Wegen eines übereilten Expansionskurses steht die mit ihrem "Mallorca-Shuttle" bekanntgewordene Air Berlin tief in der Kreide und schrieb in den vergangenen fünf Jahren nur einmal Gewinne. Größter Aktionär ist Etihad - die arabische Fluglinie griff der zweitgrößten deutschen Airline seit dem Einstieg 2011 mit etwa 800 Millionen Euro und Sachleistungen wie neuen Flugzeugsitzen unter die Arme. Ohne die Hilfen stünde Air Berlin vor dem Aus.
Auch Alitalia rettete Etihad jüngst vor dem Zusammenbruch und stieg mit 49 Prozent bei den Italienern ein. Air Berlin erarbeite nun die Rahmenbedingungen für eine enge, bilaterale Kooperation mit Alitalia, teilte der Lufthansa -Konkurrent mit. Zudem schließt Air Berlin fünf ihrer kleineren Crew-Standorte. Diese Maßnahme verändere zwar den Arbeitsort von Piloten, bedeute aber nicht, dass Air Berlin diese Flughäfen nicht mehr anfliegt.
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BETRIEBSVERLUST VERRINGERT, KLEINER NETTOGEWINN
Im zweiten Quartal verringerte Air Berlin den Betriebsverlust (Ebit) auf 6,9 Millionen Euro nach 8,1 Millionen Euro Minus im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich reichte es dank eines besseren Finanzergebnisses zu einem Gewinn von 8,6 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 38 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte leicht auf 1,146 Milliarden Euro.
Per Ende Juni betrug die Nettoverschuldung 707,7 Millionen Euro. Dennoch verfüge Air Berlin dank der jüngsten Geldspritze von Etihad derzeit über 600 Millionen Euro liquide Mittel sowie über 300 Millionen Euro aus nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien. "Aufgrund der umfangreichen und erfolgreich abgeschlossenen Rekapitalisierung verfügen wir über ausreichend Liquidität für die Umsetzung der anstehenden Neustrukturierung und die Bedienung ausstehender Anleihen", sagte Air-Berlin-Finanzchef Ulf Hüttmeyer.
Analysten kritisieren das Geschäftsmodell von Air Berlin schon lange und meinen, dass die Airline in zu vielen Geschäftsfeldern gleichzeitig unterwegs ist: im Tourismusmarkt, als Billiganbieter, im Langstreckenverkehr und als Zubringer für das Flugnetz von Etihad. Doch Air Berlin zeigt sich unbeirrt. "Air Berlin wird auch in Zukunft die drei Segmente Europa, Touristik und Langstrecke bedienen", sagte Konzernchef Prock-Schauer. "Was wir substanziell ändern werden, ist die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben und den Markt bearbeiten."
Da der seit Jahren laufende Konzernumbau nicht die erhoffte Wende brachte, arbeitet Air Berlin seit dem Frühjahr mit Hilfe von Beratern an einem neuen Sanierungsanlauf. Den gesamten Maßnahmenkatalog mit weiteren Einzelheiten will Prock-Schauer Ende September vorstellen.
Reuters