Betroffen von der Herabstufung der Kreditwürdigkeit sind unter anderem der gesamte Genossenschaftssektor, DekaBank, Helaba und die Deutsche Pfandbriefbank. "Die Corona-Pandemie hat die Herausforderungen für den deutschen Bankensektor verschärft und die Institute im Vergleich zu globalen Wettbewerbern weniger wettbewerbsfähig gemacht", begründete S&P ihren Schritt. Europaweit nahmen die Experten 60 Banken unter die Lupe. Die meisten Herabstufungen gab es in Deutschland. Die Commerzbank und die Deutsche Bank kamen ungeschoren davon. Ein schwächeres Rating bedeutet in der Regel, dass die Kreditaufnahme für das Unternehmen teurer wird.

Die deutsche Bankenbranche leide unter einem anhaltenden Kostendruck, einer schwachen Profitabilität sowie einer hohen Wettbewerbsdichte, hieß es in dem umfangreichen Dokument der Ratingagentur. Hinzu kämen langsame Fortschritte bei der Digitalisierung, die sich unter anderem durch die Pandemie offenbart hätten. Internationale Technologiefirmen könnten diese Schwäche nutzen, in den Markt drängen und den Ertragsdruck noch weiter erhöhen. Positiv hoben die Analysten hervor, dass sich das Risiko von Kreditausfällen im kommenden Jahr angesichts der konjunkturellen Erholung voraussichtlich abschwächen werde.

Die S&P-Experten nahmen das langfristige Rating des Genossenschaftssektors, der DekaBank, der Helaba und ihrer im Verbund angeschlossenen Sparkassen, der Pfandbriefbank sowie der Volkswagen Bank um je eine Note zurück. Gleichzeitig bestätigten sie die Noten von Commerzbank und der UniCredit-Tochter Hypovereinsbank. Die beiden haben jedoch weiter einen negativen Ausblick und es droht eine Herabstufung. Den Ausblick für die Hamburg Commercial Bank und Santander Consumer Bank hob S&P an.

Die Deutsche Bank sei von der Aktion nicht betroffen, erklärte S&P. Die Agentur hatte das Rating der größten deutschen Bank erst vor kurzem angehoben mit der Begründung, sie mache bei ihrem Umbau Fortschritte und sei auf dem Weg der Besserung.

BANKEN DEMONSTRIEREN GELASSENHEIT


Die neue Bonitätsnote von "A-" sei im deutschen Bankenmarkt ein unverändert gutes Rating, erklärte die Helaba. S&P habe seine grundsätzliche Einschätzung für den deutschen Bankenmarkt nach unten korrigiert, was sich automatisch auf die Ratings der Sparkassenfinanzgruppe Hessen-Thüringen auswirke. "Die Helaba sieht sich davon unabhängig mit ihrer strategischen Agenda und dem damit verbundenen laufenden Transformationsprozess zukunftssicher aufgestellt."

Auch die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka könne sich dieser Gesamt-Herabstufung des Sektors nicht entziehen, erläuterte die Deka. Als positiv wertete sie, dass S&P die Einschätzung der eigenen Finanzkraft des Fondshauses unverändert gelassen habe. "Das tragfähige Geschäftsmodell und die starken Kapitalquoten der DekaBank können strukturelle Schwächen des Bankenmarkts ausgleichen." Beim Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) hieß es, die genossenschaftliche Finanzgruppe sei trotz der Herabstufung unverändert die bestgeratete private Banken-Gruppe in Deutschland.

Ein Sprecher der Pfandbriefbank erklärte, die Herabstufung sei mehr eine technische Veränderung, da S&P das Branchenrisiko höher bewerte. "Die Kritikpunkte von S&P am deutschen Bankensektor treffen auf die pbb mit ihrem Geschäftsmodell nur sehr bedingt zu."

rtr