Ganz so viel Geld können die meisten deutschen Touristen nicht aufwenden. Gefragt sind in diesem Jahr eher die klassischen Reiseziele: Spanien, Italien oder die Türkei. Der Deutsche Reiseverband (DRV) schätzt, dass die Deutschen im vergangenen Jahr rund 65 Milliarden Euro für Urlaubsreisen ins Ausland ausgegeben haben. 2014 dürfte dieser Spitzenwert übertroffen werden. Laut einer Studie der Konsumforscher von der GfK verzeichnen die deutschen Reisebüros für die Sommersaison bislang ein kräftiges Umsatzplus. Niedrige Zinsen, eine stabile Beschäftigungslage sowie steigende Einkommen sorgten demnach dafür, dass die Konsumenten eher zu größeren Anschaffungen tendieren. "Ein wesentlicher Teil der zusätzlichen finanziellen Mittel der Haushalte fließt auch in die Bereiche Urlaub und Reisen", schreiben die Nürnberger.
Nicht nur in Deutschland grassiert die Reiselust. "2013 war ein fantastisches Jahr für den internationalen Tourismus", sagt Taleb Rifai, Generalsekretär der Welttourismusorganisation UNWTO. Im vergangenen Jahr wurde der Rekordwert von rund 1,1 Milliarden internationalen Touristenankünften erreicht. Bis zum Jahr 2030 sei mit einem Anstieg auf 1,8 Milliarden zu rechnen.
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Die Hauptsaison ist eröffnet
Trotz der guten Stimmung in der Reisebranche meldete Europas führender Reiseveranstalter TUI Travel für das Winterquartal einen operativen Verlust. Doch rote Zahlen sind in den Wintermonaten für die Reiseveranstalter nichts Ungewöhnliches, da Vorabzahlungen für Flug und Hotelkapazitäten zu leisten sind. Erst in der Hauptsaison verdienen die Konzerne Geld. Für das Gesamtjahr ist mit einem Gewinnanstieg bei TUI von acht Prozent zu rechnen. Im Folgejahr dürfte der Konzern sogar zweistellig zulegen.
Für TUI-Chef Fritz Joussen liegen Freud und Leid nah beieinander. Zum einen entwickelt sich die britische Touristiktochter prächtig. Andererseits steigt die Aktie von einem Hoch zum nächsten. Joussens Problem: Sein langjähriger Vorgänger Michael Frenzel fusionierte fast das gesamte TUI-Reisegeschäft vor Jahren mit dem britischen Reiseveranstalter First Choice zu TUI Travel. Joussen aber möchte TUI Travel gern wieder ganz in den Konzern zurückholen. Für eine Übernahme der verbleibenden 44 Prozent fehlt jedoch das Geld.
Heiter sind die Aussichten auch beim Kontrahenten Thomas Cook. Den saisonal bedingten operativen Verlust fuhr Konzernchefin Harriet Green im ersten Geschäftsquartal zurück. Green, seit Sommer 2012 an der Spitze des Unternehmens, verordnete dem Reisespezialisten eine Rosskur. Die war dringend nötig, stand der Konzern vor drei Jahren doch kurz vor der Pleite. Unter Greens Regie wurden Stellen gestrichen, schlecht laufende Filialen geschlossen, Unternehmensteile verkauft und schließlich die Verbindlichkeiten gesenkt. Bis zum nächsten Jahr will die Managerin die Kosten um über eine halbe Milliarde Euro drücken - und bis 2018 noch einmal um dieselbe Summe. Das hat Auswirkungen auf die Bilanz. Nach einem Verlust soll in diesem Jahr wieder Gewinn erzielt werden.
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Wachstumsmarkt Internet
Die wahre Wachstumssparte der Branche aber ist das Geschäft mit Onlinebuchungen. "Unser Onlinegeschäft gewinnt weiter an Fahrt", sagt TUI-Travel-Chef Peter Long. In diesem Segment müssen sich die klassischen Reiseveranstalter einer harten Konkurrenz stellen.
Denn Internetvermittler wie Expedia oder Priceline.com verzichten auf eigene Hotels oder Flugzeuge, sie leben von Werbeerlösen und Provisionen. Das senkt die Fixkosten und erhöht die Profitabilität. Priceline erzielt etwa eine operative Marge von gut einem Drittel. Deutlich mehr als die klassischen Reiseanbieter, die mit Margen von drei bis vier Prozent arbeiten. Der größte Kontrahent Expedia muss sich mit einer Marge von rund einem Fünftel begnügen.
Auch beim Wachstum hat Priceline die Nase vorn. Die Amerikaner schraubten unter dem neuen Chef Darren Huston Umsatz und Gewinn im Schlussquartal um jeweils rund ein Drittel in die Höhe. Hustons Vorgänger Jeffery Boyd, der dem Konzern als Aufsichtsratsvorsitzender erhalten bleibt, erkannte früh die Möglichkeiten, die in Europa schlummern. Schließlich verfügt ein Europäer im Schnitt über doppelt so viele Urlaubstage wie ein Amerikaner. Außerdem setzte Boyd auf den Erfolg der Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet und damit auf einen Boom der Städtereisen.
Rund 100 Millionen Euro legte Boyd 2005 für Booking.com auf den Tisch. Damals eine wenig bekannte Hotelbuchungsseite aus den Niederlanden, heute die Nummer 1 in dem Bereich. Zwei Jahre später setzte Boyd mit dem Kauf des Hotelbuchungsportals Agoda.com auf den Megatrend Asien. Zudem erkannte er früh, welchen Umbruch Steve Jobs mit dem iPhone auslösen würde. 2013 verzeichnete Booking.com Buchungen per Smartphone oder Tablet-Computer in Höhe von rund sechs Milliarden Euro - mehr als achtmal so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Boyds Nachfolger kündigte bereits an, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten. "Investitionen in mobile Innovationen bleiben unser Schwerpunkt", sagt Huston.
Während der Urlauber sich nach schneller Erholung sehnt, sind Anleger gut beraten, auf die langfristigen Aussichten der Branche zu setzen. Nur Bransons geplanter erster Orbitalflug dürfte noch spektakulärer werden.
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