Nun wird auch die westliche Führungsmacht schwach. Die Zentralbank der USA plant wohl auf Sicht die Einführung einer eigenen digitalen Währung. Damit soll auf die wachsende Bedrohung der staatlichen Währungshoheit durch Kryptowährungen wie den Bitcoin reagiert werden. Bei den USA dürfte auch sehr stark die Sorge um den Status als führende Weltreservewährung dahinterstehen. Es ist abzusehen, dass im kommenden Jahrzehnt China die Dominanz der USA sukzessive aufweichen wird. Auch jenseits von China ist ein zunehmender Vertrauensverlust in den US-Dollar zu konstatieren. Denn auch mit anderen Handelspartnern wie der EU, Mexiko oder Kanada werden die Konflikte größer.

Strikte Sanktionsmaßnahmen wie gegen den Iran oder Venezuela und Konteneinfrierungen führen ebenfalls weltweit dazu, über neue Wege nachzudenken. Der texanische Fed-Chef Robert Kaplan teilte jedenfalls mit, dass die Fed sich zwar noch nicht für die Einführung einer digitalen Währung entschieden hat, aber die Entwicklung aktiv beobachtet. Die USA befürchten höhere Zinskosten, wenn andere Staaten eigene Digitalwährungen einführen. Hinter der Ablehnung des Facebook-Coins Libra stehen ähnliche Bedenken.

Auch von Kanada gibt es Pläne zur Einführung einer eigenen digitalen Währung. Erstaunlicherweise steht hier neben dem Wunsch einer Partizipation am wachsenden Kryptomarkt der nach mehr Informationen über die Verbraucher im Vordergrund. So könnten Daten dann an Polizei- oder Steuerbehörden weitergegeben werden. Vergangenes Jahr wurde bekannt, dass die kanadische Zentralbank mit denen von England und Singapur an digitalen Lösungen für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr arbeitet.

Schon im Sommer wurden Pläne von China für eine staatliche chinesische Digitalwährung bekannt. Offensichtlich hat sich China schon seit fünf Jahren mit der Entwicklung einer solchen beschäftigt. Diese steht nun vor der Marktreife. Ein solcher Schritt könnte China einen Vorsprung verschaffen. Die regulatorischen Hürden sind mit denen der westlichen Länder nicht vergleichbar. Immer neue Anhörungen wie in den USA dürfte es in China nicht geben. Wenn von offizieller Seite der Test einer eigenen Kryptowährung und nach erfolgreichem Abschluss deren Einführung beschlossen worden ist, dann werden auch alle Institutionen an einem Strang ziehen. Interessant ist, dass die Ankündigung mit der Eskalation im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg zusammenfiel. Die USA sorgen sich um die Stellung des US-Dollar als Weltleitwährung. Im nächsten Jahrzehnt wird der Dollar aber an Bedeutung verlieren. Davon dürfte der erstarkende chinesische Yuan profitieren. Eine digitale chinesische Währung könnte diesen Prozess beschleunigen.

Auswirkungen auf den Bitcoin


Was bedeuten diese Entwicklungen von staatlichen Digitalwirkungen für den Bitcoin? Negative Auswirkungen wird es nicht geben, denn das Konzept dieser staatlichen Währungen ist völlig anders als beim Bitcoin und vielen anderen Kryptowährungen. Das digitale staatliche Geld ist nur eine andere Erscheinungsform der existierenden Fiatwährungen wie Dollar, Euro, Yen oder Yuan. Es sind staatliche Stable Coins, deren Preis sich 1:1 zur Fiatwährung bewegt. Auch die staatlich organisierten Digitalwährungen werden in ihrer Werthaltigkeit von den Manipulationen von Staaten und Zentralbanken abhängen.

Der Bitcoin wird deshalb eine der großen Fluchtmöglichkeiten aus diesen Währungen bleiben, wenn die Sorge um die Wertstabilität der traditionellen Währungen zunimmt. Und dies wird aufgrund der enormen Schuldenproblematik und dem mittlerweile fehlenden Handlungsspielraum der Zentralbanken spätestens bei der nächsten großen Finanzkrise der Fall sein. Die Zeichen dafür mehren sich jedenfalls. Fazit: Für die Aussichten des Bitcoins ändert sich nichts. Vielmehr würde das Vertrauen in den Bitcoin durch die Einführung staatlicher Digitalwährungen eher gestärkt und der Bitcoin-Preis stimuliert.