In der US-Wirtschaft entstanden im Juni 287.000 Jobs, wie das Arbeitsministerium bekanntgab. Von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit 175.000 gerechnet. "Das ist ein Zeichen der Stärke", kommentierte Brian Jacobsen, Portfoliostratege von Wells Fargo Management. "Wir müssen abwarten, wie der Brexit und der starke Dollar weggesteckt wird, aber es gibt Grund zu glauben, dass die Fed nun anfängt, über eine Zinserhöhung im Dezember nachzudenken."
Nach zwei enttäuschend ausgefallenen Monaten am Jobmarkt dürften die jetzt insgesamt guten Zahlen Erleichterung bei der amerikanischen Notenbank Fed auslösen, die Vollbeschäftigung anstrebt. Angesichts der weltweiten Turbulenzen an den Finanzmärkten nach dem EU-Austrittsvotum der Briten hat es die Fed allerdings nicht eilig mit einer weiteren Zinserhöhung. "Sie werden die Zinsen nicht in nächster Zeit anheben, es gibt zu viele andere Dinge zu berücksichtigen", sagte der Chefökonom von RBC Capital Tom Porcelli. Kaum ein Experte rechnet 2016 mit einem Zinsschritt der Fed.
Am Devisenmarkt war der Dollar im Aufwind. Im Gegenzug rutschte der Euro mit 1,1003 Dollar auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Wochen. An den Anleihemärkten fiel die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen auf 1,410 Prozent nach einem Tageshoch von 1,442 Prozent.
ANLEGER TRAUEN SICH WIEDER AN BANKENWERTE
Italienische Bankenaktien gingen auf Erholungskurs. Anleger griffen bei den zuletzt stark unter Druck geratenen Titeln wieder zu, nachdem ein bestandener interner Stresstest der Banco Popolare die Stimmung aufhellte. Der italienische Branchenindex legte um sieben Prozent zu, die Aktien von Banco Popolare knapp fünfzehn Prozent. Das Bankhaus hatte am späten Donnerstag mitgeteilt, die Ergebnisse des internen und an Vorgaben und Kriterien der europäischen Bankenaufsicht angelehnten Testes bestätigten die Widerstandsfähigkeit gegen externe Schocks.
Zudem halfen positive Kommentare des italienischen Zentralbankchefs Ignazio Visco, der den Sorgen um den Berg an faulen Krediten im Bankensektor des Landes entgegentrat. Es sei keine Notlage des kompletten Bankensystems, sagte Visco am Freitag auf einer Veranstaltung in Rom. Ein Großteil der Problemdarlehen gehöre zu Instituten, die finanziell gesund seien. Im Fahrwasser der italienischen Geldhäuser gewannen Commerzbank fünf Prozent, Deutsche Bank legten um 3,8 Prozent zu.
CHINA-ZAHLEN HELFEN AUTOSEKTOR
Gestiegene Pkw-Absatzzahlen aus China machten den Anlegern Appetit auf Autowerte. Europas Branchenindex kletterte um mehr als drei Prozent. Im Juni waren in China insgesamt 19,4 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft worden als im Vorjahreszeitraum. Aktien von BMW, VW und Daimler gewannen bis zu 3,7 Prozent.
In Kopenhagen verbuchte TDC den größten Kurssprung seit sechs Jahren. Die Aktien der dänischen Telekomfirma stiegen um bis zu elf Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 36,14 Kronen. Der Zeitung "Börsen" zufolge hat ein Finanzinvestor ein Auge auf TDC geworfen. Nach Einschätzung der Analysten der Berenberg Bank wäre ein solcher Deal sinnvoll. Die Aktien seien günstig und das Unternehmen, dass sich im Umbau befindet, biete gute Geschäftsaussichten.