Die Furcht vor einer Eskalation der Krim-Krise und die Sorge um die Zukunft der chinesischen Wirtschaft haben die Wall Street am Donnerstag wieder eingeholt. Nachdem ermutigende US-Konjunkturdaten den New Yorker Aktienmärkten zunächst zu leichten Kursgewinnen verholfen hatten, kippte im Handelsverlauf die Stimmung. Zum Schluss standen die drei wichtigsten Börsenbarometer jeweils deutlich über ein Prozent im Minus. Für dem S&P 500 war es der schwächste Tag seit Anfang Februar. Vor allem die Aussicht auf Sanktionen im Streit um die Ukraine beschäftigte die Investoren. "Da drohen wirtschaftliche Konsequenzen für Russland und andere Schwellenländer", sagte Brad McMillan vom Anlageberater Commonwealth Financial.

Der Dow Jones pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 16.405 und einem Tief von 16.084 Punkten. Er schloss mit einem Minus von 1,4 Prozent auf 16.108 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 büßte 1,2 Prozent auf 1846 Zähler ein. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 1,5 Prozent auf 4260 Stellen. In Frankfurt ging der Dax 1,9 Prozent schwächer auf 9017 Stellen aus dem Handel. Der EuroStoxx fiel um 1,5 Prozent auf 3019 Zähler.

Auffällig war, dass die Talfahrt an den europäischen Börsen im späten Geschäft bei stark anziehenden Umsätzen einsetzte. Kurz zuvor hatte US-Außenminister John Kerry Russland vor ernsthaften Konsequenzen gewarnt, sollte auf der ukrainischen Halbinsel Krim das Referendum der überwiegend russisch-stämmigen Bevölkerung über einen Anschluss an die Russische Föderation am Sonntag stattfinden. Die USA und die Europäische Union haben sich bereits auf Sanktionen verständigt, zu denen unter anderem Reisebeschränkungen und Kontensperrungen zählen.

Auch in den USA reagierte der Markt geradezu im Stundentakt auf die wachsenden Spannungen in der Ukraine. Wegen Europas Stabilität hätten Anlagen auf diesem Kontinent bisher als risikoarm gegolten, sagte Investment-Chef McMillan. "Das wird nun infrage gestellt."

DONUT-HÄNDLER KRISPY KREME ERFREUT ANLEGER

Zunächst hatten die New Yorker Investoren am Donnerstag bei den Aktien zugegriffen. Ermutigt wurden sie von frischen Statistiken zum Arbeitsmarkt und dem Einzelhandel, die eine solide Belebung der zuletzt vom strengen Winter beeinträchtigten heimischen Wirtschaft bestätigten. So fielen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Die Einzelhändler erholten sich etwas von schwachen Geschäften und konnten im Februar ihre Erlöse wieder steigern, sogar etwas mehr als erwartet.

J.C. Penney legten zunächst 1,8 Prozent zu, konnten sich später dem Sog des Marktes aber nicht entziehen und schlossen 1,8 Prozent im Minus. Der Handelskonzern ist dabei, den gescheiterten Strategiewechsel seines früheren Chefs wieder rückgängig zu machen.

Über dauerhaft gute Stimmung unter seinen Anlegern konnte sich dagegen der Donut-Händler Krispy Kreme freuen, dessen Aktie 1,2 Prozent im Plus aus dem Handel ging. Das Unternehmen stellte zusätzliche Aktienrückkäufe in Aussicht.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 692 Millionen Aktien den Besitzer. 972 Werte legten zu, 2066 gaben nach und 97 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von etwa 2,4 Milliarden Aktien 602 Titel im Plus, 2006 im Minus und 112 unverändert.

Reuters