Besonderes Augenmerk richten Anleger auf die chinesische Zentralbank und ihre Reaktion auf die in der neuen Woche erwarteten Konjunkturdaten. Am Montag steht die Industrieproduktion an, am Freitag das Stimmungsbarometer der chinesischen Einkaufsmanager. "Die Zahlen sollten nicht allzu schwach ausfallen", sagt NordLB-Experte Basse. Da die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft ein wichtiger Handelspartner Deutschlands ist, werde sich die schwächelnde China-Konjunktur voraussichtlich auch im deutschen Einkaufsmanager-Index niederschlagen, betont Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Dieser wird ebenfalls am Freitag vorgelegt.
Auch in den Bilanzen europäischer Firmen hinterlassen die Probleme in China ihre Spuren. Mehrere Unternehmen blieben zuletzt mit ihren Geschäftszahlen hinter den Erwartungen zurück oder gaben ihre Ergebnisziele auf. Vor allem bei denjenigen, die ein schwächelndes Asien-Geschäft nicht kompensieren könnten, müsse mit Enttäuschungen gerechnet werden, warnen Experten. Am Donnerstag tritt Daimler ins Rampenlicht. Der Autobauer öffnet nach dem Software-Konzern SAP als zweiter Dax-Wert seine Bücher. Einen Tag zuvor gibt der Schweizer Siemens-Rivale ABB seine Zwischenergebnisse bekannt.
Auf Siete 2: RÜCKT DIE US-ZINSWENDE IN WEITE FERNE?
RÜCKT DIE US-ZINSWENDE IN WEITE FERNE?
Auf die Spekulationen um den Zeitpunkt der US-Zinswende werden die China-Daten auch Einfluss haben, weil die Fed ihre Entscheidungen unter anderem von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängig macht. Neue Erkenntnisse über die Aussichten für die Fed-Politik erhoffen sich Anleger von den US-Frühindikatoren am Donnerstag.
Außerdem werden Börsianer erneut sämtliche Äußerungen der Fed-Führung auf die Goldwaage legen. Die Analysten der Essener National-Bank dämpfen allerdings die Hoffnung auf mehr Klarheit: "Den US-Notenbankern gelingt es zur Zeit nicht, einen klaren Kurs zu kommunizieren. Vermutlich wird das in den kommenden Wochen so bleiben." Einige Börsianer halten inzwischen sogar für möglich, dass die Fed den Geldhahn weiter aufdreht statt die geldpolitischen Zügel anzuziehen.
FORDERUNGEN NACH WEITEREN EZB-BONDKÄUFEN WERDEN LAUTER
Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen Experten fest mit weiteren Geldspritzen. Bestärkt sehen sie sich durch die jüngsten Aussagen des EZB-Ratsmitglieds Ewald Nowotny. Dieser betonte, wegen der schwächelnden heimischen Konjunktur werde das Inflationsziel der Notenbank von knapp zwei Prozent "deutlich verfehlt". Er forderte zusätzliche Maßnahmen. Die Analysten der Essener National-Bank warnen aber vor überzogenen Erwartungen: "Die EZB dürfte diese Option prüfen und gegebenenfalls nutzen. So weit ist es jedoch noch nicht." Dem NordLB-Experten Basse zufolge sollte sich die Diskussion auf dem Börsenparkett nicht nur um eine Ausweitung der Anleihekäufe drehen. Denkbar sei schließlich auch, dass die EZB die gleiche Menge Bonds in kürzerer Zeit aufkauft oder das Programm bei gleichbleibendem monatlichen Umfang verlängert.
Reuters