Den Schocker hatte Statoils europäischer Rivale Royal Dutch Shell im Januar mit einer Gewinnwarnung geliefert - es war die erste des Konzerns in zehn Jahren. Zu hohe Investitionen und zu wenig Kos- tenkontrolle bei Förderprojekten ließen den Profit des britisch-niederländischen Unternehmens im vier- ten Quartal 2013 auf fast die Hälfte des Vorjahreswertes zusammenschmelzen.
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Besonders hohe Förderreserven
Bei Statoil waren es zuletzt 26 Prozent weniger Gewinn - das ist relativ gesehen noch gut. Richtig attraktiv wirken die Skandinavier, wenn die im Branchenvergleich hohen Förderreserven ins Spiel kommen. Nach jüngsten Schätzungen übersteigt das Gesamtvolumen neu erschlossener Ressourcen die voraussichtlich geförderten Mengen in den nächsten drei Jahren um rund ein Fünftel. Geplante Veräußerungen sind bereits herausgerechnet. Das Verhältnis von Reserven zu Förderung ist die wichtigste Kennzahl der Branche für die Nachhaltigkeit der Öl- und Gasproduktion. Lediglich Amerikas zweitgrößter Ölkonzern Chevron übertrifft Statoil hierbei.
Obwohl die Norweger im Vergleich zu Schwergewichten wie Exxon, Chevron und Royal Dutch Shell deutlich kleiner sind, sicherte sich das Unternehmen nach Berechnungen von Analysten der Credit Suisse im vergangenen Jahr ein Zehntel der weltweit neu entdeckten Reserven und damit so viel wie kein anderes der Branche.
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Wandel zwingt auf Sparkurs
Die Investitionen der Ölkonzerne in höhere Fördermengen haben während der vergangenen Jahre Re- kordniveaus erreicht. Der Anteil der großen Projekte mit einer längeren Laufzeit ist im Vergleich zu früher deutlich gestiegen. Hinzu kommt, dass ein hoher Anteil der Gesamtfinanzierung in der frühen Phase eines Projekts fällig ist, zum Beispiel für den Aufbau einer Transportinfrastruktur für Flüssiggas (LNG).
Die großen drei - ExxonMobil, Chevron und Royal Dutch Shell - haben während der vergangenen fünf Jahre die gewaltige Summe von 500 Milliarden Dollar lockergemacht, 120 Milliarden davon allein im vergangenen Jahr. Dennoch schrumpften die Fördermengen der Riesen. Die gewaltigen Investitionen belasten die Gewinne, das gilt für die gesamte Branche.
Bei vielen institutionellen Anlegern wächst inzwischen der Unmut über die einst florierende Branche. Einflussreiche Aktionärsgruppen üben Druck aus, fordern, dass die Profitabilität der Projekte künftig genauer geprüft werden muss.
Statoil-Chef Helge Lund verspricht stärkere Kostenkontrolle und will zusätzliche Erträge in Aktienrück- käufe stecken. Überdies hat Lund Investoren zugesagt, die Dividenausschüttungen bis 2016 komplett durch operativen Gewinn zu decken und die Substanz zu schonen.
Der Konzern, an dem der norwegische Staat zwei Drittel der Anteile hält, kann sich die Großzügigkeit gegenüber Aktionären leisten. Die Reserven sind groß genug, um unrentable Projekte verkaufen zu können. Damit sind die Norweger zurzeit die Ausnahme in der Branche. Bei aller Kritik wissen das auch institutionelle Investoren zu schätzen.
Versicherungen oder Pensionskassen nutzen die vorübergehende Schwäche im operativen Geschäft der Norweger gerade, um ihre Positionen in der Aktie auszubauen. Auch Privatanleger sollten sich bei den Reserven bedienen.
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