Auf dem Holzweg und dennoch erfolgreich: Was sonst im übertragenen Sinn negativ gemeint ist, gilt bei dem Baustoffanbieter Steico wortwörtlich. Die Firma aus Feldkirchen bei München fertigt alles aus Holz. Die Produkte reichen von der Dämmplatte bis zur Fertigbauwand. "Das aussichtsreichste Produkt sind die Dämmstoffe", urteilt Analyst Stephan Bonhage vom Bankhaus Metzler. Denn die Nische für ökologische Isoliermaterialien wächst schneller als der Gesamtmarkt.
Während der Umsatz mit Gebäudedämmungen in Deutschland 2019 laut Marktforschung um 2,4 Prozent auf 3,35 Milliarden Euro stieg, legten organische Dämmstoffe geschätzt um acht Prozent zu. Bei Holzfaser-Dämmstoffen ist Steico europäischer Marktführer, die Produkte tragen knapp über 60 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Für Analyst Bonhage ist das Familienunternehmen daher "ein Gewinner des wachsenden ökologischen Verbraucherbewusstseins und dürfte von einer deutlich wachsenden Nachfrage profitieren".
Zudem wird das Angebot ausgebaut. Jüngster Neuzugang sind hoch automatisiert hergestellte Fertigbauelemente für Dach, Decken und Wände. Die Produktion in Polen ist zunächst primär für den dortigen Markt gedacht. Andere Einzelteile der Hauskomponenten wie Balken, Träger oder Deckenelemente fertigt Steico bereits zuvor. Basis ist stets Furnierschichtholz, was die Komponenten leichter, belastbarer und materialsparender als Vollholz macht. Bis Mitte 2015 wurde das Material zugekauft, dann wurde die erste eigene Furnierholzanlage gebaut, 2017 folgte die zweite. So stieg die Fertigungstiefe und verbessert seither auch die Marge. Die Gewinnspanne wuchs bis 2018 von 12,7 auf 17,6 Prozent.
Firmenkenner sagen, Steico denke derzeit über eine dritte Furnieranlage mit einem Umsatzpotenzial von 80 Millionen Euro binnen fünf Jahren nach. Zum Vergleich: 2018 stand Furnierschichtholz mit 28,3 Millionen Euro erst für 11,2 Prozent des Jahresumsatzes. Dennoch schätzt Bonhage die Chancen auf weitere Profitabilitätssteigerungen eher gering ein.
So lässt der harte Konkurrenzkampf Preissteigerungen kaum zu. An den Standorten in Polen steigen zwar die Energiekosten, Strom aus Biomasse aber macht die eigene Versorgung dort zunehmend autark. Außerdem ließ der Bauboom Anfang 2019 eine kleine Preissteigerung zu. Und selbst der für zwölf Prozent Gesamtumsatz verantwortliche britische Markt bleibt trotz Brexit bisher stabil. So schnell dürfte Steico den Holzweg daher auch 2020 nicht verlassen.