Bei Kontron einzusteigen, ist für Hannes Niederhauser, wie er sagt, "der beste Deal meines Lebens". Dumm nur, dass die Börse die Ansicht des S&T-Chefs nicht teilt. Als die Wiener IT-Firma ankündigte, 29,9 Prozent des Augsburger Chipherstellers zu kaufen, sackte der Kurs in der Spitze um mehr als 17 Prozent ab.

Dabei stammt das meiste Geld für den Deal nicht aus Österreich, sondern aus Taiwan. Dazu zeichnet Hon Hai Precision, Eigentümer des iPhone-Produzenten Foxconn, eine Kapitalerhöhung von S&T. Über die Tochterfirma Ennoconn werden zehn Prozent neue Aktien zu je 10,03 Euro gekauft. Den im TecDAX notierten Österreichern spült das rund 43 Millionen Euro in die Kasse. Weil Hon Hai weitere Aktienpakete großer Investoren kauft, wird der Konzern mit 29,4 Prozent zum Großaktionär von S&T.

Idee der Beteiligung ist, als Dreier-Verbund das Geschäft mit der Industrie 4.0 zu erobern. Der Weltmarkt für über das Internet vernetzte Maschinen soll Schätzungen zufolge bis 2019 um 85 Prozent auf 1,7 Billionen Dollar wachsen. Wichtiger Baustein sind die Steuerungseinheiten der Maschinen. Für die dafür benötigten Embedded Microchips soll S&T die Software, Kontron als einstiger Marktführer die Kundenbasis und Ennoconn als weltgrößter Hersteller die Produktionskapazitäten liefern.

Anleger sehen das Geschäft trotzdem kritisch, immerhin macht Kontron bereits seit 2012 keine Gewinne mehr und versucht seither erfolglos, sich zu sanieren. Gleichzeitig kann Niederhauser in Sachen Kontron kaum vollste Objektivität zugesprochen werden. Der 53-Jährige war vor S&T Gründer, Großaktionär und Chef der Augsburger. Nun ist er zurück und will die Hardware der Bayern mit der Software der Österreicher verbinden. Der Schritt soll Kontrons Rohertragsmarge von 25 auf 29 Prozent steigern. Zudem werden bisherige asiatische Zulieferer durch Ennoconn ersetzt. Zur Finanzierung könnte eine Kapitalerhöhung bei Kontron folgen. Dann müsste S&T Geld nachschießen, würde aber auch seinen Anteil erhöhen. Das aber nur, wenn wegen der Sanierungssituation kein Übernahmeangebot nötig wäre.

Der Ex-Chef als Retter



Gelingt der Plan, schreiben die Augsburger laut ihrem Ex-Chef spätestens im zweiten Quartal 2017 schwarze Zahlen. Danach stünde die Verschmelzung mit S&T an. Nächstes Jahr sorgt der Deal laut Niederhauser bei S&T für stagnierenden Gewinn, während 2018 eine Milliarde Umsatz und 70 Cent Gewinn je Aktie zu Buche schlagen sollen. All das will er bei einer durch Kapitalerhöhung und Verschmelzung steigenden Aktienzahl liefern. Dass er daran glaubt, zeigen seine Aktienkäufe nach dem Rücksetzer für fast 480 000 Euro.

Es könnte sich lohnen, auf den Plan des Elektroingenieurs zu setzen. Niederhauser schmiedete bereits S&T aus mehreren Sanierungsfällen. Heute macht der Konzern Millionenumsätze, auch mit Produkten für die Industrie 4.0. Zudem schwingt durch Hon Hai eine latente Übernahmefantasie in der Aktie mit.