Solide Geschäftszahlen von Deutscher Bank, Nokia & Co. haben einige Anleger am Donnerstag zum Einstieg in die europäischen Aktienmärkte ermuntert. Ein erneuter Kursrutsch der chinesischen Börsen dämpfte die Kauflaune aber etwas. Außerdem rätselten Anleger weiter über den Zeitpunkt der geplanten Zinserhöhung in den USA.

"Der Anteil europäischer Unternehmen, die die Erwartungen übertroffen haben, ist so hoch wie noch nie seit Beginn unserer Aufzeichnungen 2009", schrieben die Analysten der US-Bank JPMorgan in einem Kommentar. Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black mahnte allerdings zur Besonnenheit. "Das ist angesichts des deutlichen Euro -Kursverfalls und der anziehenden Konjunktur nicht allzu überraschend." Bislang haben etwa ein Drittel der Firmen ihre Bücher geöffnet.

Vor diesem Hintergrund legten Dax und EuroStoxx50 jeweils 0,2 Prozent auf 11.234 beziehungsweise 3580 Punkte zu. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen nahmen dagegen ihre Talfahrt wieder auf und büßten jeweils mehr als zwei Prozent ein. Trotz massiver staatlicher Eingriffe sind sie seit Mitte Juni um etwa 30 Prozent eingebrochen. Grund hierfür ist unter anderem die Furcht vor einem geringeren Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Einige Anleger schichteten ihr Geld in die als sicher geltenden Bundesanleihen um und verhalfen damit dem Bund-Future zu einem Kursplus von 25 Ticks auf 153,86 Punkte.

ZEITPUNKT DER US-ZINSWENDE WEITER UNKLAR



Wenig Klarheit brachten Anlegern die jüngsten Aussagen der US-Notenbankchefin Janet Yellen zur Geldpolitik. "Es ist zwar noch nichts in trockenen Tüchern, aber wir rechnen weiterhin mit einer ersten Zinserhöhung im September", sagte Devisenstrategin Sue Trinh von der Investmentbank RBC Capital Markets. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass der US-Aufschwung anhalte. Die Zinsspekulationen hievten den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, 0,4 Prozent in die Höhe. Die europäische Gemeinschaftswährung verbilligte sich um einen Drittel US-Cent auf 1,0953 Dollar.

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DEUTSCHE BANK UND NOKIA ÜBERZEUGEN - RENAULT ENTTÄUSCHEN



Bei den europäischen Aktienwerten gehörten Deutsche Bank mit einem Kursplus von knapp drei Prozent zu den Favoriten. Ein Gewinnsprung sorgte für zufriedene Gesichter bei Invesotoren. Darüber hinaus stimmte der neue Chef John Cryan Anleger und Mitarbeiter auf die geplanten Einsparungen ein.

Gefragt waren auch Siemens, die mit ihrer Zwischenbilanz die Markterwartungen deutlich übertrafen. Außerdem bekräftigte der Technologie-Konzern strotz eines schwächelnden China-Geschäfts seine Gesamtjahresziele. Siemens-Titel legten 3,9 Prozent zu.

Fresenius stiegen dank einer erneuten Anhebung der Ergebnisziele zeitweise sogar um fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 65,53 Euro. Die Titel von Fresenius Medical Care, der Dialyse-Tochter des Gesundheitskonzerns, rutschten dagegen wegen eines pessimistischen Ausblicks um 4,3 Prozent ab.

Spitzenreiter im EuroStoxx50 war Nokia mit einem Kursplus von 8,1 Prozent. Der Netzwerk-Ausrüster steigerte seinen operativen Gewinn überraschend stark auf 313 Millionen Euro. Im Windschatten des finnischen Konzerns gewannen die Titel des schwedischen Rivalen Ericsson 1,1 Prozent.

An der Londoner Börse rückten Royal Dutch Shell mehr als vier Prozent vor. Wegen des fallenden Ölpreises halbierte sich der Reingewinn zwar auf 3,84 Milliarden Dollar. Experten hatten allerdings einen Rückgang auf 3,18 Milliarden Dollar befürchtet. Zudem kündigte der Ölkonzern einen harten Sparkurs an.

Reuters