Auf den ersten Blick hat Staramba vieles, was eine spannende Investmentstory braucht. Es geht um Fußball, um Millionen und moderne Computertechnik. Die Berliner, die anfangs nur Figuren von Stars und Spitzensportlern aus dem 3-D-Drucker fertigten, wollen zukünftig in der virtuellen Realität (VR) eine eigene 3-D-Welt erschaffen. Ausgelegt als soziales Netzwerk sollen Fans per 3-D-Brille mit fotorealistischen Avataren ihrer Idole interagieren können.
Mit der Vision folgt das Unternehmen dem von Beginn an geltenden Auftrag des Mitgründers und Firmenchefs Christian Daudert: "Entweder wir machen daraus etwas ganz, ganz Großes oder gar nichts." Auch der Vorstand von Eintracht Frankfurt, Fredi Bobic, ist mit von der Partie. Der ehemalige Fußballprofi hält mehr als vier Prozent der Staramba-Aktien.

Die Nähe von Daudert zu zahlreichen Investoren aus dem Fußballbusiness geht auf seine berufliche Vergangenheit zurück. Neben Daudert zählt auch die 11ChampionsAG zu den Gründern des Unternehmens. Hinter der Gesellschaft stehen prominente Profisportler, im Aufsichtsrat sitzen die ehemaligen Fußballstars Marko Rehmer und Oliver Neuville. Daudert, der vor seiner Zeit bei Staramba Vermögensverwalter für Profikicker war, besaß bis Ende 2017 die Mehrheit an der Sportlergesellschaft. Heute leitet seine Frau die Geschäfte.

Vom ganz großen Erfolg scheint das VR-Start-up in der Realität noch weit entfernt. Das Testat für den Jahresabschluss 2017 wurde zweimal verweigert. Der Wirtschaftsprüfer BDO schließt eine handelsbilanzielle Überschuldung von Staramba nicht aus und zweifelt die ausgewiesenen Umsätze und den Firmenwert an. Großaktionär Rolf Elgeti, ein erfahrener Investor, der 29,99 Prozent der Aktien hält, weist diese Vorwürfe zurück: "Staramba hat keinen Liquiditätsengpass und ist nicht überschuldet." Die Skepsis der Anleger ist inzwischen groß. Der Aktienkurs hat sich seit dem verweigerten Testat gefünftelt.

Seltsame Geburt



Bei allen gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Wirtschaftsprüfer und Staramba wirft besonders die Entstehung der heutigen Firma Fragen auf. Noch vor drei Jahren war das Start-up eine GmbH, mehrheitlich gehalten von der Social Commerce Group (SCG), deren Mehrheitsaktionär wiederum die 11 Champions AG war. Die restlichen Staramba-Anteile hielt das US-Unternehmen 3D Safe, auf das die Deutschen einen maßgeblichen Einfluss ausübten. Um zur reinrassigen Staramba zu werden, tauschte die SCG Mitte 2016 ihre weiteren Beteiligungen gegen die Staramba-Anteile von 3D Safe ein. Die von SCG eingetauschten Investments waren dabei Start-ups, an deren Aufbau Daudert als Chef oder Aufsichtsrat beteiligt war.

Der Transfer ließ den Firmenwert von Staramba in die Höhe schießen. Bei zwei Millionen Euro Umsatz war die Gesellschaft auf dem Papier plötzlich 75 Millionen Euro wert. Basis der Bewertung waren laut Insidern hohe Umsatzprognosen, die so nicht eintraten. Tatsächlich schrieben die Berliner 2017 auf ihr Vermögen 42,3 Millionen Euro ab.

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2018 gab es zwar einen Umsatzsprung. Doch 17,3 von den insgesamt 17,6 Millionen Euro Umsatz stammten aus dem Verkauf des Staramba.Token (STT). Diese Kryptowährung soll zukünftig als Bezahlmittel in der neu entwickelten VR-Welt von Staramba namens Materia.One dienen. Laut Spekulationen sollen Daudert und Elgeti selbst die meisten STT gekauft haben. Beide widersprechen den Gerüchten, doch gut 250 der 390 ausgegebenen Token wurden von nur einer Adresse gezeichnet. Laut Daudert handelt es sich um einen institutionellen Investor aus Asien, um wen genau, will er jedoch nicht sagen.

Die vorläufigen Zahlen für 2018 zeigen, dass Staramba im vergangenen Jahr weder mit Figuren noch dem Verkauf ihrer 3-D-Scanner oder 3-D-Scans für Computerspielfirmen viel Geld verdiente. Gleichzeitig befindet sich der Hoffnungsträger Materia.One noch in der Entwicklung. Der Start soll in diesem Jahr erfolgen, während Daudert schon vor der Eröffnung in der Virtual Reality Geld verdienen will. Wie bei dem einst gehypten Netzwerk Second Life will der Vermögensmanager etwa digitale Grundstücke verkaufen.

Prominente locken



Zum Start werden Paris Hilton, der Wrestler Hulk Hogan oder der FC Bayern München samt Spielern und Stadion Teil von Materia.One sein. Die Stars sollen Nutzer in die 3-D-Welt von Staramba locken. Dass die Auswahl an Berühmtheiten noch klein ist, liegt laut Daudert an Kapazitätsengpässen. Ein weiterer Grund könnte finanzieller Natur sein. Für die Nutzung ihrer Marke verlangen Prominente in der Regel hohe Lizenzgebühren, die dürfte sich Staramba derzeit schwer leisten können. Daudert will daher in Zukunft neben Paris Hilton oder Hulk Hogan weitere Sport- und Unterhaltungsgrößen für eine Vergütung in Staramba-Token gewinnen.

Staramba hat rund 11 000 Avatare in seiner Datenbank, darunter allerdings nur etwa 1200 von Prominenten, die meisten davon sind Fußballer. An den 3-D-Aufnahmen besitzt Staramba das Urheber-, aber keinerlei Nutzungsrecht. Selbst die Lizenzen zum Drucken der 3-D-Figuren lässt das Unternehmen auslaufen. So wurden die Verträge mit Borussia Dortmund und Bayer04 Leverkusen nicht verlängert. Daudert will das Geschäft allerdings wieder anfahren, wenn der Figurenshop in Materia.One startet und bessere 3-D-Drucker entwickelt wurden.

Ob der 3-D-Druck dann noch zur Firma gehört, ist fraglich. Immerhin erklärt Daudert, dass "mit strukturellen Neuausrichtungen die Staramba effektiver und schneller zu entwickeln ist". Firmenkenner werten die Aussage als Hinweis, dass Staramba das Scanner-, 3-D-Druck- oder Datenbankgeschäft separieren und für neue Investoren öffnen könnte. Die Story rund um Staramba bleibt spannend. Ob die Aktie am Ende auch ein erfolgreiches Investment wird, muss sich allerdings erst noch zeigen.