Der im kommenden Jahr auslaufende Vertrag des 60-Jährigen sei bis Mai 2023 verlängert worden, teilte der Bonner Konzern am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Hintergrund sei, dass Appel sich entschlossen habe, nicht für eine weitere volle Vertragslaufzeit von fünf Jahren zur Verfügung zu stehen. Nachfolger an der Spitze der Post soll dann im Mai 2023 der jetzige Chef des deutschen Brief- und Paketgeschäfts, Tobias Meyer, werden. Er ist seit März 2019 Mitglied des Vorstands. Appel wird bereits für einen neuen Spitzen-Posten gehandelt: Insidern zufolge ist er Favorit für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Telekom.
Appel hat die Post geprägt. Der ehemalige McKinsey-Berater und begeisterte Mountainbiker ist seit dem Jahr 2000 bei dem Konzern. 2002 wurde er Mitglied des Vorstands, 2008 rückte er auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Er hat in seiner Zeit als Vorstandschef die Internationalisierung des Konzerns mit rund 570.000 Mitarbeitern vorangetrieben. Trotz der Corona-Krise hatte er die Post zuletzt zu neuen Rekordergebnissen geführt. Zudem hat Appel mit der Strategie 2025 eine milliardenschwere Digitalisierungsoffensive angeschoben. Die Post soll auch grüner werden - bis 2050 strebt der Konzern die Null-Emissionen-Logistik an.
Appels designierter Nachfolger Meyer führt derzeit das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland. Er soll ab Juli 2022 die Konzernfunktion Global Business Services übernehmen und ab Mai 2023 den Vorsitz des Vorstands. Auf Meyer an der Spitze des deutschen Brief- und Paketgeschäfts folgt mit Nikola Hagleitner eine Frau. Auch Meyer ist ehemaliger McKinsey-Berater, er hatte das kriselnde Deutschland-Geschäft wieder in die Spur gebracht. Er sei "die ideale Besetzung, um den eingeschlagenen Kurs erfolgreich weiterzuführen", erklärte Post-Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard. Appel sagte, er habe sich nach reiflicher Überlegung entschieden, sich nicht mehr für eine weitere volle Amtszeit zur Verfügung zu stellen. Mit Meyer übernehme "ein Top-Manager und großartiger Kollege". Er war in Branchenkreisen bereits seit längerem als möglicher Nachfolger Appels gehandelt worden - seine Berufung kommt also nicht überraschend.
Die mögliche Wahl von Post-Chef Appel an die Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Telekom hatte bereits für Kritik von Aktionärsschützern gesorgt. "Eine Ämterdopplung sehen wir kritisch. Ein Vorstandsvorsitzender sollte nicht gleichzeitig den Aufsichtsratsvorsitz eines anderen Konzerns übernehmen", hatte Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka, Reuters gesagt. Vanda Rothacker von der Fondsgesellschaft Union Investment warnte vor einer Häufung von Ämtern. Appels Zeit in einer möglichen Doppelfunktion an der Spitze des Vorstands des einen Konzerns und des Aufsichtsrats des anderen Konzerns ist nun indes befristet. Appel wäre nicht der erste Post-Chef an der Spitze des Telekom-Aufsichtsrats - auch sein Vorgänger Klaus Zumwinkel übernahm vorübergehend beide Aufgaben.
Der Bund nimmt bei beiden Bonner Konzernen eine Schlüsselposition ein. Über die staatseigene Förderbank KfW hält er rund 20,5 Prozent an der Post. Bei der Telekom sind es 13,8 Prozent, die direkt beim Bund liegen, 16,6 Prozent liegen bei der KfW.
rtr