Schon das Zitat klingt alpenländisch eingefärbt: "Die starke Performance im ersten Halbjahr widerspiegelt die positive Dynamik in allen Geschäftsbereichen und ermöglichte umfassende Marktanteilsgewinne", sagt Arnd Kaldowski, Vorstandschef von Sonova. Kaldowski, ein deutscher Staatsbürger, legte soeben Ergebnisse des Hörgerätespezialisten vor, man darf sagen, in eidgenössischem Tonfall und ebensolcher Qualität. Denn den Umsatz drehten die Schweizer im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres seit April um 9,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Schweizer Franken auf, das operative Ergebnis stieg um gute elf Prozent auf rund 280 Millionen Franken. Die Zuwächse in Lokalwährungen klangen dabei mit zwölf beziehungsweise 16 Prozent noch etwas eindrucksvoller.
Auf Investoren wirkt das Betätigungsfeld anregend wie eine Mozart-Symphonie. Die Nische ist eine der am schnellsten wachsenden im Medizintechniksektor. Im Schnitt legt die Branche pro Jahr zwischen fünf und sechs Prozent an Umsatz zu. Der Grund: Die Hersteller profitieren stark vom steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung in den entwickelten Ländern. Hinzu kommen Trends wie das Tragen von Kopfhörern bei der jüngeren Generation, die vielfach auch den frühen Einsatz der Hörhilfen notwendig werden lassen.
Weltweit kontrollieren ganze vier Unternehmen den Markt. Neben Sonova, der Nummer 1 nach Umsatz, sind das die dänischen Firmen Demant und GN Store Nord sowie die in privater Hand befindliche WS Audiology, in die das ehemalige Hörgerätegeschäft von Siemens eingebracht wurde. In der Branche herrscht eine Atmosphäre angenehmer Stille. Hohe technologische Hürden schrecken branchenfremde Wettbewerber ab. Und im Oligopol ist der Anreiz, schädliche Preiskämpfe zu führen, begrenzt.
Hohe Investitionen
Basis für gute Ergebnisse sind indes hohe Investitionen in Technologie. Mit der neuen Hörgerätereihe Phonak Marvel hat Sonova offenbar einen Volltreffer gelandet, das Kerngeschäft der Firma aus Stäfa am Zürichsee zog im Halbjahr um elf Prozent an. Die mit Smartphones oder TV-Boxen kompatiblen, voll digitalisierten Produkte sind auch im US-Markt beliebt, wo Chef Kaldowski Anteile gewinnen will. Wer Unterstützung beim Lauschen benötigt, weiß es zu schätzen, wenn Hörgeräte via Smartphone gesteuert, Telefonate sowie TV-Sendungen direkt auf die Hörhilfe gestreamt werden können.
Überdies kommunizieren die Geräte via Funk in Echtzeit miteinander, während der Träger lauscht. Sprache wird so dem natürlichen Stereohören gemäß übertragen und verständlicher. Das hilft bei der Unterhaltung in vielstimmigen Konferenzräumen oder in vor Geschirr klirrenden Kantinen.
Auch bei Cochlea-Implantaten bieten die Schweizer Neues, hier ging es mit plus 23 Prozent besonders rasch bergauf. Diese Produkte helfen Patienten auch mit schwerem Hörverlust bis hin zur Taubheit - unter der Maßgabe, dass der Hörnerv funktioniert. Hierbei werden Elektroden in die Hörschnecke (Cochlea) eingebracht, die das behinderte Gehör stimulieren. Weil auch ein Magnet eingesetzt wird, sind Kernspinuntersuchungen problembeladen, meist muss der Magnet zuvor per Eingriff entfernt werden. Sonovas neue Generation verhält sich dank eines speziellen Magneten weitgehend neutral bei MRT-Einsätzen und macht dies deshalb überflüssig.
Prognose angehoben
Hier wurden Investoren besonders hellhörig: Kaldowski erhöhte nach den Ergebnissen den Ausblick für das Geschäftsjahr. Statt sechs bis acht Prozent Umsatzwachstum werden zwischen acht und zehn Prozent erwartet. Der operative Gewinn soll statt um neun bis 13 Prozent um zwölf bis 15 Prozent steigen.
Tusch: Anleger nahmen Gewinne mit - eine Kaufgelegenheit. Leider werden bei Schweizer Titeln meist hohe Gebühren fällig.
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Kursziel: 260,00 CHF
Stoppkurs: 184,00 CHF