Alles hat mit einem Laufschuh und einer Sohle aus zerschnittenen Gartenschläuchen begonnen. Aufgrund von Achillessehnenprobleme entwickelte der ehemalige Weltklassetriathlet Olivier Bernhard einen innovativen Laufschuh. An die Unterseite des Sportschuhs klebte er zerschnittene Gartenschläuche. Der Prototyp sollte das Gefühl vermitteln, auf Wolken zu laufen. Deshalb sollte das Modell auch den gleichnamigen Namen "Cloud" bekommen.

Zusammen mit dem Marketingexperten David Allemann und dem Ökonom Caspar Coppetti gründete Bernhard daraufhin das Unternehmen On Running. Elf Jahre später führt die Geschichte zu einem spektakulären Börsengang im September 2021. Direkt zum Wallstreet-Debut gewann das Papier von On 46 Prozent.

Roger Federer ist investiert


Roger Federer, einer der bekanntesten Tennisspieler der Welt, investierte schon 2019 in den Sportschuhhersteller. Finanziell dürfte es sich für ihn gelohnt haben. Über 746 Millionen Dollar bescherte ihm der Börsengang von On Running.

Auch neben dem Support von Federer setzt das Unternehmen auf innovatives Marketing. So bietet On Running ein Abo für sein Modell Cyclon an. Der Schuh kann nach 600 Kilometern zurückgesandt werden und der Hersteller recycelt diesen anschließend. Als Kunde bekommt man dann daraufhin ein neues Paar Schuhe zugeschickt. Das Abo kostet hierzulande 29,95 Euro.

Kritik wird lauter


Dennoch kommen auch kritische Stimmen auf. Der Schuh sei teuer und schnell kaputt, heißt es in einem Artikel des Schweizer srf (schweizer Radio und Fernsehen). On Running selbst gibt dazu an, dass die Laufschuhe in der Schweiz stets kostenintensiver seien als im Ausland, der Kunde könne sicher sein, dass ein Großteil der Arbeit in der Schweiz stattfinde. Fakt ist jedoch, dass in der Schweiz lediglich die Entwicklung und Design sowie der Vertrieb stattfindet. Die Fertigung ist ganzheitlich nach Vietnam ausgelagert.

Die aktuelle finanzielle Entwicklung ist ebenfalls kritisch zu sehen. Die Firma ist derzeit mit rund 8,5 Milliarden Franken bewertet, dabei machte sie vergangenes Jahr 425 Millionen Franken Umsatz. Der Nettoertrag war mit -27,5 Millionen Franken deutlich negativ.

Und auch die Aktie reagiert. So verlor der Anteilsschein in den vergangenen Wochen über 23 Prozent. Grund ist insbesondere die Schließung der vietnamesischen Fabriken. 2020 wurden 97 Prozent aller Schuhe in Vietnam produziert. Bereits in einem Börsenprospekt kündigte On Running an, dass diese Schließungen die Ergebnisse und die finanzielle Situation 2021 und 2022 beeinflussen werden.

Erste Analystenstimmen sind auch negativ: Der Analyst Sam Poser von Williams Trading stufte am Montag die Aktie zum Verkaufen ein. Als Gründe nennt er neben den Fabrikschließungen die schlechten Distributions-Entscheidungen und inländische Logistikprobleme. Wir empfehlen, die aktuelle Entwicklung - insbesondere die Situation in den vietnamesischen Fabriken - weiter zu beobachten.