Minderheitsaktionäre ausreichend berücksichtigt seien. Schroders ist nach eigenen Angaben mit acht Prozent größter außenstehender Aktionär der Software AG.
Silver Lake hatte 32 Euro je Aktie geboten. Der Software- Vorstand und die Software-Stiftung hatten sich hinter die Silver-Lake-Offerte gestellt — auch nachdem der Finanzinvestor Bain Capital ein konkurrierendes Angebot von bis zu 36 Euro in Aussicht gestellt hatte. Ein mögliches Alternativangebot will die Software-Verwaltung nicht in Betracht ziehen.
Eigenständig oder fusioniert?
„Das Silver-Lake-Angebot ist im besten Sinne aller Aktionäre“, beteuerte Konzernchef Sanjay Brahmawar beim Aktionärstreffen. So wolle Silver Lake die Eigenständigkeit des Unternehmens erhalten. Allerdings plant der Investor ein Delisting, was die Aktionäre kritisieren. Bain will dagegen die Software AG mit dem US-Unternehmen Rocket Software fusionieren.
Silver Lake war bereits 2021 über eine Wandelanleihe bei der Software AG eingestiegen und hat sich mit zwei Vertretern im Aufsichtsrat positioniert. Mit Europa-Chef Christian Lucas stellt man sogar den Aufsichtsratsvorsitzenden. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, war die Verkaufsprozedur an einen Übernahmeausschuss des Aufsichtsrats delegiert worden.
Bain Capital und Rocket Software haben sich unterdessen bereits zehn Prozent an der Software AG gesichert. Silver Lake hatte von der Stiftung 25,1 Prozent gekauft und weitere fünf Prozent am Markt erworben. Die Gesellschaft könnte eine Wandelanleihe zudem in ein Aktienpaket von knapp zehn Prozent tauschen. Inzwischen hat sich jedoch auch der US-Hedgefonds Elliott bei Software positioniert. Die Fronten verhärten sich. Es scheint, als hätte der Kampf um den Konzern gerade erst begonnen. Das könnte den Preis weiter hochtreiben.
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