Japanische Aktien sind plötzlich groß in Mode: Der Nikkei 225 hat im Zuge des Kursrutsches am weltweiten Aktienmarkt zwar zuletzt auch deutlich nachgegeben - nachdem der Index Mitte Februar zum ersten Mal seit 1990 die Marke von 30 000 Punkten übersprungen hatte. Seit Jahresanfang gehört der Nikkei dennoch zu jenen Indizes weltweit, die am stärksten gestiegen sind. Neben der Hoffnung auf eine baldige kräftige Belebung der Weltwirtschaft profitierte der Nikkei zuletzt auch vom Rückgang des Yen gegenüber dem Dollar, womit sich die Wettbewerbsfähigkeit vieler exportabhängiger japanischer Firmen in den USA verbessert.
In dem Umfeld rücken Schwergewichte aus dem Nikkei, gerade Sony, verstärkt in den Fokus der Investoren - zumal der Technologiekonzern starke Zahlen vorgelegt hat, woraufhin die Aktie auf Yen-Basis auf ein 20-Jahres-Hoch geklettert war. Er hat in dem im Dezember beendeten dritten Quartal des Fiskaljahres 2020/21 bei einem Umsatzplus von neun Prozent den operativen Gewinn um 20 Prozent auf 359,2 Milliarden Yen (rund 2,8 Milliarden Euro) gesteigert, obwohl das Filmgeschäft schwächelte, weil viele Kinos weltweit wegen der Lockdowns geschlossen waren.
Das Spielegeschäft brummt
Wachstumsmotor war hingegen das Spielegeschäft um die Konsole PlayStation 5. Von der im November eingeführten PS5 wurden bis zum Quartalsende 4,5 Millionen Stück verkauft. Finanzchef Hiroki Totoki gab sich zuversichtlich, dass das Unternehmen bis zum Ende des Geschäftsjahres im März mehr als 7,6 Millionen PlayStations verkaufen werde, allerdings begrenze die mangelnde Verfügbarkeit von Chips den Absatz. "Es ist schwierig für uns, die Produktion der PS5 inmitten der Knappheit von Halbleitern und anderen Bauteilen zu erhöhen", sagte Totoki. Für das nächste Geschäftsjahr peilt er Verkäufe von 14,8 Millionen Stück der Spielekonsole an.
Im vergangenen Quartal hat die Sparte 1,5 Millionen Abonnenten für ihren PlayStation-Plus-Service gewonnen, womit die Zahl auf 47,4 Millionen hochgeklettert ist. "87 Prozent der PS5-User sind Abonnenten von PlayStation Plus, das ist ein extrem hohes Niveau", sagte der Finanzchef.
Er schraubte die Prognose für den operativen Gewinn des Konzerns für das Gesamtjahr von 700 auf 940 Milliarden Yen nach oben, wobei sich fast alle Geschäftsbereiche besser entwickeln sollen als geplant. So soll das Spielegeschäft trotz der Umstellung auf die PS5, die erhebliche Kosten verursacht, einen Rekordprofit von 340 Milliarden Yen erwirtschaften. Das wären 36 Prozent des operativen Gewinns des Konzerns, womit die Sparte der mit weitem Abstand wichtigste Ergebnislieferant und mit seinen wiederkehrenden Umsätzen ein Vorbild für andere Bereiche wäre. "Die Profitabilitätsstruktur unseres Spielegeschäfts hat sich wegen des Ausbaus des Servicegeschäfts dramatisch geändert", sagte Totoki.
Erhöht wurden zudem die Gewinnausblicke für den Film- und den Musikbereich. So baut Sony die Filmsparte durch den im Dezember angekündigten Kauf des US-Streamingdiensts Crunchyroll für 1,2 Milliarden Dollar aus und will damit Netflix mehr Konkurrenz machen. Er fokussiert sich ausschließlich auf Animes, in Japan produzierte Zeichentrick- und Animationsfilme. Zudem will der Konzern im Musikbereich durch die Anfang Februar angekündigte Übernahme zweier Sparten von Kobalt Music für 430 Millionen Dollar, darunter des britischen Diensts AWAL, schneller wachsen.
Sondereffekte belasten
Das Geschäft mit Bildsensoren für mobile Geräte, wie Apples iPhone 12, und Digitalkameras soll ebenso besser laufen als geplant. Nachdem Sony im September die Belieferung eines "gewissen führenden chinesischen Kunden" mit Bildsensoren für Smartphones eingestellt hatte, wurden die Lieferungen Ende November teilweise wieder aufgenommen.
Daher konnte rund die Hälfte der vorherigen Sonderabschreibungen auf diese Vorräte rückgängig gemacht werden, was den Gewinn steigert. Analysten sind der Überzeugung, dass es sich bei dem Kunden um Huawei Technologies handelt, der Sonys zweitgrößter Abnehmer von Bildsensoren war.
Zudem läuft laut Totoki das Geschäft mit anderen führenden nicht chinesischen Kunden erheblich besser als erwartet. Sony wolle außerdem Marktanteile durch den Absatzanstieg von Allzwecksensoren zurückgewinnen und dazu die Kundenbasis erweitern. Auf lange Sicht will sich der Konzern zudem Geschäftschancen mit Bildsensoren für Autos eröffnen, wobei das E-Auto der hauseigenen Konzeptstudie Vision-S zuletzt erste Testfahrten in Europa durchgeführt hat.
Verbessern konnte sich auch das Umfeld für den Bereich Elektronikartikel. Sony hat mehr höherpreisige Fernseher und Digitalkameras verkauft und gleichzeitig die Kosten gesenkt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,6 ist die Aktie zwar hoch bewertet, allerdings dürfte der Höhenflug des Papiers aufgrund der starken Profitabilität und der guten Geschäftsaussichten weitergehen.