"Für Deutschland als Exportnation ist eine starke Währung ein Nachteil", erläuterte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader die Dax-Verluste. Am Devisenmarkt hallte die Rede Mario Draghis vom Dienstag weiter nach: Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte sich darin optimistisch zu den Konjunkturaussichten geäußert. Am Markt wurde dies als Hinweis gewertet, dass die EZB ihr Anleihe-Ankaufprogramm im Volumen von derzeit 60 Milliarden Euro monatlich bald drosseln wird.
Aussagen von Notenbank-Insidern vom Mittwoch, dass Draghis Rede überinterpretiert worden sei, wischten Börsianer beiseite. "Wenn wir wissen wollen, was die EZB plant, ziehen wir eine sorgfältig formulierte Draghi-Rede anonymen Quellen jederzeit vor", sagte Analyst Sean Sallow von der Westpac Bank.
BANK VON ENGLAND WILL DEMNÄCHST ZINSERHÖHUNG DISKUTIEREN
Die Bank von England (BoE) steuert offenbar ebenfalls auf eine Normalisierung der Geldpolitik zu. Ihrem Chef Mark Carney zufolge wird eine Zinserhöhung "in den kommenden Monaten" auf der Tagesordnung stehen. Und auch Chefökonom Andy Haldane betonte, eine solche Option müsse "ernsthaft ins Auge gefasst werden", um die Inflation in Schach zu halten. Haldane hat bereits offen signalisiert, dass er im zweiten Halbjahr für eine Anhebung des Schlüsselsatzes stimmen wolle. Das Pfund Sterling stieg am Donnerstag zeitweise um mehr als einen halben US-Cent auf 1,30 Dollar.
An der Wall Street deutete sich eine wenig veränderte Eröffnung an, nachdem die US-Wirtschaft zu Jahresbeginn etwas besser lief als gedacht. Zwischen Januar und März stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 1,4 Prozent. In einer früheren Schätzung war lediglich von 1,2 Prozent die Rede gewesen. Trotz der Korrektur nach oben fällt das Plus geringer aus als in der Euro-Zone.
BANKEN IM AUFWIND
Zu den Profiteuren steigender Zinsen zählen Finanzwerte. Die neun größten Kursgewinner im EuroStoxx50 waren Banken und Versicherer. Zu den Spitzenreiter gehörten Commerzbank und Deutsche Bank mit einem Kursplus von jeweils rund drei Prozent. Auch die französischen Rivalen Societe Generale und BNP Paribas legten bis zu 2,2 Prozent zu. Aktien der britischen Großbank HSBC waren mit 725,50 Pence zeitweise so teuer wie seit vier Jahren nicht mehr.
Zusätzlichen Schub erhielten die Banken aus den USA, sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Diese bekamen von der Fed grünes Licht für ihre Aktienrückkauf- und Dividendenpläne und dürfen damit mehr von ihren Gewinnen an ihre Eigentümer weiterreichen. Vorbörslich lagen Bankenaktien an der Wall Street im Plus,
H&M NACH ZAHLEN IM AUFWIND
Gefragt waren auch die Aktien von H&M. Sie verteuerten sich in Stockholm bis zu 5,7 Prozent und steuerten damit auf den größten Tagesgewinn seit fast vier Jahren zu. Dank seines Sparkurses steigerte der schwedische Bekleidungshändler den Gewinn im zweiten Quartal um zehn Prozent auf umgerechnet knapp 790 Millionen Euro. "Was für eine Überraschung", schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies.