Liebe Anlegerinnen und Anleger,



in dieser Woche stehen zum Glück nicht mehr die Notenbanken im Mittelpunkt, sondern die Anleger freuen sich über die Abwechslung und diskutieren über die Deutsche Bank, den Ölpreis und vor allem den US-Präsidentschaftswahlkampf. Ein weiterer wichtiger Kursimpuls erreichte den US-Aktienmarkt gestern bereits durch die OPEC, die sich überraschend auf eine Senkung der Fördermenge einigte, worauf der Ölpreis sehr fest tendierte. Wegen der seit Monaten deutlichen positiven Korrelation zwischen Öl und Aktien drehten US-Aktien ins Plus. Besonders heftig reagierten natürlich die Öl- und Energieaktien, aber auch die Grundstoffe bzw. Basic Resources. Die genannten Sektoren zählten ohnehin schon zu den relativ stärksten und daher interessantesten Branchen der Börse und werden nun meiner Meinung nach erneut ins Rampenlicht der Investoren rücken.

Sehr beachtenswert und positiv ist nach wie vor, wie robust die globalen Indizes den Krisen und globalen Risiken trotzen. Dieses Durchhaltevermögen des Bullenlagers ist äußerst beachtlich und verdeutlicht das Interesse der großen Anleger, schon bei geringer Kursschwäche sehr schnell die Aktienquoten aufzustocken. Trotz der saisonal schwachen Jahreszeit ist praktisch keine Abgabebereitschaft zu beobachten, was ebenfalls auf die Stärke des Bullenlagers deutet.

Ölaktien zeigen relative Stärke und bleiben attraktiv



Nicht zuletzt das TV-Duell der beiden Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl hat erneut das Interesse der Investoren auf diejenigen Sektoren gelenkt, die mutmaßlich vom Wahlausgang profitieren oder gebremst werden. Energie- und Ölaktien zählen traditionell zu den Sektoren, die von einem republikanischen Präsidenten profitieren, da diese als "liberal und börsenfreundlich" eingestuft werden. Wegen der gestern überraschend verkündeten Senkung der Fördermenge steht jetzt natürlich der Ölsektor im Fokus der Anleger, der ohnehin schon zu den relativ stärksten Sektoren der US-Börse gehört. Da relative Stärke meist länger andauert als viele Investoren vermuten, und meist von wichtigen und übergeordneten konjunkturellen Ursachen befeuert wird, ist es stets lukrativ sich in den relativ stärksten Sektoren zu engagieren.



Die folgende Grafik zeigt Ihnen den gelassenen P&F Chart der wichtigsten an der New Yorker Börse gehandelten Ölaktien. Obwohl es Ihnen dieser Chart nicht zeigt, sind gestern die Ölaktien in einer heftigen Reaktion von ihrer wichtigen 200-Tage-Linie nach oben bis an ihre 50-Tage-Linie gespurtet. Dies könnte ein wichtiger Hinweis sein, daß der kurzfristige Seitwärtstrend zwischen 1.070 und 1.170 schon bald beendet und nach oben aufgelöst wird.



Deutlich zeigt der Chart die positive Reaktion der Ölaktien auf die Stabilisierung des Ölpreises im Februar (Ziffer 2 im linken Bereich der Grafik). Wegen der hohen positiven Korrelation zwischen Öl und Aktien wurde die Erholung der globalen Aktienmärkte vom Ölsektor eingeleitet und angeführt. Dieser Zusammenhang zwischen festem Ölpreis und stabilen Aktien gilt übrigens auch heute noch. Rasch bildete sich eine aufsteigende Unterstützungsgerade, die erst vor wenigen Tagen bei 1.100 Punkten erneut ernsthaft getestet wurde. Obwohl diese wichtige Unterstützungsgerade schon knapp unterbrochen war, konnten die Bullen im Ölsektor den eingezeichneten Seitwärtstrend, der im April aufgenommen wurde, verteidigen. Erst in dieser Woche bildete sich ein Verkaufssignal, als die rechts stehende negative 0-Spalte bei 1.100 Punkten unter die vorhergehende wanderte. Dies bedeutet, dass auf diesem Niveau der Druck der Verkäufer größer als vorher war. Umso überraschender ist natürlich die gestrige sehr positive X- Spalte. Nun kommt es darauf an, dass diese die noch sehr junge Abwärtstrendgerade überspringen und den oberen Bereich des Seitwärtstrends testet. Natürlich darf man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber von der gestern von der OPEC verkündeten Kürzung der Förderquoten wird meiner Meinung nach ein starker Impuls ausgehen. Wegen der bisher anhaltend hohen relativen Stärke des Sektors gehe ich davon aus, daß die Ölaktien neuen Schub erhalten und die starke Widerstandszone zwischen 1.180 und 1.190 überbieten werden.



Gesundheitsaktien klemmen in Seitwärtstrend fest



Das prominenteste Beispiel dafür sind die Sektoren der Gesundheits- und Biotech-Aktien. Diese stehen nämlich mit schöner Regelmäßigkeit stets unter Druck, wenn sich die Wahlchancen von Frau Clinton verbessern. Und dabei zählen die Aktien aus der Gesundheitsbranche seit Jahren weltweit zu den Lieblingen der Anleger und haben allein in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von etwa 130% geschafft - obwohl sie in jüngster Zeit häufig wegen Äußerungen von Clinton zeitweise unter Druck gerieten, daß viele Arzneimittelpreise überteuert und sozial nicht gerechtfertigt seien.

Der folgende sehr gelassene P&F Chart zeigt Ihnen die langfristig große Stärke der wichtigsten US-Gesundheitsaktien, die übrigens auch die Performance der globalen Gesundheitsaktien stärkt. Bitte beachten Sie die Beschleunigung der Hausse im Sektor seit im Jahre 2012 der markante Widerstand bei 33 geknackt wurde. Seither beschleunigte sich der Kursanstieg deutlich und eine positive Unterstützungslinie bildete sich. Von dieser entfernte sich der Kurs des Index sehr rasch, was ein Hinweis auf die Stärke des Sektors ist. Noch nicht einmal während des allgemeinen Kurseinbruchs im Sommer 2015 oder im Winter 2016 wurde die aufsteigende Unterstützungslinie ernsthaft getestet. Auch dies ist ein deutliches Anzeichen für das Vertrauen der Anleger in den Sektor.



Erst vor wenigen Wochen testete der Index im Juli (Ziffer 7) bei 75 das Hoch aus dem Vorjahr, konnte dieses aber nicht überwinden, weshalb nun die Möglichkeit eines negativen Doppeltops besteht. Bisher hat sich kein Verkaufssignal ereignet. Gut unterstützt ist der Sektor bei 68, wo sich ein Verkaufssignal ergeben könnte. Dann wäre der Weg bis etwa 62 Punkte nach unten frei. Bitte bedenken Sie aber, daß Verkaufssignale oberhalb der Trendgeraden meist harmlos sind. Gefährlich für die Bullen wird es erst unterhalb der Trendgeraden, die den mittelfristigen Trendverlauf markiert.

Umgekehrt dürfte sich der Trend stark beschleunigen, sobald die Bullen das Hoch bei 74 knacken werden. Dann käme wahrscheinlich wieder richtig "Musik" in den Sektor, da viele technisch orientierte Investoren regelmäßig von der Aussicht angelockt werden, wenn ein nerviger und langwieriger Seitwärtstrend beendet ist.

Bitte beachten Sie meinen Gratis- Börsenbrief, falls Sie sich für die Philosophie der P&F Charts und die Analyse der wichtigsten Aktiensektoren interessieren.

Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit ihren Engagements und einen schönen Tag.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland, Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".