Die Geschichte klingt wie die von David gegen Goliath, nur dass auf der Seite des Riesen gleich mehrere Giganten stehen. Hier das kleine Unternehmen Sonos aus Santa Barbara in Kalifornien, Pionier für Lautsprecher, die in verschiedenen Räumen kabellos miteinander agieren. Dort Konzerne wie Apple, Alphabet und Amazon, die ebenfalls kabellose Lautsprecher für sich entdeckt haben. Zumindest bislang gibt die Historie den Skeptikern recht: Im Sommer 2018 wagte Sonos den Gang aufs Parkett. Der Ausgabepreis betrug damals 15 Dollar, an der Börse war das Unternehmen 1,5 Milliarden Dollar wert. Nach einem Anstieg bis auf knapp 24 Dollar ging es schnell wieder bergab. Zurzeit notiert der Titel bei gerade mal zehn Dollar. Damit beträgt die Marktkapitalisierung der Firma eine Milliarde Dollar.

Und hier beginnt die Geschichte für Aktionäre spannend zu werden. Denn allein im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Ende 30. September) setzte Sonos 496 Millionen Dollar um. Diese drei Monate, inklusive Weihnachtsgeschäft, sind zwar die mit Abstand stärksten für die US-Amerikaner, allerdings deutet vieles daraufhin, dass die für 2019 anvisierten 1,25 Milliarden Dollar Umsatz erreicht werden. Damit wird Sonos nicht einmal mit dem einfachen Umsatz bewertet. Zudem hat die Firma im ersten Quartal schwarze Zahlen geschrieben. Netto blieben 62 Millionen Dollar hängen - der höchste Gewinn, den der Boxenhersteller jemals erzielte. Dennoch fiel der Kurs. Vor allem weil Finanzvorstand Michael ­Giannetto von Bord gehen will und weil zum Stichtag das Lager etwas voller war als vermutet. Das könnte darauf hindeuten, dass die Nachfrage zurückgeht.

Kleineres Produkt, Alexa an Bord


Doch klar ist: Der Markt wächst stetig, und bei kabellosen Lautsprechern, die in ein Netzwerk eingebunden sind, ist Sonos Platzhirsch. Umsatzrenner ist die Soundbar "Beam", eine kleinere, günstigere Version früherer Sonos-­Geräte. Sie verleiht Fernsehern einen besseren Klang, dient aber auch als Musikbox. Über Sprache führt Amazons Alexa Befehle aus, und auch Siri von Apple ist über Airplay2 dabei. Zwar ist Sonos von der Sprachsteuerung des Wettbewerbs abhängig, doch konzen­triert sich dieser auf das eigene System.

Im ersten Quartal verkaufte Sonos insgesamt 2,4 Millionen Geräte. Aktuell finden sich die Lautsprecher in mehr als acht Millionen Haushalten. Im Schnitt soll das durchschnittliche Umsatzwachstum jährlich bei rund zehn Prozent liegen. Allerdings sind die Eintrittsbarrieren gering, und der Wettbewerb nimmt stetig zu. Vor allem große Techkonzerne wie Amazon mit dem Echo, Apple mit seinem Home Pod und Google Home drängen in den Markt. Hinzu kommen kleinere Firmen, die ebenfalls neue Produkte haben.

Und dennoch hat Sonos gute Chancen: Die Anzahl der Fans ist groß und dürfte im boomenden Markt weiterhin wachsen. Laut Statista lag der Umsatz des Musik­streaming-Markts im Jahr 2018 in den USA bei 3,7 Milliarden Dollar, bis zum Jahr 2022 soll er auf knapp 4,3 Milliarden klettern. Im Herbst will Sonos eine Lautsprecherreihe mit Ikea launchen - einige Monate später als geplant. Hinzu kommt ein Schuss Übernahmefantasie: Analysten von JP Morgan zufolge könnte Sonos gut ins Portfolio von Apple passen. Goldman Sachs sieht das Kursziel bei 18 Dollar. Mutige Anleger greifen zu, sollten jedoch den Stoppkurs beachten.