Das permanente Hin und Her im griechischen Schuldenstreit hat die europäischen Anleger am Freitag verunsichert. "Für Investoren ergibt sich mittlerweile ein recht chaotisches Bild", sagte Sarah Brylewski, Finanzmarkt-Expertin des Brokerhauses Ayondo. "Förmlich im Halbstundentakt hat irgendjemand mit irgendeinem Griechen gesprochen und verkündet wechselweise Durchbruch, Abbruch oder Aufschub."

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte die Verhandlungen mit Griechenland über weitere Finanzhilfen am Vorabend überraschend abgebrochen und dies mit "großen Differenzen" begründet. Nach den Worten von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sollen die Gespräche zwischen den Geldgebern und Griechenland allerdings rasch wieder aufgenommen werden. Die EU betonte allerdings, es gebe noch Differenzen mit der Athener Regierung. Kommt es zu keiner Einigung droht Griechenland binnen Wochen die Pleite.

Abhängig von den Meldungen zum Griechenland-Drama bewegten sich Dax und EuroStoxx50 in die eine oder andere Richtung. Am Nachmittag lagen beide etwa ein Prozent im Minus bei 11.209 Punkten beziehungsweise 3511 Zählern. Griechische Anleger waren pessimistischer: Der Athener Leitindex rutschte um 4,4 Prozent, der dortige Bankenindex sogar um 8,8 Prozent ab. Die Verkäufe griechischer Staatsanleihen trieben die Rendite zweijähriger um etwa einen halben Prozentpunkt in die Höhe auf 25,439 Prozent.

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MERKEL-ÄUSSERUNGEN SETZEN EURO ZU



Am Devisenmarkt sorgten darüber hinaus Äußerungen von Angela Merkel für Aufsehen. Der Bundeskanzlerin zufolge erschwert ein starker Euro Ländern wie Portugal oder Spanien, die Früchte ihrer Reformen der vergangenen Jahre zu ernten. Die Gemeinschaftswährung rutschte daraufhin um einen knappen US-Cent ab und kostete am Nachmittag 1,12 Dollar.

"Es ist überraschend, dass Merkel sich überhaupt zum Euro geäußert hat", sagte UBS-Devisenstratege Geoffrey Yu. "Vielleicht wollte sie gar nicht auf diese Art intervenieren, aber die Aussagen bestätigen den lang gehegten Verdacht, dass nicht nur die deutsche Industrie, sondern auch die Politik einen schwachen Euro bevorzugt."

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MÖGLICHER T-MOBILE-VERKAUF STÜTZT DEUTSCHE TELEKOM



Bei den Unternehmen stand die Deutsche Telekom im Rampenlicht. Insidern zufolge spricht der US-Bezahlfernseh-Anbieter Dish mit Banken, um die milliardenschwere Finanzierung für die geplante Übernahme von T-Mobile US auf die Beine zu stellen. Im Sog des fallenden Gesamtmarkts konnte die T-Aktie ihre Anfangsgewinne nicht halten und notierte kaum verändert bei 15,46 Euro.

Im MDax schickten schwindende Hoffnungen auf eine Übernahme durch den US-Konkurrenten Diebold Wincor Nixdorf auf Talfahrt. Wincor-Chef Eckard Heidloff hatte sich in einem Zeitungsinterview gegen eine Fusion ausgesprochen. Mit einem Minus von 1,7 Prozent gehörten die Papiere seines Unternehmens zu den größten Verlieren im deutschen Nebenwerte-Index.

In Paris rutschten Zodiac nach der zweiten Prognosesenkung binnen drei Monaten sogar um bis zu 6,5 Prozent ab. Der Anbieter von Flugzeug-Sitzen hatte am Vorabend sein Gewinnziel für das Gesamtjahr kassiert. Grund seien die hohen Kosten, um den durch Produktionsverzögerungen entstandenen Rückstand aufzuholen.

Reuters