Olympische Sommerspiele in Tokio, eine Fußball-EM quer durch Europa und die Eishockey-WM in der Schweiz: 2020 sollte ein Sportjahr der Superlative werden. Doch das Coronavirus machte den Athleten wie auch den Ausrüstern einen gehörigen Strich durch die Rechnung. All diese sportlichen Highlights und noch weitere wurden abgesagt.

Die Sportartikelhersteller leiden damit doppelt unter Covid-19. Denn einerseits fehlen aufgrund der zahlreichen Ladenschließungen rund um den Globus wichtige Umsätze, andererseits hatten viele Unternehmen bereits kräftig in die nun verschobenen Großveranstaltungen investiert. Der japanische Sportschuhspezialist Asics beispielsweise hatte im Vorfeld von Olympia seine Werbeausgaben dermaßen erhöht, dass im abgelaufenen Quartal sogar ein Verlust anfiel.

Die deutschen Konkurrenten Adidas und Puma konnten sich dagegen in der Gewinnzone halten. Spannend ist nun, wie die beiden in der Geschäftsperiode von April bis Juni abschneiden werden.

Diesbezüglich sorgte Adidas bereits für ein wenig Zuversicht in der Branche. Die weltweite Nummer 2 berichtete jüngst von einem anziehenden Geschäft im Reich der Mitte. Die Erlöse nahmen im Mai - und damit schneller als gedacht - im entscheidenden Wachstumsmarkt "Greater China" wieder zu. Für die zweite Periode rechnen die Franken nun in der Region mit Umsätzen in etwa auf Vorjahreshöhe. Diese Entwicklung wird das Quartalsergebnis zwar höchstwahrscheinlich nicht retten können, macht aber Hoffnung auf ein schnelles Comeback. China steht für einen Anteil am Konzernumsatz von rund einem Fünftel und am operativen Ergebnis von mehr als 30 Prozent.


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Letztendlich werden wegen der Pandemie Adidas wie auch Puma weiterhin mit deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgängen konfrontiert sein. Allerdings verfügen beide über eine starke Marke und dürften sich im Zuge der Rückkehr zur Normalität auch schnell wieder erholen.

Adidas hat bereits alle Stores in China sowie drei Viertel der Läden in Europa wieder geöffnet. Da die Kurserholung bei Puma schon deutlich fortgeschrittener ist, favorisieren wir aktuell die Adidas-Aktie.

Auch der weltweit führende Sportartikelhersteller Nike bleibt kaufenswert. Der US-Konzern erzielte im Ende Februar abgeschlossenen Quartal sogar ein Umsatzplus von fünf Prozent, obwohl die Erlöse in China angesichts der erzwungenen Schließung der meisten Läden zum ersten Mal seit sechs Jahren schrumpften. "In Zeiten wie diesen werden starke Marken noch stärker", sagte Nike-Chef John Donahoe. Der Weltmarktführer legt am 25. Juni die Jahreszahlen für 2019/20 (31. Mai) vor. Wir rechnen damit, dass Nike auch diesen Zeitraum gut überstehen konnte.

Eine wichtige Rolle spielt derzeit das E-Commerce-Geschäft, mit dem die Konzerne die Verluste aus dem stationären Handel wettmachen. So wuchs der Online- umsatz von Nike im abgelaufenen Quartal um 30 Prozent, von Adidas um 35 Prozent und von Puma gar um 40 Prozent.

Auch der kanadische Sportswear-Anbieter Lululemon erzielt prozentual zweistellige Wachstumsraten im Netz. Der Yogawear-Spezialist mit Sitz in Vancouver ist mit seinen starken Produkten, der globalen Expansion sowie einer enormen Dynamik im Onlinehandel für zukünftiges Wachstum bestens positioniert. Allerdings kam es zuletzt zu zwei Abgängen in der Führungsetage: Sowohl der CFO als auch der COO verließen das Unternehmen, was für eine gewisse Unsicherheit sorgt. Da die Aktie mit ihrem jüngsten Sprint auf ein Allzeithoch unser Kursziel (siehe BÖRSE ONLINE 05/2020) bereits weit übertroffen hat, nehmen wir vorerst Gewinne mit.

Vor dem Rebound

Eine spekulative Chance bietet sich bei Under Armour. Während für Lululemon der Athleisure-Trend, bei dem zum Sakko eine Jogginghose getragen werden darf, ein Segen ist, war er für den Hersteller von sportlicher Funktionskleidung ein Fluch. "Wir sind so schnell gewachsen, dass wir den Fokus verloren haben", gab Gründer Kevin Plank Ende 2018 zu. Seither befindet sich Under Armour auf Restrukturierungskurs und besinnt sich auf alte Stärken. Operativ wie auch an der Börse sieht es inzwischen nach Bodenbildung aus. Frischen Wind bringt zudem Patrik Frisk, der Plank am 1. Januar als CEO ablöste. Risikobereite Anleger nutzen das Kursniveau für den Aufbau einer ersten Position.