Die Kurse vieler Nebenwerte sind ausgebombt. Verbessert sich die Lage, sind spektakuläre Gewinne möglich. Sechs Aktien mit realistischer Verdopplungschance
Der Trend zu passiven Produkten sorgt bei den Aktien kleinerer Firmen für Druck auf die Kurse. Verkauft ein Anleger nämlich einen Nebenwertefonds, muss der Fondsmanager Aktien aus seinem Fonds verkaufen, die Preise fallen. Diese Entwicklung hält nun schon eine Weile an, der Nebenwerte-Index SDAX läuft dem DAX deutlich hinterher. Dass kleinere Firmen auch anfälliger bei konjunkturellem Gegenwind sind, kommt hier im Moment noch beschleunigend hinzu.
Deshalb handeln viele Aktien weit unter den Kursen, die früher erreicht wurden. Dass Börsianer in dem Segment trotz Käuferstreik bei entsprechender operativer Entwicklung erheblich verdienen können, bewiesen etwa die Anteilscheine der kleinen Softwarefirma Serviceware, die BÖRSE ONLINE im vergangenen Mai zum Kurs von 7,05 Euro vorstellte. Hohe Vorkosten hatten zuvor die gute operative Entwicklung überdeckt. Als klar wurde, dass das Unternehmen sein Geschäft ausbaut, zogen die Kurse nach. Der Wer hat seit der Empfehlung um 85 Prozent zugelegt, gemessen am Tief verdoppelte sich die Notierung.
BÖRSE ONLINE hat sich nach Firmen umgeschaut, deren Aktienkurse ebenfalls Aufholpotenzial von 100 Prozent aufweisen. Gesucht ist ein klarer Katalysator, der die vorherige Entwicklung umkehren kann. Das kann die geglückte Restrukturierung sein, ein wachsender Auftragseingang oder neue Geschäftsfelder, die in der Bewertung nicht abgebildet waren. Wichtig: Die Aktien haben ein erhöhtes Risiko. Aufträge müssen deshalb limitiert und Stoppkurse beachtet werden.
STS Group – Massiv unterschätzt
Die Aktie der Nutzfahrzeughersteller Traton und Daimler Truck haben einen Lauf. Die Geschäfte florieren, die Margen steigen. Die positive Entwicklung strahlt auch auf Zulieferer wie SAF Holland ab, deren Aktien seit sechs Monaten um mehr als 50 Prozent zulegten. Ganz unten in der Größenrangliste, bei STS Group, ist die gute Branchenstimmung im operativen Geschäft zwar angekommen, bei der Aktie allerdings noch nicht. Wie viel hier zu holen sein könnte, zeigt eine Analystenstudie, die der Aktie ein Kurspotenzial von 19,80 Euro zuspricht, immerhin gut dreimal so viel wie der aktuelle Kurs. Ein möglicher Katalysator, dass zumindest ein Teil dieses Potenzials realisiert werden könnte, dürfte nah sein. Am 28. März will das Unternehmen, das etwa Motorverkleidungen für Trucks fertigt, Jahreszahlen veröffentlichen. Die Vorgaben für eine erneute Überraschung sind auf jeden Fall vorhanden. STS meldete nach neun Monaten ein Umsatzwachstum von mehr als einem Fünftel und eine glatte Verdopplung des operativen Betriebsergebnisses. Angesichts der Zulassungszahlen in China, einem wichtigen Markt für das Unternehmen, dürfte sich diese Entwicklung auch im vierten Quartal fortgesetzt haben: eine Verdopplung des operativen Gewinns. Im Kurs nicht enthalten ist zudem das Potenzial in den USA. Im neuen Werk wird die Serienproduktion im ersten Halbjahr starten. Damit wird STS in allen wichtigen Märkten vertreten sein und für die großen Nutzfahrzeughersteller ein attraktiverer Partner werden. Im Moment handelt das Unternehmen zu einem guten Zehntel des Umsatzes. Das impliziert eine operative Marge von zwei bis drei Prozent, die wirkliche Marge wird aber eher bei über sieben Prozent liegen. Kursziel: 11 Euro
LS Telcom – die dritte Chance
Die Aktie des Spezialisten für das Management von Funkspektren notiert im Moment in der Nähe eines langjährigen Tiefstkurses. Das war in den vergangenen 14 Jahren schon zweimal der Fall. Wer damals etwas Geduld mitbrachte, konnte in der Folgezeit seinen Einsatz mindestens verdoppeln. Auch im Moment dürfte sich das Unternehmen wieder unter Wert schlagen. LS Telcom arbeitete bisher vor allem für öffentliche Stellen und das rund um den Globus. Im vergangenen Geschäftsjahr wurde etwa in Sambia ein Großauftrag an Land gezogen. Es geht dabei um Frequenzmanagement, also die Zuordnung, wer welche Netze nutzen darf. Hier ist LS Telcom seit Jahren eine feste Größe. Das Unternehmen sieht vor allem bei den neuen Mobilfunknetzen die Möglichkeit der Ausweitung des Geschäfts auf Privatfirmen, die im begrenzten Umfang ja eigene Netze betreiben können. Anwendungen könnten etwa Dronensysteme sein, die über eigene Netzfrequenzen gesteuert werden. Dieser Expansionsschritt ist zwar erfolgt und hat auch neue Kunden gebracht, der erwünschte Mehrertrag ist aber noch nicht so hoch. Die gestiegenen Aufwendungen für die Modernisierung der Plattform für Spektrummanagement mussten hingegen voll gestemmt werden. Die Folge: Die Gewinne sind gesunken, der Kurs ging in den Keller. Im neuen Geschäftsjahr fallen die Kosten aber geringer aus. Zudem gibt es viele Ausschreibungen, an denen sich LS Telcom beteiligt hat. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Boden durchschritten wurde. Und mit der neuen Plattform müssten zusätzliche Erlöse dann auch höhere Deckungsbeiträge liefern. Die Aktie wird dem folgen. Kursziel: 8 Euro
Mehr Aktien mit Verdopplungs-Potenzial finden Sie in dieser Ausgabe von BÖRSE ONLINE, in der dieser Artikel zuerst erschien.
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