Trotz aller Bedenken reagierte der Ölpreis positiv. Allein seit Ende September sind die Notierungen der Nordseesorte Brent und des US-Pendants WTI um mehr als 15 Prozent nach oben geschossen. Nach Ansicht der Rohstoffanalysten der Commerzbank ist der Preisanstieg stark spekulativ getrieben. Die WTI-Netto-Long-Positionen der Terminmarktteilnehmer kletterten in der Woche zum 11. Oktober um 31 500 auf 254 400 Kontrakte - der dritte kräftige Anstieg in Folge. Sie haben damit wieder das Niveau vom Mai 2015 erreicht.
Der Preisanstieg ist für die Unternehmen in der Schieferöl- und Schiefergasbranche eine äußerst gute Nachricht. Da die öl- und gasführenden Tonschichten meist in tiefen Sedimentlagen anzutreffen sind, ist die Förderung mit technischem Aufwand und daher mit hohen Kosten verbunden. Angesichts der niedrigen Energiepreise um den Jahreswechsel 2015/16 war die Produktion für zahlreiche Firmen unrentabel geworden. Viele mussten sogar aufgeben - womit die OPEC ihr Ziel, mit den niedrigen Preisen Schiefergasunternehmen aus dem Markt zu drängen, erreicht hat. Doch nun lohnt sich die Suche wieder: Wie der Branchendienstleister Baker Hughes berichtet, sind die Bohraktivitäten in dieser Woche zum 15. Mal in den vergangenen 16 Wochen gestiegen.
Kurse ziehen wieder an
Entsprechend sind auch die Aktienkurse der Branchenunternehmen im Aufwind. Der Solactive-Shale-Gas-TR-Index, der sich aus den größten börsennotierten Firmen zusammensetzt, deren Hauptgeschäft in der Erschließung, Förderung und Vermarktung von Schiefergas besteht, hat sich seit den Tiefs vor rund acht Monaten fast verdoppelt. Mit dem passenden Zertifikat der UBS können Anleger auf eine anhaltende Aufholjagd setzen. Allerdings sollten Investoren auf die Risiken achten: Sollte die OPEC-Ankündigung von Produktionskürzungen ins Leere laufen, könnten sich die Spekulanten rasch wieder von ihren Long-Positionen trennen. Ein rascher Preisverfall würde dann auch das Bohren nach Schieferöl zunächst wieder unattraktiver machen.