Ausgangssituation und Signal
Geht es um die Branche der Online-Zahlungsdienstleister, so stechen zwei Namen immer wieder hervor: Square und PayPal. Beide Unternehmen kommen aus den USA, beide sind börsennotiert, beide Kurse bewegen sich auf Allzeithoch. Dennoch gibt es charttechnische Unterschiede, die Anleger kennen müssen - die Feinheiten liegen, wie stets, im Detail.
Square hat im Wochenverlauf mit einem Kurs bei 269,78 US-Dollar ein neues Allzeithoch markiert. Dabei kam es zu einem schönen Ausbruch über den einstigen Widerstandsbereich um 240,00 / 246,50 US-Dollar. Dieser Bereich ist fortan an Unterstützung zu definieren. Im Falle größerer Kursverwerfungen stehen die Kursmarke bei 195,13 US-Dollar und 167,11 US-Dollar als Unterstützungen bereit.
PayPal präsentiert sich gleich seinem Konkurrenten - auf den ersten Blick. Doch nochmals: die Feinheiten liegen im Detail. Auch die PayPal-Kurse schafften im Wochenverlauf einen Ausbruch nach oben. Dort liegt die Schlüsselmarke bei 274,63 US-Dollar. PayPal befindet sich bereits seit vergangenem November in einem intakten, mittelfristigen Aufwärtstrendkanal (blau schraffiert). Das spricht für Kontinuität. Auch bei PayPal zeigt die 200-Tagelinie steil aufwärts, liegt aktuell aber nur knapp 43 Prozent tiefer als der Aktienkurs. Dieser prozentuale Abstand aber ist, rückblickend betrachtet, als leicht überkauft zu bezeichnen.
Die Charts im Detail
Bei Square geht der jüngste Ausbruch mit einer kräftigen, weißen Wochenkerze einher (Stand: Schlusskurse vom Donnerstag). Dies ist als Zeichen von Stärke und hoher Kaufbereitschaft zu interpretieren. Die 200-Tagelinie (blaue Kurve) strebt steil nach oben und verstärkt mit ihrem Verlauf besagte Unterstützung um 167,11 US-Dollar. Zwar liegen die Square-Kurse bereits mehr als 60 Prozent oberhalb ihres gleitenden Durchschnitts von 200 Handelstagen, doch rückblickend betrachtet ist das als noch kein Extrembereich zu definieren - siehe Kurve unterhalb des Square-Charts.
Bei PayPal gingen die jüngsten Kursgewinne, anders als bei Square, rasanter vonstatten. So bedurfte es bei Square knapp drei Anläufe in den vergangenen sieben Wochen, ehe es zum ersehnten Kaufsignal kam. Zwischenzeitlich korrigierten die Square-Kurse auf hohem Niveau und bestätigten dabei die Unterstützung um 195 / 200 US-Dollar. Die untere Begrenzungslinie des Aufwärtstrends ist bei der PayPal-Aktie als Unterstützung zu bewerten. Diese verläuft aktuell um 235 US-Dollar. Größere Kaufbereitschaft wäre im Falle eines Kursrückschlags im Bereich um 206 US-Dollar zu erwarten.
Vergleicht man die Performance seit Anfang 2018, so gehen sowohl Square als auch PayPal nahezu im Gleichlauf - bis zum Frühjahr 2020, als die Pandemie Einzug hält und der Onlinehandel einen neuerlichen Boom erlebte. Bis dahin hat sich an der Performance der vergangenen zwei Jahre kaum etwas geändert; beide Papiere sich im Vergleich zu den Kursen vom Januar 2018 kaum verändert. Auffällig: Ab März / April 2020 kam es zu einer regelrechten Kursrallye. Dabei konnte die Square-Aktie weit kräftiger performen als PayPal (siehe Chart 3). Dies zeigt ebenso, dass es die PayPal-Kurse gemächlicher angeben als Square. Doch bei Square dürften etwaige Rückschläge in Korrekturphase entsprechend kräftiger ausfallen.
Square-Chart auf Wochenbasis
PayPal-Chart auf Wochenbasis
Square vs. PayPal seit 1.1.2018
Empfehlung der Redaktion
Square und PayPal: Zwei attraktive Chartbilder aus einer attraktiven und zukunftsträchtigen Branche. Bei Square beeindruckt der kraftvolle Ausbruch nach einer Seitwärtsbewegung, sowie das große Ausbruchs-Candle. Die Ausbruchsbewegung ist als schwungvoll und nachhaltig zu bezeichnen. Die Unterstützung um 195 / 200 US-Dollar liegt lediglich 20 Prozent entfernt und ist als solide einzustufen. Bei PayPal überzeugt die Kontinuität der Kurssteigerungen. Der Titel aber "hängt" aktuell an der oberen Begrenzung seines Aufwärtstrendkanals - Anleger sollten mit einer Konsolidierung kalkulieren. Tendenziell weisen beide Papiere, charttechnisch betrachtet, zielgerichtet nach oben.
Empfehlungen auf Basis charttechnischer Signale. In Einzelfällen sind Abweichungen zur fundamentalen Einschätzung möglich.
AUTOR Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre arbeitete er über viele Jahre hinweg in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht. www.index-radar.de