Nun ist klar, warum Stada die Präsentation seiner Bilanz vergangene Woche überraschend auf den heutigen Tag verschob. In dem Zahlenwerk schlummerte ein großer Abschreibungsbedarf. Durch die Neubewertung einer kniffligen Transaktion fielen die Resultate des MDAX-Konzerns teil deutlich niedriger aus, als Anfang März in Aussicht gestellt. Demnach konnte der Arzneimittelhersteller seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nur um 1 Prozent auf 2,139 Milliarden Euro steigern. Auf bereinigter Basis betrugen die Erlöse 2,167 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben aber nur 85,9 Millionen Euro hängen nach 110,4 Millionen Euro im Vorjahr - ein Einbruch von 22 Prozent.

Im laufenden Jahr will Stada nun wieder aufholen. Fortschritte beim Geschäftsumbau sollen den bereinigten Umsatz auf 2,28 bis 2,35 Milliarden Euro treiben. Beim bereinigten Gewinn strebt Stada 195 bis 205 Millionen Euro an. Auch bei den erst kürzlich erhöhten Zielen für 2019 soll es bleiben. Hier peilt der Konzern einen bereinigten Umsatz von 2,65 bis 2,70 Milliarden Euro an sowie einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 570 bis 590 Millionen Euro. Der bereinigte Konzerngewinn soll auf 250 bis 270 Millionen Euro steigen.

Der herbe Rückschlag in den Zahlen belastet die Verkaufsverhadlungen laut Stada-Chef Matthias Wiedenfals aber nicht. Der Konzern sei in "guten und intakten Gesprächen" mit den interessierten Finanzinvestoren, sagte Wiedenfels anlässlich der Bilanzpressekonferenz für 2016 in Bad Vilbel. Zum Stand der Gespräche äußerte er sich nicht. Das Ergebnis werde aber im Sinne der Aktionäre und des Unternehmens liegen, versicherte der Manager.

Für Stada bieten derzeit zwei Konsortien aus den Finanzinvestoren Advent und Permira sowie Bain und Cinven. Beide Seiten sollen jeweils 3,6 Milliarden Euro oder 58 Euro je Aktie bieten. Die Gespräche waren nach kurzer Unterbrechung in der vergangenen Woche wieder aufgenommen worden. Die Bieter wollen die Prüfung der Bücher bis Ende März abschließen, hieß es zuletzt.

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Einschätzung der Redaktion



Um Stada wird mit allen Mitteln gekämpft. Zuletzt wurde bekannt, dass Wiedenfels im vergangenen Jahr abgehört wurde. Zuvor hatte der Konzern auf Geheiß von Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker einen Verhandlungstermin platzen lassen und Wiedenfels durch die erhöhte Mittelfristprognose versucht, Stada werthaltiger zu machen.

Während Oetker dem Vernehmen nach Preise von bis zu 70 Euro je Aktie fordert, drohen mehrere Großaktionäre dem Management mit Klagen, sollte eine Übernahme am Widerstand von Aufsichtsrat und Vorstand scheitern. Laut dem Manager Magazin hätten in den vergangenen Tagen mehrere Profi-Investoren wie etwa AOC und Southeastern Asset Management daher Protestbriefe an Stada geschickt. Darin hätten sie Aufsichtsrat und Vorstand aufgefordert, es den Eigentümern zu überlassen, ob sie die Angebote annähmen. Für den Fall, dass die Stada-Führung dies verweigere oder die Kaufinteressenten ihre Offerten zurückzögen, hätten die Großaktionäre mit rechtlichen Schritten gedroht.

Trotz dem Druck der Großaktionäre könnte der Kaufpreis aber steigen. Schließlich wollen diese auch nicht, dass Stada zu günstig verkauft wird. Nur soll augenscheinlich überzogenen Preisvorstellung mit der Androhung rechtlicher Konsequenzen ein Riegel vorgeschoben werden. Die jüngsten Gerüchte allerdings decken sich mit der Zuversicht von Wiedenfels. Demnach habe man sich bei den Verhandlungen in der vergangenen Woche auf einen Preis von über 60 aber deutlich unter 70 Euro angehähert.

Das ein Verkauf scheitert scheint trotz der vielen Wendungen in dem Verhadlungspoker immer unwahrscheinlicher. Schließlich stehen auch die Kaufinteressenten unter erheblichem Anlagedruck seitens ihrer Geldgeber. Angesichst der gestiegen Verkaufswahrscheinlichkeit sowie auf Basis der aktuellen Meldungen erhöhen wir das Kursziel auf 65 Euro, empfehlen die Aktie aber unverändert nur riskobereiteren Anlegern zum Kauf.

Kursziel: 65 Euro Stoppkurs: 44,80 Euro