Der EuroStoxx50 fiel um ein Prozent auf 3461 Punkte. Zugleich klettert der Euro in der Spitze um etwa einen halben US-Cent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1,1677 Dollar. Der weiter schwelende Diesel-Skandal sorgte bei den deutschen Autowerten für zusätzlichen Druck.

"Die Anleger in Europa spüren, dass die Zeit des billigen Geldes schneller vorbei sein könnte als bislang angenommen", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Londoner Brokerhaus CMC Markets. Die EZB hatte auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag - anders als von manchen Experten erwartet - zwar keinen weiteren Mini-Schritt in Richtung Eindämmung der Geldflut gewagt. Notenbank-Chef Mario Draghi kündigte aber an, im Herbst darüber zu diskutieren. Laut Insidern peilt die EZB derzeit die Zinssitzung im Oktober als wahrscheinlichsten Termin für eine Entscheidung über die Zukunft der billionenschweren Anleihenkäufe an. Schon seit Jahresbeginn ist der Euro im Aufwärtstrend und hat rund zehn Prozent gegenüber Ende 2016 aufgewertet.

Ein Teil der Euro-Stärke kommt nach Einschätzung von Börsianern auch daher, dass sich der Dollar wegen der Querelen in der US-Politik um Präsident Donald Trump abgeschwächt hat. Der Dollar-Index, der den Wert des "Greenback" im Vergleich zu sechs anderen wichtigen Währung misst, rutschte auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten ab. Für die Eröffnung an der Wall Street signalisierten die US-Futures ebenfalls nachgebende Kurse.

Für zusätzlichen Druck sorge der Verfall von Index- und Aktienoptionen an den Terminmärkten.

DIESEL-DEBATTE DRÜCKT AUTOWERTE

Neben dem Euro, der wechselkursbedingt Mercedes & Co beispielsweise auf dem US-Markt teurer macht, setzte die nicht enden wollende Diskussion um die Zukunft des Diesel den Autoherstellern zu: Allen voran im Rückwärtsgang fuhren die Aktien von VW, wo der Diesel-Skandal vor rund zwei Jahren seinen Anfang genommen hatte. Die Papiere brachen um fast fünf Prozent auf 135,90 Euro ein. Der "Spiegel" berichtete, die deutschen Autobauer hätten sich bei den Abgasnormen abgesprochen. VW habe vor gut einem Jahr bei der Kartellbehörde einen entsprechenden Schriftsatz eingereicht. Aber auch BMW und Daimler sowie in Paris Renault und Peugeot kamen mit Abschlägen von je rund drei Prozent unter die Räder wie auch zahlreiche Zulieferer.

Auch die Finanzwerte standen auf den Verkaufszetteln. Commerzbank und Deutsche Bank verloren drei und zwei Prozent. Im Schnitt belief sich das Minus im Bankensektor des EuroStoxx auf ein Prozent. Auch rund zehn Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise seien die Anleger mit der Branche noch nicht wieder versöhnt, sagten Händler. Experten raten weiter zur Vorsicht beim Kauf von Banktiteln.

Die im MDax gelisteten Aktien von Hochtief fielen um 6,5 Prozent. Der spanische Mutterkonzern ACS will möglicherweise für den Autobahnbetreiber Abertis bieten, für den der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia im Mai ein 16,3 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot vorgelegt hatte. Einem Medienbericht zufolge könnte die Offerte über Hochtief vorgenommen werden. "Der Kurs wird sicherlich von Sorgen belastet, dass ACS dann kein Geld mehr haben könnte, um den Rest von Hochtief zu kaufen", sagte ein Händler.