Der Softwarekonzern aus Darmstadt gab am Dienstag überraschend einen Umsatz- und Gewinneinbruch bekannt und kippte seine Jahresprognose. Die Anleger reagierten enttäuscht: Die Aktie brach um mehr als 18 Prozent auf Kurse von gut 20 Euro ein. Vorstandschef Karl-Heinz Streibich kündigte ein Bündel von Maßnahmen an, um aus dem Abwärtsstrudel zu kommen.

Die Software AG hatte sich erst im vergangenen Jahr neu aufgestellt. Vom traditionellen, jedoch absterbenden Geschäft mit Datenbank-Programmen (ETS) will das Unternehmen wegkommen und sich auf Firmen-Software und IT-Dienste verlegen, mit der die immer komplexeren IT-Systeme von Unternehmen integriert werden (BPE). Inzwischen sinkt der Umsatz von ETS aber schneller als er bei BPE wächst, die neue Wachstumssparte entwickelt sich nicht so wie erhofft. Im zweiten Quartal schrumpfte der Erlös mit den Datenbank-Produkten um 26 Prozent auf 56 Millionen Euro, der Umsatz in der Sparte BPE sank um sieben Prozent auf knapp 85 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebita) brach um rund ein Fünftel auf 45 Millionen Euro ein.

Nachdem schon das erste Quartal enttäuschend verlaufen war, musste Streibich den Ausblick für das Gesamtjahr drastisch senken. Der BPE-Umsatz soll stagnieren statt um bis zu 18 Prozent zu wachsen. Die ETS-Erlöse sollen wie zu Jahresbeginn erwartet um maximal 16 Prozent schrumpfen, obwohl sie im ersten Halbjahr um 24 Prozent einbrachen. Ein absolutes Gewinnziel nannte die Software AG nicht mehr, nachdem sie ursprünglich das operative Ergebnis (Ebit) von 260 Millionen Euro im Vorjahr um bis zu sieben Prozent steigern wollte. Nun heißt es, der operative Gewinn solle wie im Vorjahr mindestens 26 Prozent vom - wohl geringeren - Umsatz betragen.

PAUKENSCHLAG

Der Aktienmarkt wurde von der Prognosesenkung überrascht. Die Gewinnwarnung sei ein Paukenschlag, sagte ein Börsenhändler. "Die haben richtig Vertrauen verspielt." Ein anderer Anleger nannte die Entwicklung der als zukunftsträchtig geltenden BPE-Sparte desaströs.

Firmenchef Streibich äußerte sich auf einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz. Mit der Umorientierung habe sich die Software AG stärker auf Großaufträge mit einem Volumen von mehr als einer Million Euro verlegt. Der Abschluss solcher Aufträge ziehe sich manchmal ein ganzes Jahr lang hin, da in den Firmen wie in der Software AG viele Mitarbeiter an der Entscheidung beteiligt seien. In der Pipeline seien derzeit 30 bis 35 Prozent mehr Aufträge als vor einem Jahr. Aber wann die Verträge dazu letztlich abgeschlossen werden, sei nicht genau vorherzusagen.

Während etwa die Hälfte des Umsatzrückgangs auf die lange Bedenkzeit der Kunden zurückzuführen sei, läge ein Viertel am Umschwung der Firmen auf günstigere Cloud-Software. Dabei werden keine Software-Lizenzen mehr verkauft, sondern über eine bestimmte Laufzeit nur quartalsweise Nutzungsentgelte erhoben. Die Software AG hatte sich nur zögerlich nach diesem Trend gerichtet in dem Glauben, die standardisierten Cloud-Produkte setzten sich nicht für komplexe Anwendungen in den Firmen durch. Nun muss das Management umsteuern. Streibich kündigte an, mehr Produkte als bisher in der Cloud-Version anzubieten und die Programme dafür zu vereinfachen. Auch das Bezahlmodell, das bisher auf einer vergleichsweise hohen einmaligen Lizenzgebühr beruhte, müsse überdacht werden. Schließlich wollen sich die Darmstädter wieder stärker um kleinere Aufträge bemühen, die schneller unter Dach und Fach kommen.

Angesichts aller Unsicherheit wollte Streibich vorerst nicht das langfristige Ziel bekräftigen, bis 2018 vier Fünftel oder eine Milliarde Euro Umsatz mit BPE-Anwendungen zu erwirtschaften. "Wir haben heute die Ziele für 2018 nicht zu hundert Prozent bestätigt", sagte er. Der Vorstand habe gerade erst die Zahlen zum zweiten Quartal verdaut und müsse jetzt die längerfristigen Chancen neu ausloten.

Reuters