Aus US-Regierungskreisen verlautete, das kommunistische Land sei für einen Cyberangriff auf den Elektronikkonzern im November verantwortlich. Dabei verschafften sich Hacker Zugriff auf viele geheime Firmendaten. Die Entscheidung, den fiktiven Film über eine Ermordung Kims nicht zu zeigen, gilt nun offenbar auch für Online-Videotheken. "Sony hat keine weiteren Pläne, den Film zu veröffentlichen", sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Das Hollywood-Studio Sony Pictures hatte auf die Entscheidung mehrerer Kinoketten verwiesen, "The Interview" in den USA nicht wie geplant am 25. Dezember zu zeigen. Die Hackergruppe, die Sony im Visier hat, hatte mit Angriffen auf die Lichtspielhäuser gedroht.
Nordkorea hat bestritten, hinter dem Hackerangriff auf Computer des Studios zu stecken. Experten zufolge gilt es aber in Washington als offenes Geheimnis, dass die Urheber in Pjöngjang sitzen. Auch aus den US-Regierungskreisen verlautete, Ermittler seien sich sicher, dass Nordkorea verantwortlich sei. Demnach könnte es in Kürze eine offizielle Mitteilung der Regierung in Washington geben.
Das FBI hatte bereits am Dienstag gewarnt, dass Kinoketten und andere Firmen, die in Verbindung mit dem Film stünden, potenzielle Ziele von Cyberattacken seien. Aus Sicherheitskreisen verlautete aber, es gebe keine glaubwürdigen Hinweise, dass Kinogänger körperlich bedroht seien.
Die Filmbranche reagierte auf die Entscheidung von Sony entsetzt. Kritik kam von Schauspielern und Produzenten. An der Börse dagegen wurde das Vorgehen belohnt: Die Sony-Aktie stieg um 4,8 Prozent. Analysten erklärten, damit sei für den Konzern die Gefahr gebannt, Opfer weiterer Hackerangriffe zu werden.
Reuters