Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Die aktuelle Marktphase des DAX lässt sich am besten mit dem Begriff "Konsolidierung auf hohem Niveau" beschreiben: In der zurück liegenden Handelswoche griffen Marktteilnehmer verstärkt zu, sobald der Index an das Areal um 10.585/10.595 Zähler heran kam. Nur ein kurzzeitiger Durchbruch zur Wochenmitte weckte vorübergehend Zweifel an der Verlässlichkeit dieser Kaufzone, doch der Markt erholte sich schnell wieder über dieses Niveau. Gestern wurden Schnäppchenjäger dann wieder verstärkt aktiv, kaum dass sich der Index diesem Bereich von oben auch nur näherte.
Gleichzeitig verschwand am Donnerstag der zur Wochenmitte noch vorhandene Verkaufsdruck um 10.700/10.725 Punkten, damit fällt einer der wenigen kurzfristigen Widerstände im Chart weg. Der zu Wochenbeginn noch präsente Verkaufsbereich um 10.760/10.770 dürfte veraltet sein und heute keine große Rolle mehr spielen. Nur noch das Allzeithoch bei 10.807 Punkten ist jetzt noch ein Orientierungspunkt für Anleger, die weiter Gewinne mitnehmen möchten. Wird auch deutlich darüber hinaus noch gekauft, hat die Nachfrageseite wieder die Oberhand und dann hilft nur noch der Blick auf die Statistik.
Gehen wir davon aus, dass der DAX angesichts der Geldmenge, mit der die Notenbank den Markt flutet, weiter in eine extreme Überhitzungsphase läuft, dann kann er die in den vergangenen zehn Jahren bislang maximal gemessenen Abstände zu seinem durchschnittlichen Monatskurs (21-Tage-Linie) von rund 9,2 Prozent im Idealfall wieder erreichen. Vor 12 Jahren wurde sogar mal ein Wert jenseits der 13er-Marke gemessen, aber Anleger sollten generell nicht darauf setzen, dass der Index punktgenau an alte Extremwerte anknüpft. Ausgehend von der aktuellen Position und Steigungsrate der 21-Tage-Linie ist schon mit einem Abstand von neun Prozent ein Kursziel knapp jenseits der 11.000er-Schwelle möglich.
Anleger haben damit genug Spielraum nach Norden und können erst einmal einen Ausbruch von mindestens 15 Punkten auf der Oberseite abwarten, bevor sie wieder mit kurzfristigen Long-Positionen auf eine Fortsetzung der Rally spekulieren. Mit entsprechend hohem Hebel lässt sich dann schon von der Kurzstrecke bis knapp unter die 11.000 profitieren, schon bei Kursen jenseits der 10.950er-Marke sollte ein Teil des Plus wieder realisiert werden.
Diese Bescheidenheit ist vor allem für kurzfristig orientierte Anleger ratsam, wer mittel- bis langfristig denkt hat Stopps ohnehin weit weg gesetzt, frühestens bei 10.000/10.100 oder sogar erst an der 200-Tage-Linie bei rund 9.600 Punkten. Doch aus Sicht des Tagesgeschäfts ist das Potenzial durch den bereits jetzt schon relativ hohen Abstand zur 21-Tage-Linie limitiert, und dazu kommt ein weiterer Makel, der dem DAX derzeit anhaftet: Das Handelsvolumen an Tagen mit steigenden Kursen geht bereits seit Wochenbeginn deutlich zurück, schon die schwachen Umsätze am vergangenen Montag waren ein erstes Warnsignal vor dem Einbruch des Folgetages. Schwache Tage sind dagegen von einem im Verhältnis dazu eher höheren Umsätzen begleitet. Anleger sollten nicht darauf vertrauen, dass die heiß gelaufenen Kurse in diesem Umfeld noch lange ohne eine größere Pause weiter steigen können.
Chart 2 - DAX-Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.000er-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie), der mittlerweile im Vergleich zu den vergangenen Jahren auf einem sehr hohen Niveau ist. Nur in wenigen Fällen (siehe senkrechte Markierungen im Chart) hat sich der Index noch weiter von seinem Mittelwert nach oben abgesetzt. Das Potenzial nach Norden ist daher vorerst begrenzt.
Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 11.000 bis maximal rund 11.500 Zähler errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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