Ob der kurze Nachrichten-Überblick am Morgen, die Sport-Playlist zum Laufen oder der Comedy-Podcast, der während dem Kochen läuft: Für viele Menschen ist die Audio-Streaming-Plattform Spotify aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Das zeigt sich auch in den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen zum vierten Quartal von Spotify. 345 Millionen Nutzer zählen die Schweden jeden Monat, 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis Jahresende 2021 sollen es 427 Millionen sein. 155 Millionen Menschen zahlen eine monatliche Gebühr für den Premium-Zugang - ein Plus von 24 Prozent. Die Premium-Abonnenten stehen für den Großteil des Umsatzes. Im vierten Quartal des abgelaufenen Jahres stiegen die Erlöse um 17 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet.
Beim Ausblick für den Umsatz 2021 enttäuschte Spotify die Erwartungen. Hier trauen sich die Schweden maximal 9,41 Milliarden Euro zu. Analysten hatten bis zu 10,09 Milliarden Euro erwartet, wie Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg zeigen. Es sei schwer, in der anhaltenden Corona-Krise Vorhersagen zu treffen, so Spotify.
Zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 gingen die Werbeeinnahmen um 21 Prozent zurück, da viele Kunden Kampagnen verschieben mussten. Im vierten Quartal erholte sich das Anzeigengeschäft wieder. 281 Millionen Euro, verdiente Spotify im vierten Quartal mit Werbung. Nutzer, die kein Premiumkonto besitzen, können zwar die Inhalte auf der Plattform konsumieren, müssen sich aber Werbung anhören.
Spotify beendete das vergangene Quartal erneut mit roten Zahlen (125 Millionen Euro), während der durchschnittliche Erlös pro zahlendem Nutzer weiter zurückging. Die Kosten für die Inhalte sind hoch. Die Schweden müssen pro abgespieltem Lied Gebühren an Musiklabels wie Sony zahlen.
Wachsen mit Podcasts
Zu den beliebtesten Inhalten gehörten unterdessen Podcasts. Den Angaben zufolge verdoppelte sich die Zahl der Podcast-Stunden weltweit nahezu. 25 Prozent der aktiven Nutzer hörten Podcasts, nach 22 Prozent im Vorquartal. Davon profitiert Spotify.
Eine große Auswahl an Podcasts - insgesamt stehen 2,2 Millionen Podcasts zur Verfügung, nach 1,9 im dritten Quartal - ist wichtig, um die Nutzer auf der Plattform halten. Die Washington Post schrieb bereits im Mai vergangenen Jahres, Spotify wolle das "Youtube für Podcasts" werden: Die Plattform, auf der sich Sender (Podcaster) und Empfänger (Hörer) treffen.
Spotify dürfte dabei vom Netzwerk-Effekt profitieren: Ein Produkt ist für den Einzelnen wertvoller, je mehr es genutzt wird. Ab einer gewissen Größe wächst die Zahl dann besonders schnell, denn kleinere Konkurrenten bekommen kaum mehr Beachtung. Spotify führt bereits jetzt den Markt ungefährdet vor Apple Music und Amazon Music an.
Um sich von der Konkurrenz noch weiter abzuheben, produziert Spotify inzwischen viele eigene Inhalte. Wie erfolgreich die Firma damit ist, zeigt sich am Beispiel Deutschland: Die beiden beliebtesten Podcasts hierzulande ("Gemischtes Hack" und "Fest & Flauschig") gibt es exklusiv auf Spotify. Zudem haben die Schweden Exklusiv-Verträge mit Prominenten wie Luisa Neubauer, Palina Rojinski oder Sandra Maischberger.
Podcasts sind in Zeiten von Social Distancing und dem Zuhause beliebter denn je. Freizeitangebote wie Kino- oder Restaurantbesuche, Freunde treffen oder Reisen sind nicht möglich - digitale Angebote hingegen boomen.
Die Wachstumsstory von Spotify zeigt sich auch am Aktienmarkt. 2020 verdoppelte sich der Kurs. Im laufenden Jahr legte die Aktie bereits um zehn Prozent zu. Mit dem verhaltenen Ausblick enttäuschten die Schweden die Investoren, die Aktie fiel um rund zehn Prozent. Spotify gilt zwar als Profiteur der Corona-Krise, sinkende Werbeeinnahmen trüben die Geschäftsentwicklung allerdings.
Aufgrund der guten Aussichten sehen wir den Rücksetzer als Gelegenheit zum Einstieg. Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung.